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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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einen Anruf der Bauaufsichtsbehörde von Monroe County bekommen hatte, hatte er wütend einen Bademantel übergezogen und sich auf den Weg zum Wohnsitz von D. T. Maltby gemacht, um herauszufinden, wieso das Sebago-Isle-Projekt ungeachtet all der Schmiergelder und aller Schikanen gestoppt worden war. Jackies schwerfälliger Gang und seine zerknitterte Erscheinung hatten die Aufmerksamkeit eines Wachmanns des Ocean Reef Club auf sich gezogen, der den Bauunternehmer in seinen Golfwagen gesetzt und ihn zu der geliehenen Eigentumswohnung zurückgefahren hatte, wo er sein Krankenlager hatte.
    Da er lediglich Gast und kein Mitglied des Clubs war, hatte Jackie sich nicht vollständig mit der dort geltenden Kleiderordnung vertraut gemacht. Zuallermindest hätte er seinen Bademantel fester zubinden sollen. Seine düsteren Zukunftsaussichten besserten sich nicht, als ihm der Wachmann mitteilte, dass ein Charterflugzeug mit Mr Maltby an Bord erst vor wenigen Minuten mit unbekanntem Ziel von der Startbahn des Clubs abgehoben hatte.
    Allein in der Wohnung, sackte Jackie in einen Ledersessel und klappte seine dürren Beine weit auseinander, um den Druck zu lindern. Diese Geburtsstellung war umso angebrachter, als sein grotesk geschwollenes Gemächt ungeheure Ähnlichkeit mit dem schleimigen, blau geäderten Schädeldach eines aus dem Mutterleib hervorgepressten Neugeborenen besaß. Er fächelte seinem Unterleib Luft zu und kochte vor sich hin, während er an den zeternden einäugigen Fremden dachte, der ihn so sadistisch gemartert hatte. Das Verbrechen bestätigte seine allgemeine Verachtung für Umweltschützer – so ein Scheißdrama wegen ein paar Villen! Das großartigste Land der Welt, schnaubte er vor sich hin, das verdammte Leuchtfeuer des Kapitalismus –, aber ein respektabler Entrepreneur wie er konnte von einem durchgeknallten Spinner mit einer politischen Agenda überfallen, gefesselt und genital verunstaltet werden. Es war ein Skandal.
    Sein Handy klingelte. Jackie Sebago erkannte die Vorwahl.
    »Scheiße«, brummte er.
    Der Anrufer war Shea, jener Investor, den er am wenigsten ausstehen konnte. Shea hatte von dem Baustopp erfahren, als er die Bauaufsicht kontaktiert hatte, um herauszufinden, ob die Klempnerarbeiten genehmigt worden waren. Ständig rief dieser Arsch hinter Jackies Rücken in Key West an, nur damit er ihm wegen dieses oder jenes unbedeutenden Drecks die Hölle heißmachen konnte. Shea hatte im Laufe der letzten Stunden ein halbes Dutzend SMS geschickt, doch Jackie hatte sich nicht die Mühe gemacht, auch nur eine davon zu lesen.
    Jetzt brüllte der Typ ins Telefon: »Mist, was soll das, Mann? Die haben das Projekt gestoppt! Was soll der Scheiß!«
    »Ich hab alles im Griff«, versicherte Jackie.
    Doch er hatte es nicht im Griff, nicht wirklich. Der Sinn und Zweck dabei, einen »Berater« wie D. T. Maltby anzuheuern, war ja der, sicher über all den prosaischen kleinen Akten der Korruption zu stehen. Im Dunkeln gehalten zu werden war Teil von Jackies System. Er wusste nicht, wer bestochen worden war oder wie viel bekommen hatte, aber er wollte definitiv wissen, wieso die Betreffenden plötzlich abgesprungen waren.
    »Was zum Teufel ist passiert? Was haben Sie gemacht?«, verlangte Shea zu wissen. »Wissen Sie was? Ist mir egal. Überweisen Sie mir einfach mein Geld zurück. Mir reicht’s.«
    »Nur die Ruhe, Billy. Bis morgen habe ich das alles geregelt. Spätestens Mittwoch.« Das war sehr unwahrscheinlich, wenn Maltby sich wegduckte, das war Jackie klar. »Ich muss mich da um ein paar Leute kümmern, das ist alles«, sagte er zu Shea. »Sie wissen schon, ein bisschen gute Laune verbreiten.«
    »Ich dachte, das hätten Sie längst getan.«
    »Hab ich auch. Aber, hey, wir sind hier in Florida.«
    »Wissen Sie was? Sie können sich Ihr Projekt sonst wohin stecken«, fauchte Shea. »Ich will mein Scheißgeld zurück. Morgen früh um Punkt neun rufe ich bei meiner Bank an. Wehe, wenn die Kohle nicht da ist, die ganzen achthundertfünfzig.«
    Jackie Sebago konnte Billy Shea seine Achthundertfünfzigtausend-Dollar-Investition unmöglich zurückzahlen, weil er sie bereits ausgegeben hatte, für eine Tragflügelboot-Konzession auf Kreta oder für Junk-Bonds. Er wusste es nicht mehr so genau. Nachdem er die Grundstücke für Sebago Isle gekauft hatte, hatte er noch fünf Millionen zum Verzocken übrig gehabt. Für Jackie floss das alles irgendwie zusammen, wie ein tropischer Wasserfall.
    Um des lieben Friedens

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