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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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eine kosmische Nahtstelle zwischen zwei diametral entgegengesetzten Welten überquerte. Es fühlte sich befreiend und fast schon abenteuerlich an, eine Welt zu verlassen und eine andere zu betreten, auch wenn am Ende der Reise ein Touristenhotel wartete.
    Sie lächelte vor sich hin und machte das Radio an. Der Regen ließ nach, wurde zu einem Nieseln, der Geschwindigkeitsmesser kroch auf die sechzig zu, und bald war sie wieder im emotionalen Autoglide-Modus. Dichte Mangrovenhaine säumten zu beiden Seiten die Straße, setzten den Scheinwerferstrahlen enge Grenzen. Ann hatte plötzlich das Gefühl, durch einen langen, wasserglatten Tunnel zu schießen. Zwei kleine Brücken ließen den Wagen kurz holpern, doch es war vor allem die scharfe Kurve, auf die Ann nicht vorbereitet war.
    Das, und die haarige, klatschnasse Gestalt, die auf der Mittellinie kauerte.
    Ihr blieben nur Millisekunden, um zu erkennen, dass es ein Mann war und dass er mit den Händen etwas Nasses aufhob.
    Ann fluchte, riss das Lenkrad herum und spürte im selben Moment, wie der Wagen jegliche Bodenhaftung verlor. Der Unfall schien sich so langsam abzuspielen, dass es wie ein Traum war, und aus diesem Grund hatte sie nicht ganz so viel Angst, wie sie eigentlich hätte haben sollen.
    Trotzdem begriff Ann, als sie in einem gemieteten Mustang durch die Luft wirbelte, direkt auf eine Mauer aus Mangrovenbäumen zu, dass ihre Urlaubspläne gerade radikal geändert wurden.
    Cherry Pye wachte um Mitternacht auf und schaffte es irgendwie bis in die Küche. Als sie Eiswürfel auf den Fliesen klirren hörte, zog Janet Bunterman einen Morgenmantel über und eilte den Flur hinunter.
    »Hey, wo ist denn Lev?«, fragte Cherry.
    »Den haben wir doch gefeuert, weißt du nicht mehr? In Miami?«
    »Nicht so richtig.«
    »Was trinkst du da, Schatz?«
    »Cranberrysaft.«
    »Und was noch?«
    »Reg dich ab, Mom.« Cherry trat an ein Fenster, schob die Vorhänge auseinander und linste hinaus. Die Straße war leer – keine Fernsehcrews, keine Fotografen. »Wo sind die denn alle?«, fragte sie.
    »Ist doch egal.«
    »Lev fehlt mir. Der war cool.«
    »Möchtest du was essen?«, fragte Janet Bunterman. »Ich lasse uns von Marissa ein paar Omeletts machen.«
    »Der hat sich seinen du weißt schon was piercen lassen.«
    »Oder Crêpes. Möchtest du Crêpes?«
    »Ich rede von Lev. Der hatte so ein Platindings ganz oben durch die Spitze. Sah voll krass aus.«
    »Danke für die anschauliche Beschreibung«, sagte Janet Bunterman und dachte: Vielleicht hasst sie mich ja wirklich. Das würde auch den himbeerroten Stringtanga und das T-Shirt mit der Aufschrift First Prize erklären.
    Cherry Pye gähnte und ließ sich auf ein Ledersofa plumpsen. »Wann können wir nach Florida zurückfliegen? Tanner hat da dieses voll geile Haus auf Star Island gemietet.«
    »Wir bringen dich für eine Woche nach Malibu. Maury besteht darauf.«
    »Nicht wieder nach Rainbow Bend. Scheiße, kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Cherrys Mutter versicherte ihr, es würde schon nicht so schlimm werden. »Die haben einen neuen Yogalehrer aus Bangladesch. Außerdem hat einer von Poon Pilots da gerade eingecheckt – ich hab’s im Internet gesehen. Der Drummer, glaube ich.«
    »Maury kann mich mal, ich geh nicht nach Rainbow Bend«, erwiderte Cherry. »Und du kannst mich nicht dazu zwingen.«
    Janet Bunterman erinnerte ihre Tochter daran, dass Maury Lykes eine gigantische Summe in Cherrys CD investiert hatte, die demnächst herauskommen und wie ein Sack versteinerte Kuhfladen absaufen würde, wenn die Konzerttournee nicht gut lief. Und Maury Lykes war nicht geneigt, Cherry mit akuter »Gastritis« auf Tournee zu schicken.
    »Schätzchen, noch ein Boston können wir uns nicht erlauben«, mahnte Janet Bunterman sanft.
    »Kriege ich für die Tournee einen neuen Bodyguard? Weil, diesmal will ich einen Schwarzen. Und der muss eine ganz blanke Glatze haben, wie der Typ von Britney. Der junge Mann sieht ja so was von fies aus«, sagte Cherry. »Also, eigentlich will ich ja zwei Schwarze. Und die müssen Kung-Fu können, oder was immer das für’n abgefahrener Scheiß war, was Lev da mit dem Stalker in Dallas gemacht hat.«
    »Das war doch bloß ein ganz normaler Faustschlag«, wandte Janet Bunterman ein. »Ein guter, altmodischer Faustschlag in den Unterleib. Maury hat einen Security-Mann, den wir anstellen sollen. Er sagt, der ist besser als Lev.«
    Cherry grinste lüstern. »Besser in was?«
    »Warum sagst du so was?

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