Stern der Riesen
er.
»Was glauben Sie, was das bedeutet?« fragte Danchekker.
»Wer weiß? Es klingt wie eine Belagerung. Sie sind in ihrer eigenen, von JEVEX kontrollierten Zone, und JEVEX
spricht mit niemandem. Ich denke mir also, daß jetzt niemand mehr an sie herankommt, solange kein Schiff hinge-schickt wird.«
»So einfach ist die Sache vielleicht nicht«, sagte Lyn von Hunts anderer Seite. »Wenn sie sich zu einer galakti-schen Polizeistreitmacht aufgerüstet haben, könnte das Probleme mit sich bringen.«
Eine merkwürdige Stille senkte sich über die Thurier.
Calazar und Showm sahen sich unruhig an; Eesyan sah zu Boden und spielte nervös mit den Fingern. Die Terraner und die Ganymeder von der Shapieron sahen sich fragend an. Schließlich sah Calazar seufzend auf. »Ihre Demonstration, wie aus den Jevlenesern die Wahrheit herauszu-
holen ist, war wirklich bemerkenswert. Mit einer Vermutung hatten sie allerdings unrecht. Wir haben nie unsere Zustimmung für einen jevlenesischen Vorschlag erteilt, eine militärische Streitmacht aufzustellen, weder zur Abwehr möglicher aggressiver Expansionsbestrebungen der Erde noch aus sonst einem Grund.«
Karen Heller, die sich inzwischen wieder hingesetzt hatte, schien diese Aussage nicht sonderlich zu beruhigen.
»Sie wissen jetzt, wie sie sind«, sagte sie. »Wie können Sie so sicher sein, daß sie sich nicht heimlich bewaffnet haben?«
»Das können wir tatsächlich nicht«, gab Calazar zu.
»Wenn das zutrifft, könnte es für unsere beiden Zivilisationen ernste Folgen haben.«
Caldwell verstand nicht, was er meinte. Er runzelte einen Moment die Stirn, als wolle er einen Gedanken noch einmal genau überprüfen, starrte kurz Heller an und richtete sich dann an Calazar. »Aber wir hatten angenommen, daß sie aus diesem Grund ihre Lügenmärchen erfunden haben«, sagte er. »Wenn das nicht der Grund war, welcher dann sonst?«
Die Thurier machten einen noch unruhigeren Eindruck.
Showm sah Calazar an und breitete die Hände aus, als wolle sie sagen, jetzt könne man es nicht mehr verheimli-chen. Calazar zögerte kurz und nickte. »Es ist uns jetzt klar, warum die Jevleneser ihre Berichte verfälscht haben«, sagte Showm und wandte sich an alle im Raum. Eine er-wartungsvolle Stille breitete sich aus, als sie stockte. Sie holte tief Luft und fuhr fort: »Dahinter steckt noch mehr –etwas, das wir bisher aus taktischen Gründen nicht erwähnt haben...« – Sie drehte kurz den Kopf zur Seite und sah Ga-
ruth und seine Kollegen an – »... keinen von Ihnen gegen-
über.« Wieder stockte sie, und alles wartete gespannt darauf, daß sie fortfuhr. »Die Ganymeder hatten lange das Schreckgespenst vor Augen, Minerva könnte sich wiederholen und sich dieses Mal auf die ganze Galaxis ausbreiten.
Vor knapp einem Jahrhundert überzeugten die Jevleneser unsere Vorfahren davon, daß die Erde drauf und dran sei, genau das zu tun, und drängten auf eine Lösung, mit der die Erde für immer an einer Expansion gehindert werden könnte. Die Thurier haben daraufhin einen entsprechenden Plan ausgearbeitet. Wegen des falschen Bilds, das uns die Jevleneser lieferten, haben wir die Vorbereitungen zur Durchführung dieses Plans weitergeführt. Wenn wir die echte Lage auf der Erde gekannt hätten, hätten wir diesen Plan aufgegeben. Jetzt ist uns klar, daß die Jevleneser uns irregeführt haben, um ihren Rivalen mit Hilfe unserer Technologie für immer einzusperren, damit er auch in Zukunft in unserer Galaxis kein Konkurrent für sie werden konnte. Das war es, was Broghuilio gemeint hat, als er von einer endgültigen Lösung sprach.«
Die Terraner brauchten einige Sekunden, um Showms Worte zu verdauen. »Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht ganz folgen«, sagte Danchekker schließlich. »Wie sollte denn eine Expansion der Erde verhindert werden? Sie meinen doch wohl damit sicher nicht Mittel der Gewalt.«
Calazar schüttelte langsam den Kopf. »Das wäre nicht Ganymeder Art gewesen. Wir sagten ›verhindern‹ nicht
›niederschlagen‹. Die Wortwahl geschah bewußt.«
Hunt runzelte die Stirn und versuchte dahinterzukommen, was Calazar damit gemeint hatte. Die Expansion verhindern? Dazu war es zu spät – die menschliche Zivilisati-
on hatte die Erde bereits weit hinter sich gelassen. Also konnte das nur bedeuten... Seine Augen weiteten sich plötzlich ungläubig. In einem so großen Maßstab konnten doch sicher nicht einmal die Thurier denken. »Doch nicht das Sonnensystem!« stieß er
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