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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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daß die Jevleneser die angebliche Aggressivität der Erde als Entschuldigung dafür gebraucht hatten, um selbst militärisch aufzurüsten, wie sie das bereits vermutet hatte. Das schien eine andere Theorie zu stützen, die sie sich im Verlauf ihrer Studien gebildet hatte, und hier ergab sich eine Möglichkeit, sie zu überprüfen. Wenn sie das aber wirklich tun wollte, mußte sie es wieder mit Bluff versuchen. »Ich for-dere Sie heraus, diese Erklärung zu belegen«, sagte sie.
    »Das, was ich bisher beschrieben habe, war nämlich nur ein Teil der Aktivitäten der Jevleneser.« Alle Köpfe im Raum drehten sich zu ihr um. »Im neunzehnten Jahrhundert wurde deutlich, daß die westliche Zivilisation die Naturwissenschaften und die industrielle Technologie trotz all der Bemühungen der Jevleneser schnell auf der ganzen Welt verbreitete. An diesem Punkt änderten die Jevleneser ihre Taktik, und zwar begannen sie nun, wissenschaftliche Entdeckungen zu stimulieren und dadurch zu beschleunigen, daß sie an verschiedenen Stellen Informationen durch-sickern ließen, die bedeutende Entdeckungen nach sich zogen.« Sie drehte ihren Kopf leicht. »Dr. Hunt. Könnten Sie sich bitte dazu äußern?«
    Hunt hatte das erwartet. Er stand auf und sagte: »Die deutlichen Diskontinuitäten und Brüche, von denen die be-

    deutenden Durchbrüche in Physik und Mathematik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts begleitet waren, waren schon lange ein Rätsel für uns. Meiner Meinung nach wären die völlig revolutionären Ansätze in dieser Zeit ohne Hilfe von außen nicht möglich gewesen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Heller. Sie sah wieder auf die Thurier, die ihr anscheinend zum Teil nicht ganz folgen konnten. »Warum die Jevleneser etwas Derartiges tun sollten, wo sie doch bis dahin ihren Rivalen immer behindert hatten? Weil sie sich gezwungen sahen zu akzeptieren, daß sie die Erde nicht mehr aufhalten konnten. Da die Erde also sowieso ein hochtechnisierter Planet werden würde, beschlossen die Jevleneser, die bereits existierende Infra-struktur zu benutzen und die Entwicklung durch ihre Agenten so zu lenken, daß ihr Rivale sich selbst vernichtete. Sie machten sich mit anderen Worten daran, die Ereignisse so zu beeinflussen, daß die Naturwissenschaften, für deren Entwicklung sie selbst mitverantwortlich waren, nicht dazu benutzt werden würden, um die Menschheit von den Geißeln zu befreien, unter denen sie während ihrer gesamten Geschichte gelitten hatte, sondern um einen globalen Krieg von noch nie dagewesener Zerstörungskraft zu führen.« Sie beobachtete Broghuilio genau, während sie sprach, und sah, daß sie ins Schwarze getroffen hatte. Jetzt war der Moment gekommen, um aufs Ganze zu gehen.
    »Wollen Sie etwa abstreiten, daß die Jevleneser gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Adel infiltriert haben und für den plötzlichen Ausbruch von kleingeistigen Streitereien und Eifersüchteleien verantwortlich waren, die die Schrecken des Ersten Weltkriegs zur Folge hatten?« fragte sie mit einer plötzlich lauten und schneidenden Stimme.

    »Wollen Sie abstreiten, daß es eine von den Jevlenesern kontrollierte Organisation war, die nach der Revolution von 1917 in Rußland die Macht an sich gerissen hat, um den Prototyp für den totalitären Polizeistaat zu entwickeln?
    Wollen Sie abstreiten, daß eine von den Jevlenesern kontrollierte Gruppe in den Wirren des Nachkriegsdeutsch-lands der zwanziger und dreißiger Jahre jene Haßgefühle geschürt hat, die der Völkerbund mit friedlichen Mitteln aus der Welt schaffen sollte? Sie war von einigen sorgfältig und vorbereiteten Personen geführt, nicht wahr? Was ist aus dem echten Adolf Hitler geworden? Oder hat jemand hinter dem Thron die Fäden in der Hand gehabt – vielleicht Alfred Rosenberg?« Die drei Jevleneser brauchten kein Wort zu sagen. Ihre verkrampfte Haltung und ihre verblüfften Gesichter bestätigten Hellers Thesen schon deutlich genug. Heller wandte den Kopf den Thuriern zu und erklärte: »Der zweite Weltkrieg sollte eigentlich mit Kernwaffen geführt werden. Die notwendigen wissenschaftlichen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Vorausset-zungen dafür waren geschaffen worden. Die Sache hat dann zwar nicht ganz so geklappt, wie es geplant war, aber es hat beängstigend wenig gefehlt.«
    Wieder brach unter den Thuriern ein unterdrücktes Gemurmel aus. Heller wartete, bis es sich gelegt hatte, und sprach dann mit etwas leiserer Stimme weiter. »Die Span-nungen

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