Sternchenhimmel
Versuchst du, mir das Herz zu brechen?«
»Ich geh nur unter einer Bedingung nach Malibu, Mom. Dass ich meinen Namen ändern darf.«
»Mach dir keine Sorgen, Süße, wir checken dich doch immer als ›Sally Simpson‹ ein.«
»Nein, nicht nur für die Klinik. Ich will meinen Namen richtig ändern.«
»Was?«
»Für immer.«
Janet Bunterman war fest entschlossen, trotz der Sticheleien ihrer Tochter cool zu bleiben. »Die CD ist schon für den Versand verpackt, okay? Die Tickets sind gedruckt, die Website steht und ist in Betrieb. Du bist eine Marke, Schätzchen. Ein Unterhaltungs-Franchise.«
»Na und? Diddy ändert seinen Namen jede Woche oder so.« Cherry stand auf, um ihr Glas neu zu füllen. Ihre Mutter, die ihr in die Küche folgte, sah erleichtert, dass sie nur Saft einschenkte, keinen Wodka.
»Ich will einen Namen, der nur aus einem Wort besteht«, sagte Cherry und prostete ins Leere. »Wie Beyoncé und Madonna und Eminem – hör auf, mich so anzusehen, Mom. Ich hasse das.«
»Du weißt genau, was Maury dazu sagen wird«, gab Janet Bunterman zu bedenken. »Die ganze Welt kennt dich als Cherry Pye, so einen guten Markennamen setzt man nicht einfach so aufs Spiel. Das ist jedenfalls Maurys Ansicht.«
Cherry zuckte die Achseln und schlürfte ihren Saft. »Willst du’s jetzt hören oder nicht? Ich dachte, du solltest die Erste sein.«
»Sicher«, sagte ihre Mutter verkniffen.
»Cherish!«
»Ein Wort. Du meinst es ernst.«
»Ja, einfach nur Cherish. Ist das der Hammer oder was?« Cherry Pye begann auf und ab zu hüpfen. »Was geht ab, Leute, lasst mal einen ordentlichen Applaus hören für Che-rish! Che-rish! Che-rish!«
»Wir reden nach der Tournee darüber«, sagte Janet Bunterman.
Cherry verkündete, sie hätte Appetit, aber nicht auf Omeletts oder Crêpes. Sie steckte den Kopf in den Kühlschrank. Das Licht schien grell auf ihr bleiches, fleckiges Gesicht. »Ich hab gerade ungefähr ein Pfund Vogelfutter ausgeschissen«, sagte sie. »Was hat es eigentlich damit auf sich?«
»Reinkarnation«, antwortete ihre Mutter.
»Hey, glaubst du, dieses Ceviche ist noch gut? Hier, riech mal dran.«
An dem Tag, als Michael Jackson an einer Überdosis starb und den widerwärtigsten Medienwahn seit dem Prozess gegen O. J. Simpson auslöste, war Bang Abbott viertausend Kilometer von L . A . entfernt. Er war nach Nassau geflogen, um einem vagen, aber reizvollen Tipp nachzugehen, dass Mitt Romney sich mit zwei italienischen Nutten auf Paradise Island vergnügte. Der republikanische Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur hatte angeblich unter seinem richtigen Namen im Atlantis Resort eingecheckt, und das National Eye hatte bereits einen knalligen Zweizeiler als Schlagzeile vorbereitet:
MORMONISCHE LUSTREISE –
NAHKAMPF STATT WAHLKAMPF
AUF DEN BAHAMAS!
Zu Bang Abbotts Pech war es ein anderer M. Romney – Melvin, ein verwitweter Tierarzt aus Joplin, Missouri –, der die Inseln in Begleitung seiner beiden erwachsenen Töchter besuchte. Keine der beiden Frauen war jemals für eine Prostituierte aus dem Mittelmeerraum gehalten worden, und sie wussten nicht, was sie von dem fetten Reporter halten sollten, der ihnen am Cable Beach unaufhörlich folgte. Sobald Bang Abbott den gleichermaßen verdutzten Melvin zur Rede gestellt hatte, der keinerlei Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Gouverneur von Massachusetts hatte, eilte der Paparazzo zum Flughafen und rief beim Eye an.
Da erfuhr er, dass der King of Pop das Zeitliche gesegnet hatte. Augenblicklich fiel Bang Abbott auf die Knie und schluchzte laut auf, was andere Fluggäste als Trauerbekundung deuteten, und genau das war es auch. Bang Abbott wusste, dass Jacksons Tod eine verlorene Gelegenheit bedeutete, wie sie das Leben nur ein einziges Mal bot – ein Foto des unverhüllten Leichnams hätte eine halbe Million Dollar gebracht, vielleicht sogar noch mehr. Es wäre ein Boulevardzeitungscoup von epischen Ausmaßen gewesen, größer noch als Elvis im Sarg oder John Lennon auf dem Obduktionstisch.
Bang Abbotts Pein war umso schlimmer, als er mit einem ähnlich schäbigen Ende für Jacko gerechnet und sich sorgfältig potenzielle Informanten beschafft hatte, von geschäftstüchtigen Sanitätern bis zu unzufriedenen Angestellten diverser Beerdigungsinstitute. Er hatte sogar einer Mitarbeiterin der Notrufzentrale Dodger-Tickets geschickt, die versprochen hatte, dass Bang Abbotts Nummer die zweite sein würde (nach der Feuerwehr), die sie wählen würde, wenn es
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