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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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lang dachte Hunt, er würde zu-sammenbrechen. Und dann verschwand er.
    »Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, daß der Staatssekretär von einem momentanen Unwohlsein befal-len zu sein scheint«, informierte VISAR die Versammlung.

    Das war genug, um den Bann zu brechen. Caldwell sprang sofort mit stählernem Blick und zusammengepreß-ten Lippen auf. Auch Heller hatte begonnen, sich zu erhe-ben, aber sie bremste sich und sank auf ihren Stuhl zurück, als Caldwell ihr um den Bruchteil einer Sekunde zuvor-kam. »Das geht zu weit«, sagte Caldwell mit rauher Stimme und richtete seinen Blick auf Calazar. »Die schönen Reden können Sie sich sparen. Wir sind guten Glaubens hergekommen. Sie schulden uns eine Erklärung.«
    Sofort veränderte sich alles. Das Forum, der Turm, Vranix und der Baldachin Thuriens über ihren Köpfen waren verschwunden. Statt dessen saßen sie alle in einem großen, aber nicht riesigen Raum mit einer Kuppeldecke um einen großen, runden Tisch aus leuchtendem Kristall, der in der Mitte stand. Die Gesprächsteilnehmer nahmen die gleiche Position wie vorher ein, und Caldwell stand hoch, während die restlichen Ganymeder, die zuvor anwesend waren, nun weiter hinten von ansteigenden Sitzreihen aus zusahen. Im Vergleich zu dem vorherigen Schauplatz vermittelte dieser hier ein Gefühl der Sicherheit und des Geborgenseins.
    »Wir haben den Schock unterschätzt«, sagte Calazar hastig. »Vielleicht kommt dieses hier dem näher, was Ihnen vertraut ist.«
    »Die Alice-im-Wunderland-Effekte können Sie sich schenken«, sagte Caldwell. »Okay – Sie haben uns gezeigt, was Sie können. Wir sind angemessen beeindruckt. Wir sind aber auf Ihre Einladung hin hergekommen, und als Konsequenz daraus ist gerade jemand von uns zusammengebrochen. Wir finden das nicht witzig.«
    »Das war keine Absicht«, antwortete Calazar. »Wir haben bereits unserem Bedauern Ausdruck verliehen. Ihr Kollege wird schon sehr bald wieder auf der Höhe sein.«
    Der Wortwechsel konnte nicht so beurteilt werden, als hätte er auf der Erde stattgefunden, machte Hunt sich beim Zuhören klar. Auf Grund ihrer Ursprünge waren die Ganymeder nicht auf Einschüchterung aus, und sie selbst würden auf Einschüchterungsversuche auch nicht reagieren. So dachten sie einfach nicht. Calazar konstatierte einfach nur Tatsachen, nicht mehr und nicht weniger. Die Gepflogenheiten und Konditionierungen der menschlichen Zivilisation kamen in dieser Situation nicht zum Tragen.
    Auch Caldwell wußte das, aber irgend jemand mußte schließlich die Grenzen abstecken.
    »Beschränken wir uns doch deshalb erst einmal auf direkte Fragen und Antworten«, sagte Caldwell. »Sie sagten, daß unsere beiden Rassen sich bis jetzt getrennt entwickelt haben. Das ist nicht völlig richtig – die beiden Linien haben sich vor sehr langer Zeit schon einmal getroffen. Da das Bild, das Sie sich von uns gemacht haben, anscheinend irgendwie durcheinandergekommen ist, könnten wir vielleicht eine Menge Unklarheiten aus dem Weg räumen und viel Zeit sparen, wenn wir erst einmal das zusammenfas-sen, was wir bereits wissen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach er weiter. »Wir wissen, daß Ihre Zivilisation bis vor ungefähr fünfundzwanzig Millionen Jahren auf Minerva existiert hat, daß Sie terrestrisches Leben dorthin verschifft haben, wahrscheinlich, weil Sie versuchten, durch Gen-Manipulation Ihre Umweltprobleme zu lösen, und daß die Lunarier sich nach Ihrem Weggang aus Nachkommen Ihrer Versuchsobjekte entwickelten. Außerdem wissen wir über den Lunarier-Krieg vor fünfzigtausend Jahren Bescheid, und sind darüber informiert, daß der Mond von der Erde eingefangen wurde und wir uns aus lunarischen Vorfahren entwickelten, die auf dem Mond überlebt hatten. Sprechen wir soweit die gleiche Sprache?«
    Eine Welle von Gemurmel brach unter den Ganymedern aus. Sie schienen überrascht zu sein. Offensichtlich wußten die Terraner weit mehr, als sie erwartet hatten. Das konnte alles in eine neue interessante Perspektive rücken, dachte Hunt.
    Fremua Showm, die zu Beginn der Konferenz vorge-stellte Botschafterin Thuriens, antwortete: »Wenn Sie über die Lunarier bereits Bescheid wissen, dürfte es Ihnen nicht schwerfallen, die Antwort auf eine der Fragen zu finden, die Sie sich zweifellos gestellt haben«, sagte sie. »Die Erde ist überwacht worden, weil wir über die Möglichkeit besorgt waren, daß dort eine ähnliche Entwicklung wie bei ihren lunarischen Vorfahren

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