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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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einer Schachtel Cracker zurück. Cherry schnitt eine Grimasse und tat so, als stecke sie sich den Finger in den Hals.
    »Bis zum Mittagessen gibt’s nichts!«, sagte Bang Abbott. »Ich will, dass sie verhärmt und hungrig aussieht.«
    »Aber Mom!«, begehrte Cherry auf.
    »Schätzchen, bitte? Tu, was der Mann sagt. Er ist der Profi.«
    »Komm schon, Cherry«, drängte Ned Bunterman, »das wird das Cover von Vanity Fair ! Das ist eine Riesennummer!«
    »Aber ich fühl mich total beschissen.«
    »Du siehst aber alles andere als beschissen aus. Oder, Mr Abbott?«
    Der Paparazzo streckte die Arme aus und rahmte ihr Gesicht mit den Fingern ein. »Für mich sieht sie aus wie pures Gold«, meinte er.
    Cherry schnaubte, doch Bang Abbott merkte, dass sie sich über das Kompliment freute. Er sagte ihren Eltern, es sei Zeit für sie zu gehen. Als sie die Eingangshalle aus Marmor erreicht hatten, senkte er die Stimme. »Sie halten mich für Ted Bundy jr., aber warten Sie, bis Sie sehen, was für Fotos das werden. Das wird eine Legende!«
    Ned Bunterman tat sich immer noch schwer mit der Vorstellung, dass seine bekanntermaßen bildhübsche Tochter einen so unscheinbaren Wichser gebumst hatte. War das ihre Art zu rebellieren?, fragte er sich. Oder war sie tief im Innern einfach eine Schlampe?
    »Versuchen Sie ja nichts Pornografisches«, sagte er zu dem Fotografen. »Sonst ist der Deal hinfällig. Mr Chemo weiß, was er zu tun hat.«
    »Keine Sorge.« Bang Abbott langte ihm auf die Schulter.
    Chemo nickte ernst, um zu zeigen, dass die Situation unter Kontrolle war, also machte Ned Bunterman kehrt und folgte seiner Frau zur Haustür hinaus.
    Im Wohnzimmer bekam Cherry prompt einen kleineren Wutanfall. »Was soll ich denn anziehen? Das ist ja voll ätzend hier!«
    Bang Abbott präsentierte ihr Anns Kleines Schwarzes. Sie hielt es hoch und betrachtete abfällig das Etikett.
    »Das Teil ist ja total zerknauscht und verschmuddelt«, beschwerte sie sich.
    »Genau das ist das Konzept, Süße.«
    »Voll krass!«
    »Zieh es an. Du wirst der absolute Hammer sein.«
    »Aber ich will Versace, verdammt noch mal! Wir sind hier in Scheißmiami!«
    Der Paparazzo legte beide Hände auf sein Herz. »Vertrau mir, Cherish. Bitte.«
    Beim Klang ihres künftigen Namens lächelte sie. »Ich fass es nicht, du weißt das irgendwie echt total noch.«
    Von der anderen Seite des Zimmers her bellte Chemo: »Wie war das eben, Kleine?«
    Obwohl der Bodyguard den elektrischen Viehtreiber in seinem Wagen gelassen hatte, korrigierte Cherry reflexartig ihre Grammatik. »Ich fasse es nicht, dass er das noch weiß.«
    Bang Abbott zwinkerte ihr zu. »Hey, ich weiß noch alles .«
    »Ich auch«, versicherte Cherry und zwinkerte ihrerseits verstohlen.
    »Im Ernst?«
    »Was da in der G5 abgegangen ist? Alter, ich hab nie aufgehört, daran zu denken.«
    Es war völlig idiotisch, ihr zu glauben, doch Bang Abbott wurde durch eine Regung in seinen speckrollenverhangenen Lenden in genau diese Richtung gedrängt. Er bekam nicht oft zu hören, wie sich nicht käufliche Frauen anerkennend über seine sexuellen Leistungen äußerten.
    »Habe ich da gerade Alter gehört?« Das war der stummelarmige Bodyguard, der Cherry abermals zur Ordnung rief.
    »Ich hab ›Claude‹ gesagt, okay? Mein Gott, würdest du dich vielleicht mal entspannen?« Sie verdrehte die Augen und flüsterte Bang Abbott zu: »Echt voll der Superfreak!«
    »Wem sagst du das?«
    Sie griff nach seinem Handgelenk, hielt seine Hand hoch und betrachtete seinen verbundenen Finger. »Wer hat dich denn gebissen, Dicker?«
    »Shakira«, antwortete er. »Legen wir mal ein bisschen Musik auf.«
    »Ich war mal in einem Nickelback-Video. Hast du das schon mal gesehen? Das, in dem ich ein Astronaut bin?«
    »Klar. Hab ich zufällig auf meinem iPod gespeichert.«
    »Is’ nicht wahr!«
    In der Stereoanlage steckte eine Jack-Johnson- CD , und Bang Abbott schaltete die Anlage ein. Er hätte lieber etwas Vulgäres gehabt, aber er wollte keine Zeit damit verschwenden, das CD -Schränkchen zu durchwühlen.
    »Geh dich umziehen«, sagte er zu Cherry.
    »Hey, Dicker, hast du ein bisschen Gras dabei?«
    »Tut mir leid, Babe.«
    »Zu medizinischen Zwecken?«
    »Nein«, sagte er. »Die Toilette ist da den Flur runter. Da kannst du dich umziehen.«
    Sie grinste und machte sich an Ort und Stelle daran, Sweatshirt und Jeans auszuziehen. Bang Abbott war so durcheinander, dass er vergaß, die Kappe vom Objektiv seiner Kamera zu entfernen.

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