Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
Sternensystem, das ungefähr neun Lichtjahre von Gigastern entfernt ist.«

    Lyn sah ihn verwirrt an. »Ich kriege das einfach nicht zusammen«, sagte sie. »Wie können wir alle konsistente Sinneseindrücke subjektiv wahrnehmen, wenn wir uns an verschiedenen Orten befinden? Wie ist es möglich, daß ich Sie dort sehe, Vic neben Ihnen und dazu noch die Umgebung, wenn das alles über die gesamte Galaxis verstreut ist?« Hunt war von dem, was Eesyan vor einem Moment enthüllt hatte, noch zu verblüfft, um eine Frage stellen zu können.
    »VISAR stellt aus Daten von verschiedenen Orten zusammengesetzte Eindrücke her und liefert sie als fertiges Paket«, antwortete Eesyan. »Er kann audiovisuelle, taktile und andere Details einer bestimmten Umgebung mit Daten kombinieren, die er synthetisch nach der nervlichen Aktivität anderer Personen herstellt, die an das System angeschlossen sind. Dann liefert er jedem Individuum einen vollständigen, der Person angepaßten Eindruck, als befände es sich in dieser Umgebung und würde physisch und verbal mit den anderen in Interaktion treten. Damit sind wir in der Lage, andere Welten zu besuchen, andere Kulturen zu be-reisen, uns zu Konferenzen in anderen Sternensystemen zu treffen und künstliche Welten draußen im Weltraum aufzu-suchen – und innerhalb eines Augenblicks wieder zu Hause zu sein. Wir bewegen uns natürlich auch wirklich, zum Beispiel zur Erholung und im Sport oder bei anderen Aktivitäten, die physische Anwesenheit verlangen, aber der größte Teil unserer Fernreisen und Transaktionen, bei denen größere Entfernungen im Spiel sind, werden elektronisch-gravitierend abgewickelt.«
    »Ich beginne zu verstehen...«, sagte Lyn zustimmend.
    Die Fläche krümmte sich weiter und führte sie in eine breite, kreisförmige Galerie, von der aus man über ein Geländer auf einen recht geschäftigen Platz eine Ebene tiefer herabsah. Zwischen den fließenden Kurven und Flächen, die den Raum von oben umschlossen, konnten sie einen Teil des Fußbodens der Arkade erkennen, auf dem sie noch vor Minuten dahingeschritten waren. Es war ihnen zumindest damals wie ein Fußboden vorgekommmen, aber sie gewöhnten sich langsam an Derartiges.
    »Als wir uns in dem Flugzeug in McClusky zum erstenmal hingesetzt haben, haben alle meine Sinne eine Weile verrückt gespielt«, sagte Lyn nach kurzer Überlegung. »Was war da los?«
    »VISAR hat sich an Ihre persönlichen Zerebralmuster und Aktivitätsebenen gewöhnt und sich darauf eingestellt«, sagte Eesyan. »Er hat so lange Feineinstellungen vorge-nommen, bis die Feedback-Reaktionen ganz bestimmte Muster hatten. Sie variieren leicht von Person zu Person.
    Dieser Prozeß muß nur einmal durchlaufen werden. Man könnte es vielleicht mit dem Nehmen von Fingerabdrücken vergleichen.«
    »Porthik«, sagte Hunt, nachdem sie ein Stück schweigend weitergegangen waren, »was Sie da ganz am Anfang mit mir abgezogen haben – da hatten Sie wohl widersprüchliche Berichte über die Erde bekommen, die Sie überprüfen wollten, stimmt's?«
    »Das war äußerst wichtig, wie Calazar Ihnen erklären wird«, antwortete Eesyan.
    »Aber war das denn notwendig?« fragte Hunt. »Wenn VISAR direkten Zugang zum Nervensystem hat, hätte er dann nicht einfach direkt aus meiner Erinnerung herausholen können, was er wissen wollte? So hätte doch kein Risi-

    ko bestanden, daß er eine falsche Antwort bekommt.«
    »Technisch wäre das möglich gewesen«, stimmte ihm Eesyan zu. »Zum Schutz der Privatsphäre sind solche Dinge bei uns aber gesetzlich verboten, und VISAR ist so programmiert, daß er sich darauf beschränkt, Primärimpulse an das Gehirn weiterzugeben und motorische Impulse sowie ganz bestimmte, streng beschränkte andere Impulse von ihm aufzunehmen. Er kommuniziert nur auf der Ebene des Sehens, Hörens, Empfindens und Schmeckens – er liest keine Gedanken.«
    »Wie geht es eigentlich meinen Kollegen?« fragte Hunt.
    »Ich würde Ihre Begrüßungszeremonie nicht unbedingt als die beste Methode empfehlen, um Freunde zu gewinnen.«
    Eesyans Mund zog sich auf die Art zusammen, die Hunt schon seit langem als das ganymedische Äquivalent zu einem Lächeln kannte. »Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Sie sind nicht alle so schnell wie Sie VISAR auf die Schliche gekommen, und deshalb sind einige von ihnen noch etwas verwirrt, aber abgesehen davon geht es ihnen gut.«
    Die Verwirrung war beabsichtigt gewesen, wurde Hunt plötzlich klar. Es hatte

Weitere Kostenlose Bücher