Sternchenhimmel
Mehr ist nicht drin.«
Chemos Lächeln gehörte in einen Gahan-Wilson-Cartoon. Der Promoter wusste nicht, ob er lachen oder sich in die Hose scheißen sollte.
»Maury, Sie sind ein gottverdammter Lügner. Achtzig Riesen, vierzig davon im Voraus.«
»Abgemacht. Und jetzt sagen Sie die Wahrheit – wie macht sie sich?«
»Cherry?« Chemos Lippen verzogen sich angewidert. »Sie ist eine kolossale Nervensäge, aber ich sorge dafür, dass sie sauber bleibt. Was glauben Sie denn, warum sie mich nicht ausstehen kann?«
Maury Lykes wandte sich ab. Er stand am Fenster, das auf die Biscayne Bay hinausging. Die Sonne schien ihm in die Augen, also setzte er seine blau verspiegelte Oakley-Sonnenbrille auf.
»Als Michael gestorben ist«, sagte er, »ist seine Backlist mit einem Schlag durch die Decke gegangen. Jede Platte, die er jemals gemacht hat, war wieder in den Charts. Genauso war’s bei Elvis, genauso lief’s bei Lennon. Aber Cherry Pye ist weder ein Jacko noch ein Beatle. Wenn sie sich die Überdosis gibt, dann gibt’s vielleicht einen Monat ein anständiges Verkaufshoch, hauptsächlich über iTunes, je nachdem, wie lange sich die toxikologischen Untersuchungen hinziehen. Aber danach ist sie im Grunde erledigt. Ihr Œuvre ist nicht gerade zeitlos, okay?«
Chemo wirbelte den Schweinetreiber durch die Luft wie einen Zeremonienstab. »Ist das mein Problem?«
Der Promoter fuhr herum und rieb nervös die Hände aneinander. Chemo fand, dass er mit der spiegelnden Sonnenbrille aussah wie eine riesige Goldaugenbremse.
»Wir haben für die Skantily -Tournee Tickets im Wert von siebzehn, vielleicht achtzehn Millionen verkauft«, erklärte Maury, »aber leider ist die Show nicht versichert. Niemand wollte sich auf sie einlassen, wegen all der Klinikaufenthalte, also musste ich eine eigene Versicherungsgesellschaft gründen und die Scheißdeckung selbst ausstellen – womit meine Wenigkeit semikatastrophal in der Scheiße sitzt, falls Cherry so rücksichtslos ist, einen auf Heath Ledger zu machen. Was ich damit sagen will, Teuerster, ist Folgendes: Sie müssen dafür sorgen, dass dieser Hohlkopf so lange wie möglich am Leben bleibt, weil sie nämlich keinerlei verdammte Lagerbeständigkeit hat, wenn sie den Löffel abgibt.«
»Da kann ich Ihnen nicht helfen«, erwiderte Chemo. »Tut mir leid.«
»Was soll das heißen?«
»Nach der Nummer morgen bin ich weg.«
»Und was wollen Sie dann machen?«
»Luxuszwangsräumungen. Bei den Banken sind gerade die Leute fürs Grobe knapp.«
»Bitte«, versuchte es Maury Lykes. »Ich flehe Sie an, gehen Sie nicht.«
»Nein, es ist besser so. Wenn diese Geschichte erst mal gelaufen ist, wollen Sie mich bestimmt nicht mehr dabeihaben.«
Der Promoter dachte kurz darüber nach und musste ihm recht geben.
»Außerdem«, meinte Chemo, »noch ein Tag, und ich mach sie am Ende noch persönlich kalt.«
In der Hoffnung, dass der Mann scherzte, brachte Maury Lykes ein fröhliches Lachen zustande.
21
Wie schon sein Spitzname vermuten ließ, war Ruben »Was geht’n« Coyle kein Mann der großen Worte. Nichtsdestotrotz kam er bei einem ganz bestimmten Frauentyp gut an, was an seinem Status als Basketballspieler in der National Basketball Association lag. Gegenwärtig stand Was geht’n Coyle als Aufbauspieler im Kader des Tabellenführers Miami Heat, allerdings musste er wegen einer Leistenzerrung für unbestimmte Zeit pausieren. Die Verletzung hatte er sich nicht auf dem Spielfeld zugezogen, sondern auf dem Dreimeterbrett eines Privatgrundstücks in Coconut Grove, während er in Cowgirlmanier verkehrt herum von seiner Immobilienmaklerin geritten worden war, einer echten Rothaarigen, der sehr daran gelegen zu sein schien, das Grundstück an den Mann zu bringen.
Es war ein hübsches Haus, sechs Schlafzimmer und ein Fitnessraum im Keller, doch Was geht’n Coyle suchte etwas zur Miete, nicht zum Kauf. Er wurde im Durchschnitt alle neunzehn Monate verkauft, daher blieb er nie lange genug bei einer Mannschaft, als dass ein Hauskauf sich gelohnt hätte. Und wie sogar Was geht’n Coyle wusste, war der Markt in Florida besonders tief im Keller. Er setzte seine Maklerin von seinen bescheidenen Wohnabsichten in Kenntnis, kurz nachdem sie beide vom Sprungbrett gefallen waren und er gerade mit stark schmerzender Leiste auf die Marmortreppe des Pools zupaddelte.
Die Immobilienmaklerin trocknete sich ab, wrang ihren Verhütungsschwamm aus und verwies Was geht’n Coyle frostig an eine
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