Stern der Leidenschaft
Besucherzentrum. Nur Jorran und seine Leute sind dort. Der große König Cayden sitzt hoch über unserem Planeten im modernsten aller gekaperten Schiffe und kann es kaum erwarten, aus sicherem Abstand die Zerstörung Sha-Ka’ans zu befehligen.«
»Jorran ist auch nicht mehr im Zentrum«, schaltete Martha sich plötzlich an Challen gerichtet ein. »Es wäre also wirklich besser, noch ein wenig abzuwarten, großer Krieger. Übrigens, Jorran hat soeben Kontakt mit mir aufgenommen und mich um einen Nottransfer in eine meditechnische Einheit gebeten.« »Für ihn selbst?«, fragte Tedra überrascht. »Nein, für deine Schwiegertochter.« Tedra wurde blass. »Was ist denn nun schon wieder los?«
»Das konnte ich bisher noch nicht genau feststellen«, musste Martha zugeben. »Sie hat jedenfalls ziemlich viel Blut verloren. Ihr Leben hängt an einem seidenen Faden.« Nach acht Sekunden voller Spannung fugte Martha hinzu: »Okay. Transfer erfolgt. Wir haben gerade noch einmal Glück gehabt. Sie ist nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Ich sage es nur ungern, aber Jorran hat ihr das Leben gerettet, indem er Kontakt zu mir aufnahm. Nun steht ihr ganz offiziell in der Schuld dieses Schurken.«
Tedra fluchte wie selten zuvor. Challen legte ihr beschwichtigend einen Arm um die Schultern. »Ich bezweifle, dass Jorran ganz und gar selbstlos gehandelt hat«, erklärte er. »Was sagst du dazu, Martha?« »Du hast Recht. Er hat mich nur deshalb um Hilfe gebeten, weil er Brittany mit nach Hause nehmen möchte. Diese centurianischen Trottel haben wirklich mehr Glück als Verstand. Auf einigen ihrer Schiffe sind Transfer-Vorrichtungen installiert. Aber es ist ihnen noch immer nicht gelungen, eine meditechnische Einheit aufzutreiben. Jorran hat Brittany gefunden, weil er den ganzen Planeten nach ihrer Sprache abgehört hat. Dann ist er durch Molekulartransfer dort hingelangt, wo sie sich befand, hat den Sa’abo getötet, der gerade dabei war, sie in Stücke zu reißen, und hat glücklicherweise sofort eingesehen, dass nur die Meditechnik sie noch retten konnte. Und die einzige Möglichkeit, an diese Art der Hilfe heranzukommen, war durch mich.«
»Wo, zum Teufel, steckt Dalden?« »Ich suche gerade systematisch die weitere Umgebung um das Zelt nach ihm ab«, antwortete Martha. »Aber da er nicht spricht, ist es ziemlich schwierig, ihn zu orten. Wenn er zum Lagerplatz zurückkommt und die Blutlache sieht, aber Brittany nicht findet, garantiere ich für nichts. Ich habe die Örtlichkeiten hier auf dem Monitor und muss sagen – kein schöner Anblick. Ich schicke Corth II zum Zelt. Er wird dort auf Dalden warten und ihm alles erklären.«
»Bist du dir ganz sicher, dass Jorran Dalden nicht bereits irgendwohin transferiert hat?«, fragte Tedra besorgt. »Er schwört, er hätte Dalden nicht gesehen, während er sich um Brittany gekümmert hat. Und ich bin geneigt, ihm zu glauben. Er wirkt ziemlich verstört.« »Jorran – verstört?«
»Außerdem hätte Brittany wohl kaum nähere Bekanntschaft mit einem Sa’abo geschlossen, wenn Dalden in der Nähe gewesen wäre«, gab Martha zu bedenken.
Damit hatte sie sicher Recht. Tedra beruhigte sich ein wenig. Gleichzeitig wuchs ihr Ärger darüber, dass sie nun nicht ganz so unnachgiebig mit Jorran verfahren konnten, weil sie sich dankbar zeigen mussten. »Warum suchte Jorran eigentlich auf eigene Faust nach den beiden?«, wollte sie nun wissen. »Waren die Forderungen der Centurianer am Ende nur ein Ablenkungsmanöver?«
»Sämtliche Wahrscheinlichkeitsberechnungen lassen darauf schließen, dass Jorran seiner Verwandtschaft nichts von mir und der Androvia erzählt hat. Der höchste Großkönig, Cayden, meint es wirklich ernst. Er will Rache, denn das Königshaus fühlt sich durch die Art, wie wir Jorran behandelt haben, beleidigt. Doch nur Jorran allein weiß, welche überaus schlagkräftigen Waffensysteme uns zur Verfügung stehen. Er wollte wohl die Chance nutzen, sich heimlich das zu holen, was er haben möchte, während wir durch die Verhandlungen mit Cayden abgelenkt sind.« »Heißt das, er hat seine Verwandtschaft hierher gelotst, obwohl er wusste, dass sie sich blamieren? Warum sollte er so etwas tun?«
»Wie ich schon sagte, er hat Interesse an unserer Brittany. Vielleicht hätte ich euch schon vor ein paar Tagen ein wenig genauer erklären müssen, wie groß sein Interesse an ihr ist. Aber das hielt ich zu diesem Zeitpunkt nicht für wichtig, denn eigentlich war nicht geplant, dass
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