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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Proto-kollfragen ging. Ironischerweise hätte das eigentlich deutlich zeigen müssen, daß die Fremden, seien sie nun Ganymeder oder nicht, keine feindseligen Pläne hegten; wenn das der Fall wäre und sie kommen wollten, hätten sie das einfach getan und nicht lange auf eine herzliche Einladung gewartet. All das ließ die UN-Politik in einem noch rätsel-hafteren Licht erscheinen und bestätigte den Verdacht, den sie und das Ministerium hegten, daß nämlich die Sowjets sich darauf vorbereiteten, das Unternehmen allein abzu-wickeln und daß sie irgendwie die UN manipulierten.
    Trotzdem würden sich die USA weiter an die vereinbarte Politik halten, bis es Houston gelang, einen Kanal über Jupiter zu eröffnen – vorausgesetzt, Houston schaffte das.
    Wenn sie erfolgreich sein sollten und sich bis dahin die Bemühungen, die Angelegenheit in Bruno zu beschleunigen, als fruchtbar erwiesen hatten, dann würde das für die Vereinigten Staaten den berechtigten Schluß zulassen, daß der Druck der Ereignisse sie zu einer Veränderung ihrer Politik gezwungen hatte.

    Als sie zu den Metallverstrebungen hochsah, die von der untergehenden Sonne angestrahlt wurden und sich grell gegen den tiefschwarzen Himmel abhoben, dachte sie voller Bewunderung an das Wissen und den Erfindungsreich-tum, mit denen in einer Entfernung von einer Viertelmillion Meilen von der Erde eine Oase des Lebens in dieser ste-rilen Wüste geschaffen worden war, und die die Konstruktion solcher Instrumente ermöglicht hatten, die unter ihren Augen lautlos ihre Fühler vielleicht bis zum Rand des Universums ausstreckten. Einer der wissenschaftlichen Berater vom NSF hatte ihr einmal erzählt, daß die gesamte Energie, die von allen Radioteleskopen der Erde gesammelt worden war, seit es diese Art von Astronomie gab, nicht größer als die Bewegungsenergie war, die sich ansammelte, wenn die Asche von einer Zigarette einige Fuß weit fällt. Dennoch war das gesamte phantastische Bild, das von der modernen Kosmologie umrissen wurde – mit zusammengebrochenen Sternen, Schwarzen Löchern, Quasaren und einem Universum, das aus einem ›Gas‹ von Galaxis-›Molekülen‹ bestand –, aus den Informationen zusammengestellt worden, die darin enthalten gewesen waren.
    Ihre Beziehung zu Naturwissenschaftlern war ambiva-lent. Auf der einen Seite waren ihre intellektuellen Leistungen verblüffend und in Augenblicken wie diesem sogar atemberaubend, aber auf der anderen Seite hatte sie oft das Gefühl, daß auf einer tieferen Ebene ihr Rückzug in das Reich der leblosen Materie eine Abdankung darstellte –eine Flucht vor der Last, die die Menschen in der Welt zu tragen hatten, in der ihre Erkenntnisse zur Wirklichkeit wurden. Selbst die Biologen schienen das Leben auf Moleküle und Statistiken reduzieren zu wollen. Die Naturwis-

    senschaft hatte vor hundert Jahren die Werkzeuge geschmiedet, mit denen die Probleme der Menschheit gelöst werden sollten, aber dann hatte sie sich denen gegenüber als hilflos erwiesen, die diese Werkzeuge an sich nahmen und sie für andere Zwecke umbauten. Erst um 2010, als die UN wirklich weltweit als ernst zu nehmende Macht akzeptiert zu werden begann, wurde die strategische Entwaffnung Wirklichkeit, und die Supermächte setzten ihre Ressourcen für den Aufbau einer sichereren und besseren Welt ein.
    Um so tragischer und unerklärlicher war es, daß die UN
    – bis vor so kurzer Zeit der Inbegriff für die Zuwendung der Welt zu wirklichem Fortschritt und voller Verwirkli-chung des Potentials der Menschheit – sich als das Hindernis auf der Straße erweisen sollte, die unzweifelhaft zu diesem Fortschritt führte. Es sah so aus, als sei das Gesetz der Geschichte, nachdem erfolgreiche Bewegungen oder Reiche sich weiterer Bewegung und Veränderung widersetz-ten, nachdem das Bedürfnis, das die Veränderung ursprünglich ausgelöst hatte, gedeckt war, wieder einmal erfüllt worden. Vielleicht, so überlegte sie, zeigten die UN, im Einklang mit dem ständig wachsenden Tempo der Zeit, bereits das Vergreisungssymptom, das irgendwann alle großen Reiche zeigen – Stagnation.
    Die Planeten aber bewegten sich weiter auf ihren fest-gelegten Umlaufbahnen, und die Muster, die die an die Instrumente in Giordano Bruno angeschlossenen Computer aufdeckten, veränderten sich nicht. War also ihre ›Realität‹
    eine auf Treibsand gebaute Illusion, und waren die Wissenschaftler dieser Illusion aus dem Weg gegangen, um sich einer größeren, unveränderlichen

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