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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Er wird nicht zulassen, dass jemand anderes Ihnen etwas tut.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?«, fragte Ann. »Niemand will mir was tun.«
    Als sie zum Hotel zurückgingen, erkundigte sich Jim Tile nach der Schrotflinte. Ann erzählte ihm, wo Skink sie versteckt hatte.
    »Sie gehen das Ding doch holen, oder?«, fragte sie. »Damit er’s nicht in die Finger kriegt.«
    »Mal sehen – ein großer Schwarzer fährt am helllichten Tag mit einer abgesägten Schrotflinte auf einem Motorrad durch Miami. Nein, Liebes, lieber nicht.«
    »Sie sind echt eine große Hilfe.«
    »Behalten Sie meine Telefonnummer«, sagte Jim Tile.
    »Vielen Dank auch.«
    Sie verabschiedete sich von ihm und nahm die Treppe nach oben zu ihrem Zimmer. Skink schlief noch immer, den Kopf in einem Kissenstapel. Sie duschte lange und heiß. Das Wasser fühlte sich himmlisch an; sie schloss die Augen und ließ es auf ihre Wangen prasseln. Dabei wusste sie nicht genau, ob sie wollte, dass der Gouverneur fort war, wenn sie aus dem Bad kam.
    Anns Erfahrungen mit vom Schicksal gebeutelten Männern waren begrenzt; aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich wegen ihres Aussehens, zog sie meistens die selbstbewussten, ichbezogenen an. Die angeschlagenen waren laut ihren Freundinnen interessanter, allerdings machten die auch viel Arbeit. Ann fragte sich, ob ihr Vater wohl so ein Mann gewesen war. Als sie klein gewesen war, hatte sie ihre Mutter oft nach ihm gefragt, doch sie hatte kein klares Bild von ihm vor Augen. »Ein nichtsnutziger Versager«, sagte ihre Mutter zum Beispiel, ein anderes Mal war er vielleicht »ein verantwortungsloser Idiot« oder »ein fehlgeleiteter Trottel« oder einfach »niemand, über den man nachzudenken braucht«. Die Bezeichnung, die Ann in gewisser Weise fasziniert hatte, war »wirrer Träumer«.
    Alles, was sie über ihren Vater wusste, war, dass er Gil hieß, zwei Jahre jünger war als ihre Mutter und kurz vor ihrer Geburt aus der Wohnung ausgezogen war. Es war niemals klar ausgesprochen worden, ob es seine Entscheidung gewesen war auszuziehen, doch Ann bezweifelte das. Ihre Mutter war gnadenlos dominant. Bevor sie den Profibowler geheiratet hatte, hatte sie ein Dutzend andere farblose, aber fügsame Verehrer gehabt, die pflichtschuldigst Vegetarier wurden, sie zu Bibelstudien begleiteten und sich den Samstag fürs Rasenmähen freihielten. Alle wurden schließlich wegen kleinerer Vergehen in die Wüste geschickt, und Ann taten sie jedes Mal leid. Sie vermisste ihre Mutter nicht besonders, ging aber davon aus, dass sie sich eines Tages vertragen würden, vermutlich auf der Beerdigung des Bowlingspielers.
    Skink war wach und polierte sein Glasauge, als sie aus dem Bad kam. Er schien nicht zu bemerken, dass sie ein Handtuch um den Kopf und ein zweites um den Körper geschlungen hatte.
    »Ich gehe zurück nach Star Island«, verkündete er, »und regele die Sache mit Abbott.«
    »Sie werden nichts dergleichen tun.« Ann setzte sich neben ihn auf die Bettkante. »Was haben Sie vor – ihn zu Brei schlagen? Ihn umbringen? Erwarten Sie bloß nicht, dass mich das beeindruckt.«
    Er setzte sein Glasauge wieder ein und zwinkerte es an seinen Platz. »Was er getan hat, war falsch. Er sollte zur Rechenschaft gezogen werden.«
    »Warum lassen Sie sich eigentlich gern ›Captain‹ nennen?«
    »Das war mein Rang in der Army. Vielleicht sollte ich nicht ewig darauf herumreiten.« Er machte Anstalten aufzustehen, doch Ann packte ihn am Arm.
    »Hatten Sie je Kinder?«, fragte sie.
    »Keine Kinder. Keine Ehefrauen.«
    »Und bestimmt auch nichts zu bereuen.«
    »Jede Menge«, erwiderte er.
    »Dann vergessen Sie Claude und bleiben Sie hier bei mir. Ich muss Ihnen alles erzählen, was passiert ist und wieso«, sagte Ann. »Außerdem muss ich Ihnen von meinem lächerlichen Job erzählen.«
    »Sie sind Schauspielerin. Das ist nicht grundsätzlich lächerlich.«
    »Nein, Captain. Ich rede über diesen Job – den, durch den ich in diesen ganzen Schlamassel geraten bin.«
    »Wird mich das desillusionieren?«
    »Und danach«, sagte sie, »werde ich Sie um einen wirklich großen Gefallen bitten.«
    »Was immer Sie wollen.«
    »Auch wenn Shoppen dazugehört?«
    Skink lachte. »Für Sie tue ich alles, bezaubernde Annie.«

25
    Bang Abbott trank für gewöhnlich nicht viel, aber Cherry hatte eine Flasche Wodka gefunden, also erklärte er sich bereit, in der Mittagspause mit ihr in der Küche Martinis zu trinken. Sie wurde allmählich recht locker, was für das

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