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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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stickig. Eine gemischte Gruppe von Mitgliedern der UN-Delegation und fest in der Basis Beschäftigten war versammelt. Manche lasen, zwei waren in ein Schachspiel vertieft, während andere in kleinen Gruppen in dem Raum verteilt waren oder an der Bar standen. Sobroskin ging weiter und verschwand durch die Tür am anderen Ende des Raums, die zu den Räumen führte, die der Delegation als Dienstzimmer zugewiesen worden waren. Heller hatte ursprünglich vorgehabt, auch dorthin zu gehen, aber Nils Sverenssen, der schwedische Vorsitzende der Delegation, löste sich aus einer kleinen Gruppe in der Nähe der Ein-

    gangstür und hielt sie auf.
    »Ah, Karen«, sagte er, packte sie mit leichtem Griff am Ellbogen und zog sie zur Seite. »Ich habe Sie gesucht. In unserer heutigen Sitzung haben sich einige Punkte ergeben, die geklärt werden sollten, bevor wir morgen mit der Ta-gesordnung weitermachen. Ich hatte gehofft, ich könnte mich darüber mit Ihnen unterhalten, bevor alles getippt wird.« Er war sehr groß und schlank und trug seine elegante Krone aus silberweißem Haar mit einer hochfahren-den Arroganz, die Heller dazu brachte, ihn für den letzten echten blaublütigen europäischen Aristokraten zu halten.
    Er war immer makellos und formal bekleidet, selbst in Bruno, wo praktisch sonst jeder sich eine lässigere Kleidung angewöhnt hatte, und irgendwie vermittelte er den Eindruck, als würde er auf den Rest der menschlichen Rasse mit Verachtung herabsehen und sich nur aus Pflicht-gefühl unter seine Mitmenschen mischen. Heller konnte sich in seiner Gegenwart nie so recht wohlfühlen, und sie hatten zuviel Zeit in Paris und in anderen europäischen Städten verbracht, um das nur aus dem kulturellen Unterschied zu erklären.
    »Also, ich wollte mir gerade die Post ansehen«, sagte sie. »Wenn die Diskussion noch eine Stunde oder so warten kann, könnte ich mich hier wieder mit Ihnen treffen.
    Vielleicht können wir die Angelegenheit bei einem Drink besprechen, oder wir könnten eines der Dienstzimmer benutzen. Ging es um etwas Wichtiges?«
    »Einige Verfahrensfragen und einige Definitionen, die in dem einen oder anderen Aspekt noch deutlicher formuliert werden müssen.« Sverenssen hatte den Rednertonfall, mit dem er gerade noch gesprochen hatte, aufgegeben. Er sprach nun mit leiserer Stimme und schirmte dabei mit seinem Körper ihre Konversation vom Rest des Raumes ab.
    Er sah sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an – mit einer interessierten Distanz, die gleichzeitig sowohl seltsam intim als auch unpersönlich war. Sie hatte das Gefühl, als sei sie eine Küchenmagd, die von einem mittelalterlichen Schloßherrn gemustert wird. »Ich dachte, wir könnten es uns vielleicht später etwas bequemer machen«, sagte er.
    Seine Stimme hatte nun einen plump vertraulichen Tonfall angenommen. »Vielleicht könnten Sie mir die Ehre machen, mit mir zusammen zu Abend zu essen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich heute abend noch etwas essen will«, antwortete sie und sagte sich selbst, daß sie ihn sicher falsch verstand. »Es könnte spät werden.«
    »Das macht nichts. Eine späte Stunde eignet sich sowieso besser für Geselligkeit, meinen Sie nicht auch?« murmelte Sverenssen bedeutungsvoll.
    Schon wieder hatte sie diesen Eindruck. Mit seinen Worten deutete er an, daß sie ihm die Ehre erweisen solle, aber mit seinem Verhalten machte er unzweideutig klar, daß eigentlich sie sich geehrt fühlen sollte. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, es müsse noch einiges durchgesprochen werden, bevor es getippt werden kann«, sagte sie.
    »Das könnten wir in einer Stunde erledigen, wie Sie es vorgeschlagen hatten. Dann könnten wir auch das Abendessen viel entspannter genießen... später.«
    Heller mußte schwer schlucken, um ihre Fassung zu bewahren. Er hatte tatsächlich etwas mit ihr im Sinn. Solche Dinge kamen vor, so war das Leben, aber die Art, wie das ablief, kam ihr irreal vor. »Ich glaube, Sie haben sich da etwas vertan«, teilte sie ihm kurz mit. »Wenn Sie sich dienstlich mit mir unterhalten wollen, stehe ich Ihnen in einer Stunde zur Verfügung. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen?« Wenn er es jetzt dabei beließ, war die Sache für sie vergessen.
    Er gab jedoch nicht nach. Statt dessen kam er einen Schritt näher auf sie zu und brachte sie damit dazu, unwillkürlich einen Schritt zurückzutreten. »Sie sind äußerst intelligent und ehrgeizig, und darüber hinaus sind Sie eine attraktive Frau, Karen«, sagte er

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