Sternchenhimmel
Mann.
Als er aus dem Wagen stieg, sah Was geht’n Coyle, dass sein Besucher eindeutig kein Polizist war. Die Haut des Mannes war braungedörrt wie die eines Indianers, und ein Auge war kaputt. Er trug einen schmutzigen Trenchcoat und sein Kopf war kahl rasiert, mit Ausnahme zweier ungleicher Gewächse, an denen grüne und rote Anhängsel klapperten.
Was geht’n Coyle gab sich alle Mühe, sich zu fangen. Erschrocken sah er, dass das Heck des Jaguars verbeult war; anscheinend war er rückwärts gegen die Betonwand einer koscheren Bäckerei gefahren und dann eingenickt. Eine plattgefahrene Mülltonne aus Blech schaute unter einem der hinteren Reifen hervor.
»Oh, Scheiße«, entfuhr es ihm.
Der Fremde stieg in den XKR und ließ den Motor aufheulen.
»Hey, was geht’n?«, fragte Was geht’n Coyle noch einmal.
»Fährt noch«, stellte der Mann fest.
»Woll’n Sie das Ding echt klauen?«
»Nennen Sie’s eine Leihgabe.«
»Ein’ Scheiß tu ich«, begehrte Was geht’n Coyle auf. »Das is’ meine Karre, du alter Knacker.«
Als er den Kerl an der Schulter packte, legte sich etwas Metallenes, Schweres auf seine Hand. Es war der Lauf einer Schrotflinte, und Was geht’n Coyle fragte sich, wieso er die nicht schon früher bemerkt hatte. Ich muss echt total besoffen sein, dachte er.
»Der Deal sieht folgendermaßen aus«, sagte der Mann.
»Nö, alles cool.« Was geht’n Coyle tappte rückwärts, bis er sich mit dem Rücken an der Bäckereimauer wiederfand. Ihm war schwindlig und übel.
»Wo sind denn Ihre Schuhe?«, fragte der Fremde.
»Hab kein’ blassen Dunst, so eine Scheiße.«
Der Mann zeigte mit dem Finger. »Zur Collins geht’s da lang. Da kriegen Sie am ehesten ein Taxi.« Dann fuhr er mit dem importierten Cabriolet davon.
So betrunken Was geht’n Coyle auch war, er begriff, dass es im Augenblick kontraproduktiv wäre, die Polizei zu rufen. In deren Bericht würde höchstwahrscheinlich sein nicht ganz nüchterner Zustand erwähnt werden, und dann würde eine Geschichte im Herald daraus werden, was sein Ansehen beim Trainer nicht eben verbessern würde.
Also beschloss er, nach Hause zu gehen und seinen Rauschauszuschlafen. Später würde er bei der Leasinggesellschaft anrufen und sagen, der Jaguar sei nachts aus seiner Einfahrt gestohlen worden. So würden sie ihm nicht die Schuld an dem Schaden geben, wenn der Wagen wieder auftauchte. Es war doch bestimmt der Dieb gewesen, der den Wagen demoliert hatte, richtig? Also schicken Sie mir bitte umgehend einen neuen – genau das würde Ruben »Was geht’n« Coyle sagen. Silbern, genau wie die anderen.
Es war ein toller Plan, und er beglückwünschte sich dafür, ihn so schnell zusammengeschustert zu haben. Dann krümmte er sich vornüber und kippte besinnungslos in einen Karton voll altbackenem Pumpernickel.
Wäre D. T. Maltby nicht so ein Geizhals gewesen, hätte er sich nicht unverhofft in der heiklen Lage befunden, von einem übereifrigen Monroe-County-Detective ausgefragt zu werden.
»Das ist doch nichts Besonderes«, beharrte er.
»Ein Einbruch ist immer etwas Besonderes«, meinte Detective Reilly und machte sich nicht die Mühe hinzuzufügen: vor allem im Ocean Reef Club.
»Wie hat der Einbrecher ausgesehen, Mr Maltby?«
»Einfach nur wie ein Penner. Sie wissen schon, so ein jämmerlicher Crackjunkie.«
Der ehemalige Vizegouverneur hatte nicht die Absicht, Clinton Tyree zu identifizieren und die Gesetzeshüter auf diesen rachsüchtigen, heruntergekommenen Aussteiger zu hetzen. Maltby hatte sie nur deshalb hinzugezogen, weil die Versicherungsgesellschaft eine polizeiliche Anzeige und ein Aktenzeichen benötigte.
»War er groß oder klein?«, fragte Reilly.
»Kann ich wirklich nicht sagen. Verstehen Sie, er hat doch gesessen.«
»Und in Ihren Wäschetrockner defäkiert.«
»In die Waschmaschine«, korrigierte Maltby verkniffen.
»Und Sie sind sich absolut sicher, dass er nichts gesagt hat?«
»Hören Sie, ich habe Ihnen doch schon erzählt, was passiert ist – er hat geschissen und ist weggerannt. Könnten Sie bitte einfach nur die Anzeige zu Protokoll nehmen?«
Der Detective fragte Maltby, warum er tagelang gewartet hatte, ehe er den Einbruch gemeldet hatte.
»Weil ich Sie nicht mit etwas so Dämlichem belästigen wollte – die verdammten Versicherungsfuzzis, die wollten unbedingt, dass ich anrufe.«
»Das ist nicht dämlich, Mr Maltby, es ist ein Verbrechen«, widersprach Reilly. »Sie sagen, es sei nichts gestohlen
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