Stern der Rebellen
würde.
Am zweiten Tag wachte er mit einem Lächeln auf ihm war klar geworden, dass niemand dahinter kommen würde, was wirklich mit dem Roboter geschehen war. Das feierte er damit, dass er erneut zu Hause blieb und bis zwei Stunden nach Schichtbeginn im Bett liegen blieb. Dann kramte er einige der Luxusnahrungsmittel hervor, die seine Eltern gehortet hatten, und starrte auf das Wandbild, auf dem es nicht mehr schneite. Er hütete sich davor, seine Karte ins Vid zu stecken und einen Film anzufordern, oder sich draußen in einer der Freizeitzonen sehen zu lassen. Dadurch würde ihm die Company nur noch schneller auf die Schliche kommen.
Die Flocken, die auf dem Wandbild einfach in der Luft hängen geblieben waren, faszinierten Sten. Gefrorenes Wasser, das vom Himmel fiel. Es kam ihm nicht allzu hygienisch vor. Wieder Überlegte er, ob es nicht einen Ausweg aus dieser Welt hier gab. Auch wenn diese Schneeflocken nicht sehr nützlich aussahen, so könnte es doch interessant sein, sie sich anzuschauen. Wahrscheinlich war alles ziemlich interessant, was nichts mit der Company und mit Vulcan zu tun hatte.
Am dritten Tag beschloss er, nie wieder zur Arbeit zu gehen. Er wusste nicht, wie lange er sich noch drücken konnte, oder was mit ihm geschah, wenn sie ihn erwischten. Er blieb einfach sitzen und versuchte sich vorzustellen, wie es wohl war, durch diese Schneeflocken zu spazieren, ohne eine Karte in der Tasche, die einem ständig sagte, wo man hinzugeben hatte und was man tun musste, sobald man dort angekommen war.
Gerade hatte er festgestellt, dass sich die Schneeflocken zu bewegen schienen, wenn er die Augen ein wenig zusammenkniff, da ertönte die Türklingel.
Er rührte sich nicht. Es klingelte erneut.
»Sten?« rief der Berater durch das Kontrollpanel. »Ich weiß, dass du da bist. Mach schon auf. Alles ist in Ordnung. Wir besprechen alles miteinander. Du musst nur die Tür aufmachen. Alles ist in Ordnung.«
Sten wusste, dass das nicht stimmte. Trotzdem riss er sich zusammen und ging schließlich zur Tür. Wieder ertönte der Summer – dann fummelte jemand am ID-Schloss herum. Sten blieb an der Tür stehen.
Er zögerte einen Moment und stellte sich dann neben die Tür. Ein Klicken im Schloss, und die Tür glitt auf. Der Berater trat ein. Sein Mund war bereits offen, er wollte gerade ansetzen und etwas sagen. Mit erhobenen Fäusten ging Sten auf ihn los. Der Hieb erwischte den Berater seitlich am Kopf und ließ ihn gegen die Wand knallen. Der Berater rutschte an der Wandverkleidung herunter und fiel flach auf den Boden. Er bewegte sich nicht. Sein Mund stand noch immer offen.
Plötzlich fühlte sich Sten ganz ruhig. Er hatte gerade sämtliche anderen Möglichkeiten ein für allemal ausgeschlossen. Jetzt konnte er nur noch eins tun. Er beugte sich über den ohnmächtigen Berater und durchsuchte rasch seine Taschen. Er fand die Karte des Mannes und steckte sie ein. Wenn er sie anstelle der eigenen benutzte, brauchte die Sicherheit vielleicht etwas länger, um ihn aufzuspüren. Außerdem konnte er sich damit Zugang zu bestimmten Zonen verschaffen, die seiner Mig-Karte verschlossen blieben.
Sten drehte sich um und ließ seinen Blick durch die drei kahlen Zimmer wandern. Was auch immer geschehen würde, er sah sie jetzt zum letzten Mal. Dann rannte er hinaus in Richtung Gleitband, in Richtung Raumhafen, in Richtung irgendeiner Möglichkeit, von Vulcan wegzukommen.
Kaum hatte er das Gleitband verlassen, fühlte er sich am falschen Ort. Die Leute ringsum hatten sich verändert. Er sah nur noch wenige Migs in ihren auffälligen, schmuddeligen Overalls. Alle anderen sahen reicher und herausgeputzter aus: Techs, Büroleute, Verwaltungskräfte, hier und da sogar das Glitzern eigenartiger Kostüme von anderen Welten.
Sten begab sich rasch hinüber zum Kleiderautomaten, schob die Karte des Beraters in den Schlitz und hielt den Atem an. Würde sofort der Alarm losgehen? Eilte in diesem Moment bereits die Soziopatrouille auf die Plattform zu?
Die Maschine rülpste kurz und zeigte ihm ein Display mit verschiedenen Wahlmöglichkeiten. Sten drückte auf das erste Ding in seiner Größe, das für einen Mann tragbar erschien, und schon flutschte ein Päckchen in den Auffangbehälter. Er riss es an sich und schob sich durch die Menge in die nächstbeste Freizeitzone.
Mit Hilfe der Karte gelangte Sten bis ins Verwaltungszentrum des Raumhafens und versuchte so auszusehen, als gehörte er hierher. Wegen der Karte des
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