Stern der Leidenschaft
etwas erledigt ein Krieger im Handumdrehen. Hättest du dich also an die Anweisungen deines Lebensgefährten gehalten und wärst im Zelt geblieben, so wäre dir auch nichts geschehen.« »Tut es denn gar nichts zur Sache, dass ich bereits einen ziemlich hohen Preis für meine Neugier bezahlt habe?«
»Nein, denn das hättest du dir durch schlichten Gehorsam ersparen können. Dalden wird außer sich geraten, wenn er erfährt, dass du schwer verletzt wurdest, weil du dich seinem Befehl nicht gefugt hast. Und er wird sich etwas einfallen lassen, damit so etwas in Zukunft nie wieder passiert. Verstehst du nun langsam die Logik hinter der Denkweise eines Kriegers?« »Vielleicht verstehe ich sie ja«, murmelte Brittany. »Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich damit einverstanden bin.«
Martha kicherte. »Ein Krieger kommt ganz gut ohne das Einverständnis seiner Lebensgefährtin zurecht. Tedra kann ein Lied davon singen.« »Lass mich aus dem Spiel, altes Mädchen«, antwortete Tedra. »Diese Woche herrscht zwischen mir und meinem Krieger gerade wieder einmal eitel Sonnenschein. Erinnere mich also bitte nicht daran, dass das auch ganz anders sein kann.«
»Sie übertreibt, Kleine. Tedra und Challen sind ganz vernarrt ineinander. Meine Tedra mag manchmal ihren eigenen Kopf haben und muss dann auch die Konsequenzen tragen, aber sie sorgt dafür, dass Challen sie immer für alles mehr als entschädigt.« Brittany blickte ungläubig zu ihrer Schwiegermutter auf. »Du kommst aus einer Gesellschaft, die viel moderner und fortschrittlicher ist als meine. Ich hätte geglaubt, dass eine Frau wie du die Regeln und Gesetze dieses Planeten als ganz besonders barbarisch empfindet. Die Sache mit dem Zelt verstehe ich ja noch. Ich habe ja inzwischen auf äußerst schmerzhafte Weise herausgefunden, welchen Sinn die Anordnung, das Zelt nicht zu verlassen, hatte. Aber was ist mit all den anderen Vorschriften? Ausgehen nur in Begleitung, Kleider, die zeigen, wem man gehört – warum schränkt man nicht die Freiheiten der Männer durch Verbote ein? Warum verlangt man nicht einfach von ihnen, Frauen grundsätzlich in Ruhe zu lassen und ihren Willen zu respektieren? Wie kannst du es ertragen, wie ein Kind behandelt zu werden?«
»Nun hör sich das einer an! Ich bin selbst schon ganz gespannt auf die Antwort«, tönte Martha. Tedra überhörte die Bemerkung ihres vorlauten Computers. Sie half Brittany auf und hakte sich bei ihr unter. Dann begleitete sie ihre Schwiegertochter zu Daldens Zimmer. Unterwegs erklärte sie: »Ich akzeptiere es nicht, wenn man mich wie ein Kind behandelt. Doch ich respektiere die Gesetze dieses Landes. Kein Mensch erwartet von dir, dass du dich über Nacht in eine mustergültige Sha-Ka’ani verwandelst. Nicht einmal Dalden. Mir fiel es damals leichter, mich anzupassen, denn am Anfang meiner Zeit auf diesem Planeten führte ich einen ganzen Monat lang das Leben einer rechtlosen Sklavin. Ich hatte eine Herausforderung angenommen und den Wettkampf verloren. Als Verliererin musste ich die vorher festgelegte Strafe annehmen und konnte mich eigentlich nicht über diese Demütigung beklagen. Was ich dir damit sagen will, ist Folgendes: Ich habe diese Gesellschaft vom unteren Ende her kennen gelernt. Deshalb weiß ich die Freiheiten, die ein höherer gesellschaftlicher Rang mit sich bringt, zu schätzen, selbst wenn auf dieser Ebene noch immer überwiegend die Männer das Sagen haben.« »Überwiegend?«, schnaubte Brittany. »Zu hundert Prozent würde den tatsächlichen Stand der Dinge wohl treffender beschreiben.«
Tedra grinste. »Wir befinden uns auf einer von Männern dominierten Welt. Daran beißt keine Maus einen Faden ab. Dazu kommt noch, dass die Männer hier Giganten sind. Es sind also ein paar Verhaltensregeln nötig, um die Frauen vor dieser ungeheuren Körperkraft zu schützen. Den Frauen, die hier aufgewachsen sind, machen die Gesetze zumeist nichts aus. Sie kennen ja nichts anderes. Verstehst du das? Für sie ist dieses Leben nicht barbarisch, sondern ganz normal.« »Und man macht für Besucherinnen keine Ausnahme?«, fragte Brittany.
»Warum sollte man? Die Bewohner von Sha-Ka-Ra könnten Gäste von einem anderen Planeten ohnedies nicht von Besuchern aus irgendeinem entfernten Winkel von Sha-Ka’an unterscheiden. Hier gibt es keine Schulen, wie wir sie kennen. Die Sha-Ka’ani lernen nicht viel über ihre Nachbarländer und schon gar nichts über andere Welten. Für sie gibt es nur richtig
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