Sternchenhimmel
Nachmittagsshooting Gutes verhieß und ebenso für seine Chancen, bei ihr zu landen. Er war sich seiner abstoßenden Wirkung auf Frauen durchaus bewusst; selbst die Nutten, die er abschleppte, brauchten normalerweise ein oder zwei starke Drinks, bevor sie zur Sache kamen.
Trotz der Ballerei und Chemos finsterem Grollen hatte Bang Abbott bei diesem Shooting ein gutes Gefühl. Die Fotos, die er bisher gemacht hatte, waren in seiner leicht schrägen Wahrnehmung absolute Prachtstücke. Cherry hatte noch nie so schön ausgesehen, so aufreizend und kühn und ruhelos …
Bang Abbotts rührselige Verzauberung hätte seine Paparazzi-Kollegen verblüfft, bei denen er als derb und herzlos galt. Aber keiner von diesen Wichsern hatte jemals – wie lange jetzt? Drei Stunden? – allein mit einer jener Glamournymphen verbracht, denen sie nachstellten.
Hatten nackte Haut aufblitzen sehen, sich den Stinkefinger oder den blanken Hintern zeigen und sich sogar etwas vorsingen lassen. Cherry hatte sogar einen dreckigen Witz erzählt, über einen Mann mit drei Hoden. Einschließlich Anschauungsmaterial.
Davon kannst du nur träumen, Teddy Loo.
Bang Abbott mixte einen dritten Martini und scrollte durch die Fotos, sonnte sich in seiner eigenen Genialität.
»Claude, ich muss mal«, sagte Cherry. »Wär das ein Foto wert?«
»Doch nicht für die Vanity Fair, Schätzchen.« Er zeigte in Richtung Badezimmer. »Mach schnell.«
Das Porträtbuch nahm in seinem Kopf allmählich Gestalt an – aber nein, zuerst eine Ausstellung. In der National Portrait Gallery in Washington! Noch besser, eine Wanderausstellung und danach das Buch, eine Ansammlung von Meisterwerken.
Als sie zurückkam, quietschte Cherry: »Schau mal, was ich im Medizinschränkchen gefunden habe!« Sie öffnete die Hand und zeigte drei kakaofarbene Pillen.
»Was sind das für welche?«, fragte Bang Abbott.
»Ist doch egal.«
»Hey, lass das!« Chemo legte sein Sandwich weg und trat auf Cherry zu, doch sie war zu flink. Sie schluckte die Tabletten auf einen Schlag hinunter und schmatzte dem Bodyguard dann noch etwas vor.
»Und was willst du jetzt machen?«, spottete sie.
»Das waren Entwurmungspillen«, informierte Chemo sie. »Für Hunde. Ich hab mich schon gefragt, wie lange es wohl dauert, bis du die Dinger findest.«
»Arschloch! Ich hasse dich!«, schrie Cherry.
Bang Abbott sagte, sie solle sich beruhigen – Hundemedizin würde ihr nicht schaden.
»Aber verdammt noch mal, Claude, ich wollte doch high werden!« Sie griff abermals nach dem Wodka. Bang Abbott, dem selbst etwas schwummerig war, fischte eine frische Olive aus dem Schraubglas und ließ sie in sein Glas fallen.
Chemo klickte in gespielter Missbilligung mit seinen gelblichen Stummelzähnen und wandte sich wieder seinem Pastrami-Sandwich zu. Es war ihm aufrichtig egal, ob die beiden sich volllaufen ließen. Die ersten vierzig Riesen von Maury Lykes waren sicher unter dem Bordwerkzeug in seinem Denali versteckt, und den Rest des Bargeldes würde er bald in Händen halten. Morgen um diese Zeit würde Bang Abbott bedeutungslos sein, und das Mädchen würde jemand anderem Kopfschmerzen bereiten.
Nach dem Lunch folgte er ihnen nach oben, wo Cherry sich dunkelviolette Halbmonde auf die Augenlider pinselte und das Cocktailkleid ablegte. Sie zog ein langärmeliges Polohemd an, bis zum Nabel offen, und eine von Tanner Dane Keefes Boxershorts mit einem albernen Froschmuster.
Dann fesselte Bang Abbott sie mit den Handschellen an das schmiedeeiserne Geländer eines Balkons, der auf den Swimmingpool hinausging. »Du verstehst das Konzept doch, oder?«, fragte er. »Als wärst du eine Gefangene des Ruhms.«
Cherry schien zu blinzeln und zart zu erröten. »Claude, das ist ja so dermaßen abgedreht.«
Chemo wurde bei diesem Getue schlecht. Obgleich er von Natur aus hartherzig war, ertappte er sich doch dabei, wie er an all die armen Schlucker dachte, denen er variabel verzinsliche Hypotheken angedreht hatte – und die jetzt pleite und am Ende waren, obwohl doch ihr einziger Fehltritt darin bestanden hatte, ein anständiges Haus für ihre Familie anschaffen zu wollen. Der amerikanische Traum! Und hier steht so eine dämliche kleine Tussi mit einer Stimme wie ein Sack voll verhungernder Kätzchen – stinkreich und im Begriff, noch reicher zu werden. So viel zur göttlichen Ordnung, dachte Chemo verbittert.
»Was hast du denn jetzt schon wieder für ein Problem?«, giftete Cherry.
Der Bodyguard spielte mit dem
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