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Stern der Riesen

Stern der Riesen

Titel: Stern der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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schlug eine andere Gruppe vor, die Strahlungsenergie der Sonne zu erhöhen, indem man ihre Eigengravitation erhöhte. Dahinter stand die Idee, das Klimaveränderungs-projekt weiterzuführen – und wenn es tatsächlich zu Instabilitäten kommen sollte, die den Treibhauseffekt störten, könnte zum Ausgleich dafür die Sonne erwärmt werden.
    Im ganzen gesehen würde das also für Minerva keinen Unterschied machen.
    Die Regierung von Minerva beschloß, als Vorsichtsmaßnahme die letztere Idee dadurch zu überprüfen, daß die Shapieron mit einem erdsonnenähnlichen Stern namens Iscaris, dessen Planeten keinerlei Leben trugen, einen Test durchführen sollte. Es war gut, daß sie sich dazu entschlossen hatte. Irgend etwas ging schief, und Iscaris wurde zur Nova. Die Expedition mußte fliehen, bevor die Reparaturen des Hauptantriebssystems des Schiffs, die gerade durchge-

    führt wurden, abgeschlossen waren. Die Shapieron kehrte mit Höchstgeschwindigkeit, aber ohne Bremssystem, in die Nähe des Sonnensystems zurück. Sie umkreiste es nach ihren eigenen Uhren mehr als zwanzig Jahre lang, während im Rest des Universums durch die Zeitverschiebung mehr als eine Million mal soviel Zeit verging. Und so hatte das Schiff schließlich die Erde erreicht.
    Während Garuth in der Tür zu einem der Vorlesungs-räume der Schule des Schiffs stand und auf die leeren Sitzreihen, die verkratzten Arbeitsflächen und das Podest mit seinen Reihen von Schirmen am hinteren Ende herabsah, dachte er an all die Jahre zurück. Viele von denen, die Minerva mit ihm verlassen hatten, hatten diesen Tag nicht mehr erlebt. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er geglaubt, niemand würde ihn erleben. Das Leben aber war seinen normalen Gang gegangen, und eine neue Generation hatte die Verstorbenen ersetzt – eine Generation, die in der Leere des Weltraums geboren und aufgewachsen war und die bis auf den kurzen Aufenthalt auf der Erde keine andere Heimat als das Innere des Schiffs kennengelernt hatte. In vieler Beziehung fühlte Garuth sich wie ein Vater für sie alle.
    Obwohl sein eigener Glaube manchmal ins Wanken geraten war – der ihre war festgeblieben. Und so wie sie nie an ihm gezweifelt hatten, so hatte er sie tatsächlich heimge-führt. Was würde wohl jetzt aus ihnen werden, fragte er sich.
    Nun, da der Tag gekommen war, ertappte er sich selbst mit gemischten Gefühlen. Der rationale Teil von ihm freute sich natürlich darüber, daß das lange Exil seiner Leute vorbei war und sie endlich wieder mit ihrer Rasse vereint waren – auf einer tieferen Ebene aber trauerte ein anderer Teil von ihm um diese kleine, abgeschlossene Welt, die nun so lange die einzige gewesen war, die sie alle gekannt hatten.
    Das Schiff mit seiner Art zu leben und seiner winzigen, eng miteinander verwobenen Gesellschaft war ebensosehr Teil von ihm, wie er Teil von ihr gewesen war. Das war nun alles vorbei. Würde es ihm jemals gelingen, auf gleiche Weise zu der sinnenverwirrenden, überwältigenden Gesellschaft von Thurien mit ihrer Technologie, die ans Wunder-bare grenzte, und ihrer Hunderte von Milliarden starken Bevölkerung zu gehören, die über Lichtjahre von Sternen und Weltraum verteilt war? Würde das irgendeinem Mitglied der Mannschaft gelingen? Und wenn nicht, konnten sie sich dann jemals wieder irgendwo heimisch fühlen?
    Nach einer Weile drehte er sich um und ging langsam durch die verlassenen Gänge und Kommunikationsdecks zu der Eingangsstelle einer Transportröhre, die ihn wieder in den Zentralbereich des Schiffes bringen würde. Der Boden war von den Füßen, die jahrelang auf ihm gegangen waren, abgetragen, und die Ecken waren von den Körpern, die jahrelang an ihnen entlanggestrichen waren, geglättet und abgerundet. Jeder Kratzer, jede Delle hatten ihre eigene Geschichte, die sich irgendwann im Verlauf dieser Jahre zugetragen hatte. Würde das alles jetzt in Vergessenheit geraten?
    Er hatte das Gefühl, daß das in mancher Beziehung jetzt schon geschehen war. Die Shapieron umkreiste Thurien auf einer hohen Umlaufbahn, und der größte Teil ihrer In-sassen war in für sie auf der Oberfläche vorbereitete Quar-tiere gebracht worden. Es hatte keine öffentliche Feier oder Begrüßungszeremonien gegeben – die Tatsache, daß das Schiff abgefangen worden war, mußte noch immer geheim bleiben. Nur eine Handvoll Thurier wußten, daß Garuth und seine Leute überhaupt existierten.
    Shilohin wartete auf der Kommandobrücke, als er ankam, und studierte

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