Stern der Riesen
bedeutend größer gewesen wäre, wenn der Repräsentant der Vereinigten Staaten nicht ständig auf seiner negativen Einstellung beharrt hätte«, sagte Daldanier und vermied es bewußt, Pacey namentlich zu nennen. Er sprach nur widerwillig, als hätte ihn jemand gezwungen, etwas zu sagen, was besser unausgesprochen geblieben wäre.
»Äußerst enttäuschend«, bemerkte der Brasilianer Saraquez. »Ich hatte von einer Nation mehr erwartet, die den ersten Menschen auf den Mond geschickt hat. Wir können nur hoffen, daß der Dialog eines Tages wieder aufgenommen werden kann, um die verlorene Zeit wieder aufzuho-len.«
Die ganze Situation war völlig verrückt. Pacey starrte sie wie vom Donner gerührt an. Sie waren alle an dem Komplott beteiligt. Wenn das die Version war, über die man auf der Erde sprechen würde und die durch Protokolle als Beweis gestützt wurde, würde ihm niemand seine Version glauben. Er war sich nicht einmal sicher, ob er sie selbst glaubte, und er hatte noch nicht einmal Bruno verlassen.
Sein Körper begann unkontrolliert zu zittern, als ihn der Zorn übermannte. Er stand auf und ging um den Tisch herum, um Sverenssen direkt zu konfrontieren. »Was soll das denn?« fragte er drohend. »Jetzt hören Sie mir mal zu. Ich weiß zwar nicht, wofür Sie mich mit Ihrer feinen Art und Ihrer Hochnäsigkeit halten, aber Sie kotzen mich schon an, seit ich hier bin. Davon aber ganz abgesehen, will ich jetzt wissen, was hier eigentlich los ist.«
»Ich würde Ihnen sehr empfehlen, solche persönlichen Beleidigungen zu unterlassen«, sagte Sverenssen, fügte dann aber noch spitz hinzu: »Besonders, da Sie zu... Indis-kretionen neigen.«
Pacey spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg.
»Was wollen Sie damit sagen?« fragte er.
»Ach, kommen Sie...« Sverenssen sah kurz zur Seite, als wolle er ein heikles Thema vermeiden. »Sie können doch wohl unmöglich erwarten, daß Ihre Affäre mit Ihrer amerikanischen Kollegin völlig unbemerkt geblieben ist. Also wirklich... So etwas ist einfach peinlich und völlig fehl am Platz. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«
Pacey starrte ihn einen Moment in offenem Unglauben an und richtete dann seinen Blick auf Daldanier. Der Franzose drehte sich um und griff nach seinem Drink auf der Bar. Er sah Saraquez an, aber der wich seinem Blick aus und sagte nichts. Schließlich wandte er sich an den Süd-afrikaner Geelink, der bisher nur zugehört hatte. »Das war sehr unklug von Ihnen«, sagte Van Geelink in einem fast entschuldigenden Tonfall.
»Er!« Pacey gestikulierte in Sverenssens Richtung und sah noch einmal die anderen an. Dieses Mal lag eine Herausforderung in seinem Blick. »Sie lassen es zu, daß er da-steht und mich mit Dreck bewirft? Ausgerechnet er? Das kann doch nicht wahr sein!«
»Ihr Ton gefällt mir ganz und gar nicht, Pacey«, sagte Sverenssen. »Was wollen Sie denn damit andeuten?«
Das passierte wirklich. Sverenssen hatte tatsächlich die Stirn und beharrte auf seinen absurden Anschuldigungen.
Pacey spürte, wie sich seine Fäuste ballten, unterdrückte aber das Bedürfnis zuzuschlagen. »Wollen Sie vielleicht jetzt behaupten, ich hätte auch das geträumt?« flüsterte er.
»Malliusks Assistentin – da war wohl nie was? Werden Ihnen Ihre Marionetten das auch bestätigen?«
Sverenssen stellte sein Empörung sehr glaubhaft dar.
»Wenn Sie das tatsächlich andeuten wollen, was ich Ihren Worten entnehme, würde ich Ihnen stark anraten, diese Bemerkung sofort zurückzuziehen und sich dafür zu entschuldigen. Ich finde sie nicht nur beleidigend, sondern für jemanden in Ihrer Position auch entwürdigend. Solche peinlichen Erfindungen werden hier niemanden beeindruk-ken, und das etwas angeschlagene Bild, das man sich von Ihnen auf der Erde gemacht hat, wird dadurch auch nicht besser. Ich hätte Ihnen mehr Intelligenz zugetraut.«
»Schlimm, sehr schlimm.« Daldanier schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck von seinem Drink.
»Unerhört«, murmelte Saraquez.
Van Geelink starrte peinlich berührt auf den Boden, sagte aber nichts.
In diesem Augenblick wurden sie von einer Ansage aus dem in der Decke versteckten Lautsprecher unterbrochen.
»Ich rufe Mr. Sverenssen von der UN-Delegation. Ein dringender Anruf für Sie. Mr. Sverenssen, bitte sofort ans Telephon.«
»Bitte entschuldigen Sie mich, meine Herren«, seufzte Sverenssen. Er sah Pacey streng an. »Ich bin bereit, Ihren bedauerlichen Fehltritt mit
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