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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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auf einer von den After-Partys sein können, sie war nämlich in der Notaufnahme und hat den Magen ausgepumpt bekommen.«
    Bang Abbott wandte den Blick nicht von dem Foto. Je länger er es betrachtete, desto weniger sicher war er. Die Frau hätte Cherry Pye sein können, oder es hätte die Doppelgängerin sein können, die er auf der Trage hinter dem Stefano fotografiert hatte – bei so schlechten Lichtverhältnissen konnte man das unmöglich sagen.
    »Das ist Cherry, Mann. Wer zum Teufel soll’s denn sonst sein?«, polterte er. »Der Typ, der da neben ihr geht, das ist ihr Bodyguard Lev. Hier, schauen Sie.«
    Cartwill nahm den Abzug, ohne ihn anzusehen. »Wir stellen ja wirklich nicht viele Fragen. Das wissen Sie, Claude. Das hier ist ein Konkurrenzgeschäft, und da passiert alles Mögliche.«
    »Aber nicht mir.«
    »Trotzdem, die Identität muss tausendprozentig feststehen«, fuhr Cartwill fort. »Das ist eigentlich die einzige Regel, die wir haben. Wenn wir einen Schnappschuss von Charlize Theron veröffentlichen, dann sollte es verdammt noch mal auch Charlize sein. Wegen deren Anwälte zerbrechen wir uns nicht den Kopf, wir machen uns Sorgen um unseren Ruf.«
    »Ihren Ruf?«, wiederholte Bang Abbott.
    Peter Cartwill schien das absolut ernst zu meinen. »Die Leser kaufen unsere Zeitung, um tolle Fotos von tollen Leuten zu sehen, die ein tolles Leben führen. Wenn sie glauben, unsere Fotos sind nicht echt, kaufen sie die Zeitung nicht mehr. Die Storys können totaler Quatsch sein, und oft sind sie das auch, aber wen kümmert’s? Die Öffentlichkeit kann ja nicht wissen, was wahr ist und was nicht. Aber die Fotos müssen echt sein, Claude, denn das ist es, was dem Journalismus Glaubwürdigkeit verleiht.«
    »Klar«, pflichtete Bang Abbott ihm bei und dachte bei sich: Hat er gerade »Journalismus« gesagt?
    »Wenn die Leute ein Bild von Julia Roberts sehen, wie sie gerade aus einem Supermarkt kommt, dann glauben sie ohne Weiteres, dass sie zwei Stangen Marlboro in der Einkaufstasche hat, weil sie verzweifelt versucht, für den neuen Soderbergh-Film fünf Kilo abzunehmen. Aber das auf dem Foto muss Julia sein, damit die Story greift.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Peter?«
    Cartwill tippte mit dem Zeigefinger auf seinen Schreibtisch. »Sehen Sie sich vor, das ist alles. Wir wollen uns nicht die Finger verbrennen.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Bang Abbott schwach. Als er aufstand, sah er, dass das Farbfoto vom Viper Room fest unter dem linken Ellenbogen des Redakteurs klemmte.
    »Früher gab’s da noch Spielraum. Sie wissen schon – ein Nicken und ein Augenzwinkern«, meinte Cartwill. »Aber jetzt nicht mehr. Wenn irgendjemand riecht, dass da was faul ist, steht das sofort überall im verdammten Internet. Und ehe ich mich’s versehe, kriege ich Anrufe. Und ich will keine Anrufe kriegen, Claude.«
    Bang Abbott konnte sich nicht mehr beherrschen. »Moment – behaupten Sie etwa, ihr macht nicht mehr an den Bildern rum? Kein Photoshop, keine Retusche, gar nichts? Nicht mal bei diesen Bahamas-Fotos von, wie heißt sie doch gleich, dieser Fettqualle von den Weight Watchers? Die, die Ihr Boss seit zwei Jahren bumst? Sie behaupten, jedes Bild, das Ihre Zeitung veröffentlicht, ist authentisch? Scheiße, Peter, verarschen kann ich mich selbst.«
    »Die Dinge ändern sich«, sagte Cartwill. »Haben Sie unsere Website gesehen? Wir kaufen jetzt Videos.«
    »Oh Mann.« Bang Abbott hasste diese Überwachungs-Fernsehcrews. Totale Widerlinge.
    »Wir zahlen ganz gut«, bemerkte Cartwill.
    »Aber nicht für wahre Geschichten wie meine.«
    »Nicht ohne Fotos, nein. Wirklich eine Schande, das mit Ihren Kameras.« Das Telefon auf dem Schreibtisch des Redakteurs begann zu klingeln, und er sagte: »Da muss ich rangehen.«
    In der Tür blieb Bang Abbott kurz stehen. »Wissen Sie, das ist wirklich passiert. Da oben im Flugzeug? Sie hat mich praktisch vergewaltigt.«
    »Ich glaub’s Ihnen, Kumpel«, antwortete Cartwill in einem so erbarmungslosen Tonfall, dass es den Fotografen rasend machte.

8
    Der Mann namens Chemo war Maury Lykes ein Jahr zuvor während der Halbzeitpause bei einem Basketballspiel der Miami Heat aufgefallen. Maury Lykes, der ganz vorn am Spielfeld saß, hatte in der dritten Reihe einen ehemaligen Klienten entdeckt, einen Rohrleger namens Presley Aaron, der auf Countrysänger umgesattelt hatte. Unter Maury Lykes’ Führung hatte Presley Aaron eine Reihe Megahits aufgenommen, unter anderem »Unbreak This Broken

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