Sternchenhimmel
Ann.
Der Mann, den sie als Skink kannte, warf den Kopf zurück und lachte, ein grollendes Beben, das Ned Bunterman davon abhielt einzuschreiten. Unterdessen war seine Frau von dem Lächeln des Fremden wie vor den Kopf geschlagen; es war reizvoll und telegen.
»Holen Sie Ihre Sachen«, wies er Ann an.
»Das ist alles. Ich bin startklar.«
»Ausgezeichnet!«
Dann waren sie fort, zur Hintertür hinaus, und die Buntermans fragten sich, wie groß die Chancen wohl waren, dass Ann DeLusia, ein Niemand, zweimal in ein und derselben Woche gekidnappt wurde.
Obwohl sie wahrscheinlich schon ein Dutzend Mal in einer Gulfstream Sex gehabt hatte, konnte Cherry sich nur an eine einzige Luftnummer erinnern – mit Lev, ihrem am Pimmel gepiercten, vom Mossad ausgebildeten früheren Bodyguard. An jenem Abend war sie stocknüchtern gewesen, was die ungewöhnlich deutliche Erinnerung erklärte. Lev hatte sie dazu überredet, irgendeine exotische Stellung namens »modifizierte türkische Bohrpresse« auszuprobieren, und als sie fertig waren, japste Cherry in eine von diesen Plastikbecher-Sauerstoffmasken. Sie hatte danach noch wochenlang eine Nackenstütze getragen, die sie zum Andenken an Levs galanten Ganzkörpereinsatz aufbewahrt hatte.
Im Gegensatz dazu war die Tatsache, dass er genauso hieß wie ihr toter Kater, das Einzige an ihrem Zehntausend-Meter-Fick mit dem moppeligen Fotografen, woran Cherry sich erinnerte.
»Wie läuft’s denn so, Claude?«, fragte sie.
»Endlich sehen wir uns wieder.«
Sie befanden sich in dem Wohnzimmer mit der gewölbten Decke in Tanners Haus. Cherry fiel auf, dass der Perserteppich zusammengerollt und die Möbel alle an eine Wand geschoben worden waren. Ein einsamer Stuhl mit senkrechter Rückenlehne stand in der Mitte des Zimmers auf den Holzdielen.
»Also, auf was für einen Look hast du’s abgesehen?«, fragte sie.
»Unverfälscht«, antwortete Bang Abbott.
»Und das kommt in die Vanity Fair ? Echt jetzt?«
»Das wird das Cover, Süße – haben sie dir das nicht gesagt?«
Er trug eine Baseballkappe, schlabbrige Khakihosen und ein zerknittertes braunes Bowlinghemd, das seinen Wanst bedeckte. Obwohl Cherry normalerweise nicht viel mitbekam, schon gar nicht nach einer heftigen Drogennacht, hatte sie das Gefühl, dass bei diesem Fotoshooting irgendetwas nicht stimmte. Der Fotograf wirkte hektisch, und das Zimmer sah gar nicht aus wie ein richtiger Set. Keine Helfer huschten umher; es waren keine Lampen, Hintergrundvorhänge oder Kleiderständer zu sehen. Und keine Mineralwasserflaschen auf Eis!
»Wieso hast du nur zwei Kameras?«, fragte sie.
»Mehr brauche ich nicht.«
»Und was ist mit meinem Make-up?«
»Ich hab doch gesagt, wir machen auf unverfälscht.« Bang Abbott wandte sich an Chemo, der mürrisch neben der Flügeltür stand. Die Baskenmütze und die farbige Brille des Bodyguards konnten seine bösartige Präsenz nicht mildern. Trotzdem brachte Bang Abbott den Mut auf zu sagen: »Sie können draußen warten, Kumpel.«
»Und du kannst mir die Eier küssen, Fettsack.«
»Moment mal …«
»Ich habe meine Befehle«, sagte Chemo und dachte bei sich: Diese Dumpfbacke, der hat ja keine Ahnung.
»Dann muss ich Sie durchsuchen.«
Der Bodyguard hob gleichzeitig seinen intakten Arm und seine Prothese. Der Schatten, den er an der weißen Wand warf, sah aus wie ein Kranich mit einem verkrüppelten Flügel. Während der Paparazzo ihn nervös abtastete, flüsterte Chemo: »Wir unterhalten uns später, nur wir beide.«
Bang Abbott hatte damit gerechnet, dass dieser Schlägertyp für irgendeinen imaginären Dienst oder Gefallen Geld verlangte. »Klar. Von mir aus«, erwiderte er.
»Wo ist die Schauspielerin?«
»Unterwegs zurück ins Hotel.«
»In einem Stück?«, fragte Chemo. Er wusste nicht genau, wieso ihm das so wichtig war.
Bang Abbott nickte. »So zickig wie eh und je. Die haben ein Auto geschickt, das sie abholen sollte.«
Die Buntermans kamen herein, sichtlich verstört.
»Was ist denn jetzt los?«, fragte Chemo.
Cherrys Mutter wischte seine Frage mit einer Handbewegung beiseite. »Gar nichts. Alles in bester Ordnung.«
»Scheiße, was ist denn mit Ihrem Ohr passiert?«, fragte Chemo Ned Bunterman, der verdrossen die Achseln zuckte und wegschaute.
Cherry ließ ihre Eltern wissen, dass sie unmöglich ohne gekühlte Pellegrinos und eine Schale blaue M & M s mit dem Shooting anfangen könnte. Janet Bunterman eilte in die Küche und kam mit zwei Flaschen Aquafina und
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