Sternchenhimmel
schätzen, was für ein Risiko wir eingehen – nur für Sie, Annie.«
»So ein Quatsch. Sie haben bloß Schiss, dass er die Fixerfotos veröffentlicht.«
Allmählich sah Cherrys Mutter ein wenig beklommen aus. »Nun ja, das auch.«
Ann wechselte die Position, um ihr den Weg zur Tür zu verstellen. »An dem Abend, an dem ich entführt worden bin«, fing sie an, »da haben Sie das Auto als vermisst gemeldet – aber mich nicht?«
»Die Larks hatten Bedenken.«
»Ganz bestimmt hatten die Bedenken.«
»Manchmal regelt man solche Situationen am besten ohne die Polizei. Das ist für alle das Beste«, meinte Janet Bunterman.
»Ich könnte jetzt tot sein.«
»Ach, Annie.«
Das sagte sie mit einem perlenden, herablassenden Auflachen. Anns Reaktion bestand darin, sie einigermaßen grob gegen den Kühlschrank zu drängen. »Und wenn dieses Arschloch mich jetzt erschossen hätte, Janet? Hattet ihr dafür eine Story parat? Wenn meine von Kugeln durchsiebte Leiche in der Biscayne Bay aufgetaucht wäre?«
Anns Körpereinsatz erschreckte Cherrys Mutter, ganz zu schweigen von ihrem unwirschen Verhalten. »Sie sind doch gesund und munter, oder? Um Himmels willen, lassen Sie mich los.«
»Claude hatte recht. Ich bin bloß ein weiteres ungelöstes Problem.«
Ann hatte gedacht, sie wäre auf die hässliche Wahrheit gefasst gewesen, doch sie zitterte vor Wut. Nachdem sie Janet Bunterman losgelassen hatte, stemmte sie sich auf die glänzende Arbeitsplatte und stützte das Kinn in die Hände.
»Ihr seid echt unglaublich«, sagte sie.
»Gehen Sie zurück ins Hotel und schlafen Sie ein bisschen. Genau das brauchen Sie.« Janet Bunterman hatte viel Übung darin, Mitgefühl vorzutäuschen. »Ned und ich wissen, dass Sie durch die Hölle gegangen sind, Annie, und wir werden tun, was wir können, damit alles besser wird. Aber zuerst müssen wir uns mit diesem wahnsinnigen Paparazzo befassen.«
Auf dem Herd stand ein Teekessel, in dem Ann das Spiegelbild des Tattoos auf ihrem Hals sehen konnte. Ihr missliches Abenteuer hatte durchaus einen komischen Aspekt, das musste sie zugeben.
»Sagen Sie«, fragte Cherrys Mutter, »ist er gewalttätig?«
»Sie meinen Claude? Das ist eine interessante Frage.«
Die Tür zum Flur öffnete sich, und Ned Bunterman kam herein, gekleidet entweder für den Golfplatz oder für die Happy Hour in einem Striplokal. Sofort begann er, Ann zu umschwänzeln. Was für ein tapferes Mädchen sie doch sei, ein Champ, ein Ass, eine Teamplayerin.
»Entschuldigung?«, sagte sie gereizt.
»Annie fühlt sich nicht wohl«, erklärte Janet Bunterman ihrem Mann.
»Das tut mir ja so leid. Warum fahren Sie nicht ins Stefano zurück und gönnen sich erst mal ein ordentliches Frühstück?«, schlug Ned Bunterman vor. »Die machen da ganz tolle russische Eier.«
Ann nahm einen Pfannenwender von der Hakenleiste aus Messing und klatschte ihn Cherrys Vater herzhaft aufs Ohr. Alles, was sie sagte war: »Russische Eier, dass ich nicht lache!«
Janet Bunterman machte ein entgeistertes Gesicht, doch sie hatte es nicht eilig, ihrem Mann beizuspringen. Es war klar, dass sie das Ausmaß von Anns Unmut völlig falsch eingeschätzt hatte; das war ein größerer Anlass zur Sorge als Neds Gewimmer.
»Hauen Sie einfach ab«, blaffte Ann Cherrys Eltern an.
»Natürlich, Schätzchen.« Janet Bunterman bedeutete Ned mit einer Geste, sich zusammenzureißen. »Dann sehen wir uns also im Hotel, Annie?«
»Ganz bestimmt nicht.«
Die Buntermans fuhren herum und erblickten einen großen Mann mit schrillen Zöpfen und einer Schrotflinte in der Armbeuge. Er füllte den Rahmen der Tür aus, die von der Küche in den Innenhof führte, jene Tür, durch die Ann DeLusia das Anwesen diskret hatte verlassen sollen.
Anns Miene hellte sich bei seinem Anblick auf. Da bist du ja endlich, dachte sie.
Cherrys Eltern klammerten sich aneinander, zum ersten Mal seit Jahren. Der furchteinflößende Eindringling hatte breite Schultern, eine blanke Glatze und ein entgleistes Auge. Er trug einen verschmutzten Trenchcoat, aber kein Hemd, und an einer Gürtelschlaufe baumelte irgendeine bemitleidenswerte tote Kreatur, möglicherweise ein Häschen.
»Wer sind denn diese Nullnummern?«, fragte er Ann.
»Sie nennen sich Ned und Janet«, antwortete Ann und hopste vom Küchentresen.
Er hob die Schrotflinte. »Ich hab Rattenschrot geladen.«
»Nein, Captain, nicht.«
»Na schön. Sie kommen mit mir.«
»Alles, was ich will, ist ein heißes Bad«, sagte
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