Stern der Liebe ueber Sizilien
zu. „Habe ich dich nicht gewarnt, dass sie genauso unabhängig ist wie Shawna? Wir können froh sein, dass die beiden sonst nicht viel gemeinsam haben.“
Das Lächeln und auch der herablassende Ausdruck verschwanden aus Antonios Gesicht, als er die Bedeutung des Gesagten erfasste.
Auch Francesco wurde wieder ernst. „Verzeih mir, Elisa. Ich sollte nicht so über deine Mutter reden.“
Überrascht, jedoch unsagbar erleichtert schüttelte sie den Kopf. Also das hatte ihr Vater gemeint. „Shawnas Anschauungen sind mir bekannt, Papa. Schließlich bin ich bei ihr aufgewachsen.“
Francesco ließ sich in den Sessel fallen und verzog das Gesicht. „Ich werde mir nie verzeihen, dass ich nicht auf dem Sorgerecht für dich bestanden habe. Bei mir wärst du in der Geborgenheit einer richtigen Familie groß geworden, so wie Annemarie. Und nicht …“ Er seufzte. „Ich glaubte, ein Kind braucht seine Mutter, aber das war Shawna nie. Sie hat dich nur verunsichert.“
Elisa traute ihren Ohren kaum. Dass ihr Vater seine Entscheidung von damals bereuen könnte, hätte sie sich nicht träumen lassen. Reglos verharrte sie in der Mitte des Wohnzimmers.
„Ich … Ich bin nicht sicher, dass ich hierher gepasst hätte, Papa“, erwiderte sie schließlich. „Ich bezweifle, dass deine Frau die uneheliche Tochter, die du mit deiner ehemaligen Geliebten hattest, unter ihrem Dach hätte haben wollen, was auch durchaus verständlich ist.“
Sie biss sich auf die Lippen. Aus ihren Worten klang so viel Bitterkeit, dass sie wünschte, sie könne sie zurücknehmen, auch wenn sie nur die Wahrheit besagten.
„Du irrst dich, Elisa, ich hätte dich sehr gern in unserer Familie gehabt.“
Unbemerkt war Theresa ins Zimmer gekommen und trat jetzt neben ihren Mann. Freundlich und ruhig, wie es ihrem Wesen entsprach, fuhr sie fort: „Annemarie hätte sich sicher gefreut, mit ihrer großen Schwester aufzuwachsen. Sie wird enttäuscht sein, dass sie deinen Besuch verpasst. Im Moment ist sie bei Freunden auf dem Land und kommt erst in ein paar Tagen zurück.“
Elisa schluckte. Ihre Stiefschwester und sie hatten wenig gemeinsam, und obwohl sie sich mochten, vermissten sie einander im Grunde nicht wirklich.
„Wir stehen uns nicht sehr nahe, Theresa.“
„Das hätte anders sein können“, warf Francesco schuldbewusst ein.
Ganz offensichtlich machte er sich ihretwegen große Vorwürfe, doch was nützte das jetzt noch? „Für solche Überlegungen ist es ein bisschen spät, Papa.“
Er zuckte zusammen.
Elisa ballte die Fäuste. „Bitte entschuldige, ich wollte dich nicht kränken. Aber du tust dir keinen Gefallen, wenn du Dingen nachtrauerst, die sich nicht mehr ändern lassen.“
Theresa legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Elisa hat recht, amore. Seit deiner Herzgeschichte denkst du ein bisschen zu viel über die Vergangenheit nach, und das ist nicht gut. Was vorbei ist, ist vorbei. Wir leben in der Gegenwart und sollten uns freuen, dass deine Tochter zu Besuch weilt, anstatt die Zeit mit nutzlosen Selbstvorwürfen zu verschwenden.“
Liebevoll blickte Francesco der Gefährtin in die Augen, mit der er seit dreiundzwanzig Jahren glücklich verheiratet war. „ Si, bella mia, du hast natürlich recht. Wie immer.“
„Du Schmeichler!“ Theresa beugte sich hinab und küsste ihn auf die Wange. „Bilde dir nicht ein, dass du jetzt Tiramisuzum Nachtisch bekommst. Du weißt, was der Doktor gesagt hat.“
Alle lachten, und die gute Laune war wiederhergestellt.
Sie gingen zu Tisch, und das Dinner verlief in einer heiteren und entspannten Atmosphäre. Das änderte sich jedoch schlagartig, als Antonio nach dem Essen verkündete, dass Elisa während des Besuchs bei ihm wohne.
Sofort empörte Francesco sich. „Dein Vater ist in Amerika und dein Großvater auf einer Kreuzfahrt in der Ägäis. Es ziemt sich nicht, dass meine Tochter in deinem Haus übernachtet.“
Die Tochter hätte beinahe laut gelacht. Hatte ihr Vater vergessen, dass sie seit Jahren ihr eigenes Leben führte? Sie hielt sich jedoch zurück und schwieg. Sollte Antonio zusehen, wie er mit Francesco zurechtkam – das Ganze war schließlich seine Idee.
„Trotzdem, sie bleibt bei mir. Sie ist immer noch in Gefahr, und das gilt auch für diejenigen, bei denen sie wohnt. Sollte etwas geschehen, dann kann ich sie in meinem Haus besser schützen, weil ich auf niemand anders Rücksicht nehmen muss.“
Francesco ließ sich durch diese Argumente nicht beeindrucken. Er kniff
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