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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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übertrieben waren.«
    »Ich frage Sie also noch einmal – wie lange?« sagte Showm. »Wie lange praktizieren Sie das schon?«
    »Zehn, vielleicht zwanzig Jahre... ich weiß es nicht mehr.«
    »Sie wissen es nicht mehr?« Sie sah Wylott an. »Das ist doch Ihre Abteilung. Haben Sie kein Archiv?«
    »Dafür ist JEVEX zuständig«, antwortete Wylott hölzern.
    »VISAR«, sagte Calazar. »Bitte das Archiv von JEVEX.«
    »Das ist ungeheuerlich!« tobte Broghuilio, und sein Gesicht verdunkelte sich vor Wut. »Nach einer alten Übereinkunft ist das Überwachungsprogramm uns anvertraut. Sie haben kein Recht, so etwas zu verlangen. So war es vereinbart.«
    Calazar ignorierte ihn. Einige Sekunden später informierte sie VISAR: »Ich verstehe die Antwort nicht. Entweder sind die Archive lückenhaft, oder JEVEX hat die Anweisung, sie nicht freizugeben.«
    Das schien Showm nicht zu überraschen. »Lassen wir das erst einmal«, sagte sie und richtete ihren Blick wieder auf Estordu. »Nehmen wir einmal zu Ihren Gunsten an, es wären wirklich nur zwanzig Jahre. Das würde bedeuten, daß alles, was vor diesem Zeitpunkt von JEVEX gemeldet worden ist, unverfälscht war. Ist das richtig?«
    »Vielleicht waren es auch ein paar Jahre mehr«, sagte Estordu hastig. »Fünfundzwanzig, vielleicht auch dreißig Jahre.«
    »Dann wollen wir noch weiter zurückgehen. Der Zweite Weltkrieg ist auf der Erde vor sechsundachtzig Jahren zu Ende gegangen. Ich habe mir einen Teil der Berichte von JEVEX angesehen, in denen es um die angeblichen Ereignisse aus dieser Zeit geht. Ich darf Ihnen vielleicht einige Beispiele liefern. Nach den Angaben von JEVEX sind die Städte Hamburg, Dresden und Berlin nicht durch konventionelles schweres Bombardement vernichtet worden, sondern durch Kernwaffen. Nach JEVEX ist der Korea-Konflikt der fünfziger Jahre zu einer größeren Auseinandersetzung zwischen den amerikanischen und sowjetischen Streitkräften eskaliert. In Wirklichkeit ist nichts von all dem passiert. So wurden auch in den Kriegen im Mittleren Osten in den sechziger und siebziger Jahren keine Kernwaffen eingesetzt, und genausowenig kam es in den neunziger Jahren zu einem Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen China und Rußland.« Showms Stimme wurde eisig, als sie zum Schluß kam. »Genausowenig ist die Besatzung der Shapieron von einer militärischen Garnison der Vereinigten Staaten auf Ganymed gefangengenommen worden.
    Es hat nie eine militärische Garnison der Vereinigten Staaten auf Ganymed gegeben.«
    Estordu wußte keine Antwort. Wylott blieb unbeweglich sitzen und starrte vor sich hin. Broghuilio schien vor Empörung anzuschwellen. »Wir wollten Beweise! « donnerte er. »Das sind keine Beweise, sondern nur Anschuldigun-

    gen. Wo ist Ihr Beweismaterial? Wo sind Ihre Zeugen?
    Wie wollen Sie Ihr unerträgliches Benehmen rechtfertigen?«
    »Jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Heller und stand neben Calazar auf. Das wollte sie sich auf keinen Fall nehmen lassen. Von Hunts Platz aus schien sich nichts zu ver-
    ändern, aber nach der Art, wie die drei Jevleneser ihre Köpfe herumrissen und sie anstarrten, blieb kein Zweifel, daß VISAR sie plötzlich hatte erscheinen lassen.
    Bevor irgend jemand etwas sagen konnte, meldete sich Calazar zu Wort. »Darf ich Ihnen jemanden vorstellen, der alle Ihre Anforderungen erfüllt – Karen Heller, Sonderbot-schafterin des State Departments der Vereinigten Staaten von Amerika auf Thurien.«
    Estordu war blaß geworden, und Wylotts Mund ging sinnlos auf und zu, ohne ein Geräusch zu produzieren.
    Broghuilio stand mit geballten Fäusten da, und sein Körper zitterte deutlich sichtbar vor Wut. »Wir haben viele Zeugen«, sagte Calazar. »Sogar neun Milliarden. Für den Augenblick werden aber einige Stellvertreter ausreichen.« Die Jevleneser rissen ihre Augen noch weiter auf, als der Rest der Delegation von der Erde sichtbar wurde. Sie sahen allerdings nicht in die entgegengesetzte Richtung, was bedeutete, daß Calazar noch nicht die Anweisung an VISAR
    erteilt hatte, Garuth und die anderen Mannschaftsmitglieder der Shapieron sichtbar zu machen.
    Karen Heller hatte eine lange Liste von vermuteten jevlenesischen Eingriffen in die Ereignisse auf der Erde zusammengestellt, die sie nicht beweisen konnte. Eine so gute Gelegenheit, die Bestätigung durch Bluff aus den Jevlenesern herauszuholen, würde nie mehr wiederkehren, und so sprach sie weiter, ohne ihnen auch nur eine Sekunde Atempause zu lassen. »Seitdem die

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