Stern der Liebe ueber Kenia
alles nochmals durch. Wie kam Rand dazu, so schlecht von ihr zu denken?
Eine neue Überlegung drängte sich auf.
Wieso mischte er sich überhaupt ein? Die beiden Männer hatten sich jahrelang nicht gesehen. Da ging Nicks Privatleben ihn doch letztlich nichts an.
Shanna seufzte und fühlte sich erschöpft. Vielleicht löste sich das Rätsel später.
Jetzt würde sie erst mal schlafen. Morgen konnte sie dem überheblichen Mr.
Caldwell klar machen, dass er die Situation völlig falsch verstanden hatte und in Zukunft lieber keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte.
Ein strahlender Morgen begrüßte Shanna. Wie ein lebendes Gemälde bot sich ihr durchs offene Fenster ein Ausschnitt leuchtend blauen Himmels, geschmückt mit einem blühenden, sich im Windhauch sanft wiegenden Bougainvilleazweig.
Ein Weilchen blieb sie liegen und lauschte dem hereindringenden Vogelgezwitscher. Herrlich, jeden Morgen so zu erwachen!
Jemand klopfte zaghaft an die Tür. Bestimmt nicht Rand. Zaghaft passte nicht zu ihm.
"Herein."
Ein junges Mädchen im rosa Baumwollkleid kam lächelnd mit einem Teetablett herein und sah Shanna neugierig an.
"Guten Morgen, Memsab", sagte es auf Suaheli. "Ich bringe Ihren chai."
Vorsichtig stellte es das Tablett auf den Nachttisch, nahm die kleine Kanne auf und schenkte Tee ein.
"Asante sana." Shanna erwiderte das Lächeln des Mädchens, das etwa sechzehn sein mochte und sehr hübsch war. "Wie heißt du?"
"Catherine. Lassen Sie mich bitte wissen, wenn Sie etwas brauchen."
"Danke, das werde ich tun."
Das Mädchen zog sich zurück und schloss die Tür hinter sich.
Shanna blickte auf den Tee, der sehr stark zu sein schien. Sie war es gewöhnt, morgens Kaffee zu trinken, aber Tee passte hierher. Sehr englisch. Sie gab Milch und Zucker hinein und trank genüsslich das starke, süße Gebräu.
Nachdem Shanna sich angekleidet hatte, fand sie Rand in der Küche vor, wo er sich mit Kamau unterhielt. Buschhut auf dem Kopf, Schlüsselbund in der Hand -
offenbar wollte er gerade aufbrechen.
"Guten Morgen", begrüßte Shanna ihn locker.
Kühl sah er sie an. "Guten Morgen."
"Ich muss Sie sprechen." Sie wollte es möglichst schnell hinter sich bringen.
"Das wird warten müssen." Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ Rand die Küche.
Gleich darauf hörte Shanna draußen den Motor anspringen. Mr. Caldwell war fort. Vermutlich für den Rest des Tages. Na ja, vielleicht war das ganz gut so.
Shanna frühstückte allein auf der Terrasse vor dem Esszimmer. Die Luft war frisch und prickelnd wie Champagner. Da Shanna sich rastlos fühlte, beschloss sie, spazieren zu gehen, ehe sie sich wieder an die Arbeit machte. Sie schlenderte durch den Garten und erfreute sich an der Farbensymphonie der duftenden Blumen, Büsche und Bäume - Frangipani, Jasmin, Bougainvilleen.
Wer mochte dieses paradiesische Fleckchen Erde geschaffen haben?
Schließlich verließ Shanna den eingezäunten Garten, vermied es jedoch, die Wege zu verlassen. Sie wollte näher an die Schlucht herankommen. Unten glitzerte Wasser in der Sonne. Vogelgesang erfüllte die Luft, und Schmetterlinge umgaukelten die Blüten. Shanna setzte sic h auf einen Felsbrocken und betrachtete die Umgebung durch den Feldstecher.
Wenig später hörte sie fernes Brummen, dann näherte sich über die Hauptzufahrt eine Staubwolke. Rands Landrover.
Unvermittelt bog er nach rechts ab, verließ die Straße und kam auf Shanna zu.
Rand musste sie entdeckt haben, aber in ihrem himbeerfarbenen Sweatshirt war sie auch schwer zu übersehen.
Er hielt an und beugte sich aus dem offenen Fenster. Der harte Ausdruck in seinen Augen verhieß nichts Gutes.
"Was fällt Ihnen ein, hier allein rumzulaufen? Haben Sie den Verstand verloren? Meine Güte, Sie sind hier nicht im Zoo! "
Shanna verspannte sich und hätte am liebsten scharf geantwortet, zwang sich jedoch, ruhig zu bleiben. "Danke, es geht mir bestens", erwiderte sie höflic h.
„Steigen Sie ein", forderte Rand. "Ich bringe Sie nach Hause."
Seine herrische Art machte sie wütend. "Ich laufe zurück."
"Ich sagte, einsteigen!" fuhr er sie an. "Ich kann Sie nicht allein im Busch herumlaufen lassen. Sie haben ja keine Ahnung, was hier alles passieren kann."
Shanna beherrschte sich nur noch mühsam. "Sie haben mir nichts zu sagen.
Und ich mag es nicht, herumkommandiert zu werden."
Doch Rand zog nur eine Braue hoch. "Vor zwei Tagen wurde in der Nähe des Hauses ein Leopard gesehen. Sie wollen ihm doch wohl
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