Stern der Liebe ueber Sizilien
er sich dem jungen Mann zuwandte. „Sie sind gewachsen, Nico. Nicht mehr lange, und Sie können das Geschäft Ihres Großvaters übernehmen.“
Nico lachte, aber der alte Herr meinte betrübt: „Wenn ich nicht vorher zumachen muss.“ Dann hellte sich seine Miene auf, und er lächelte. „Elisa ist meine ganze Hoffnung. Hat sie Ihnen von der Auktion erzählt?“
„Nicht sie. Ihr Vater.“
„Dieser jungen Dame verdanke ich, dass mich der Kronprinz mit dem Verkauf der Juwelen beauftragt hat. Aber wenn man so hübsch und intelligent ist wie sie, kann kein Mann Nein sagen. Habe ich recht, Signor di Vitale?“ Er zwinkerte ihm zu.
Elisa hätte ihm sagen können, dass weder das eine noch das andere Signor di Vitale daran gehindert hatte, sie sitzen zu lassen. Doch wozu? Er war ihr gleichgültig. Sie wollte weder seine Liebe noch seine geheuchelte Besorgnis, sie wollte nur, dass er möglichst bald wieder verschwand.
Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung. Antonio blieb. Er und Signor di Adamo überprüften die Sicherheitsvorkehrungen im Verkaufsraum und unterhielten sich über notwendige Reparaturen oder Änderungen.
Sie tat ihr Bestes, um ihm aus dem Weg zu gehen, doch er schien ihre Nähe absichtlich zu suchen. Als wisse er, welche Wirkung er immer noch auf sie hatte.
Nach einer halben Stunde ertrug sie es nicht länger und flüchtete in ihr kleines Büro, um an den Vorbereitungen für die Auktion zu arbeiten. Mochte ihr Chef sich um die Kundschaft kümmern.
Ganz in ihre Tätigkeit vertieft, hörte sie nicht, dass die Tür geöffnet wurde.
„Diesmal läufst du mir nicht davon.“
Antonio stand da und versperrte ihr mit seiner hohen breitschultrigen Gestalt den Fluchtweg. Sie presste die Lippen aufeinander und verbarg die Hände unter dem Schreibtisch, damit er nicht sah, wie sie zitterten. „Ich bin nicht davongelaufen, ich habe zu tun.“
„So wie bei meinen anderen Besuchen, bei denen du leider jedes Mal durch Abwesenheit geglänzt hast.“
„Das stimmt nicht, ich war nicht immer unterwegs.“
„Nein, beim ersten Mal warst du in deiner Wohnung und hast mich vor der Tür stehen lassen.“
Nicht nur das. Sie hatte ihm mit der Polizei gedroht, und er war tatsächlich gegangen, obwohl es ihm vermutlich ein Leichtes gewesen wäre, die Beamten abzuwimmeln.
„Trotzdem bist du wiedergekommen.“
„Und du warst nicht da.“
„Ich war auf Geschäftsreise.“
Er hatte den Fehler begangen, sie zwei Tage vorher aus Rom anzurufen, und ihr dadurch Gelegenheit gegeben, früher als vorgesehen abzureisen.
„Erzähl mir nichts, du bist davongelaufen, genau wie bei meinem nächsten Besuch.“
„Da war ich bei meiner Mutter in New York.“
„Du bist ein paar Stunden vor meiner Ankunft abgeflogen, weil du von Francesco erfahren hast, dass ich auf dem Weg zu dir war.“
„Papadachte, ich würde mich über deinen Besuch freuen.“ Ihr Vater, ebenso wie der Rest der Familie, glaubte, dass sie und Antonio befreundet waren. Von ihrer einstigen Beziehung wusste er nichts. Unbeabsichtigt hatte er ihr mit dem Anruf einen großen Gefallen getan.
„Du bist weggelaufen, Elisa, streite es nicht ab. Aber damit ist jetzt Schluss, ich erlaube es nicht.“
„Du erlaubst es nicht?Zwischen uns ist es aus, ich will dich nicht mehr sehen. Kapierst du das nicht?“
Er erblasste – oder bildete sie sich das nur ein?
„Dein Vater hat mich gebeten, auf dich aufzupassen, und das werde ich.“
„Ich bin nicht in Gefahr.“
„Woher willst du das wissen?“ Langsam verlor er die Geduld. „Eure Sicherheitsvorkehrungen sind noch schlechter, als ich befürchtet hatte, ein Traum für jeden Gelegenheitsdieb. Signor di Adamo kann sich glücklich schätzen, dass euch noch keiner ausgeraubt hat.“
„Signor di Adamo hat kein Geld für Verbesserungen.“
„Das ist kein Grund. Stimmt es, dass du die meiste Zeit allein im Geschäft bist?“
„Und wenn schon. Das geht dich nichts an.“
„Alles, was dich betrifft, geht mich etwas an. Du bedeutest mir sehr viel.“
Wollte er sie verhöhnen? Sie hatte Monate gebraucht, um sich einzureden, dass sie über die Trennung hinweg war, und jetzt tauchte er plötzlich auf und wühlte alles, was sie vergessen wollte, wieder auf.
Ohne zu überlegen, sprang sie auf und war mit ein paar Schritten vor ihm. „Das ist eine Lüge“, zischte sie. „ Nichts bedeute ich dir, nicht so viel!“ Sie schnipste mit den Fingern. „Für dich war ich jemand, mit dem du nach Lust und Laune ins Bett
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