Sternchenhimmel
Vermietungsagentur in den Gables. Sie rief ihn nie wieder an, und doch setzte er seine Bemühungen unermüdlich fort.
Binnen einer Woche fand er ein zweistöckiges Haus auf der Venetian Isle, das nicht nur ein Langschwimmbecken, sondern auch ein Billardzimmer zu bieten hatte. Und das Beste war, es war nur eine Viertelstunde bis nach South Beach, wo Was geht’n Coyle den größten Teil seiner Reha absolvierte, meist bis in die frühen Morgenstunden. Während seiner NBA -Gesellenzeit hatte er sich den Ruf eingehandelt, außerhalb des Spielfeldes gern über die Stränge zu schlagen. Dementsprechend hatte der Trainerstab der Miami Heat ihn gebeten, doch bitte einen Fahrdienst zu benutzen, wenn er auf Clubtour ging. Sie fanden, eine solche Forderung stünde ihnen zu, schließlich bezahlten sie Was geht’n Coyle die profane Summe von fünf Millionen Dollar im Jahr, und er holte – vor seiner Leistenverletzung – dürftige sieben Punkte pro Spiel. Das Mindeste, was er tun konnte, war, sich einen Fahrer zu nehmen und sich keinen Ärger einzuhandeln.
Aber Was geht’n Coyle lehnte dankend ab. Er leaste ein aufgemotztes silbernes XKR Cabriolet, das er bald darauf um eine Kiefer wickelte, nachdem er aus dem Forge gekommen war (Erschöpfung, erklärte er den State Troopers). Den zweiten Jaguar fuhr er vom Rickenbacker Causeway in die Biscayne Bay. (Der Cop, der ihn fand, war Basketballfan und interpretierte das Ergebnis des Alkoholtests wohlwollend.) Ein drittes Cabrio rollte von der Fähre nach Fisher Island; die Automatik war unachtsam auf »Drive« gestellt gelassen worden, während Was geht’n Coyle von der jungen Erbin eines italienischen Schuhcreme-Vermögens abgelenkt worden war. (Glücklicherweise zählte Schwimmen auch zu ihren ungezählten Talenten.)
Jetzt war Was geht’n Coyle beim vierten Jaguar angekommen, und die Leasinggesellschaft hatte ihn gewarnt, dass es sein letzter sein würde. Außerdem hatte er einen strengen Anruf von seinem Trainer bekommen, der Wind von den anderen Missgeschicken bekommen hatte und nun wollte, dass Was geht’n Coyle zu einer ärztlichen Untersuchung antrat; das war der inoffizielle Ligacode für einen Urintest und ein Drogenscreening. Wegen vertraglicher Konsequenzen, die ein Drogennachweis mit sich brachte, plante Was geht’n Coyle, die ärztliche Untersuchung so lange wie möglich hinauszuzögern und seinem Einsachtundneunzig-Körper zu gestatten, sich wieder zu reinigen. Er entsagte Marihuana, Kokain und Opiaten und beschränkte sich heldenhaft auf Alkohol, der nicht nur legal war, sondern sich auch Stunden nach der Einnahme aus dem Blut verflüchtigte.
Da es sonntagabends in South Beach relativ ruhig war, hatte Was geht’n Coyle einige Schwierigkeiten, nach dem Spiel der Heats gegen die Nets eine Party zu finden. In seinen Lieblingsclubs war tote Hose, also versuchte er es im Shore Club, wo er Telefonnummern mit einem finnischen Model tauschte, das versprach, sich später in der Rose Bar im Delano mit ihm zu treffen. Sie tauchte mit einem Reserve-Innenfeldverteidiger der Arizona Diamondbacks auf und schlug vor, dass sie sich alle ein Zimmer nehmen sollten. Zuerst hielt Was geht’n Coyle nicht viel von dieser Idee, doch schließlich siegte seine Neugier in Sachen skandinavische Muschis über seine Verachtung für Baseballspieler. Er dachte, es könnte doch eigentlich Spaß machen, vor dem Winzling anzugeben.
Also bezahlte er das Zimmer mit seiner Platinkarte, und hinauf ging es im Fahrstuhl. Das Letzte, woran sich Was geht’n Coyle mit einiger Deutlichkeit erinnerte, war, dass er den letzten Rest einer Magnumflasche eines unaussprechlichen Champagners gekippt hatte, während das Model und der Innenfeldverteidiger auf dem Teppich zugange waren und prusteten wie die Ziegen. Hin und wieder legte einer eine Pause ein, um an Was geht’n Coyles Zehen zu lutschen, wobei er sich jedoch nicht wie ein gleichberechtigter Teilnehmer vorkam.
Jetzt ging ihm ganz langsam auf, dass er wieder in dem Jaguar saß, schlaff übers Lenkrad gekrümmt. Das Dach war oben, der Motor lief, seine Füße waren nackt und der Morgen dämmerte. Ein Mann klopfte an die Windschutzscheibe, und Was geht’n Coyle nahm an, dass es ein Cop war – mit ein bisschen Glück ein Leser des Sportteils. Was geht’n Coyle richtete ein verlegenes Lächeln auf die breite Silhouette.
»Was geht’n, Officer?«
»Sie sind nicht fahrtüchtig.«
»War echt lustig gestern Abend.«
»Aussteigen«, befahl der
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