Sternchenhimmel
löste hastig den Gürtel von ihrem Arm. »Wo ist der verdammte Handschellenschlüssel?«
»Jetzt brauchen wir nur noch ihre E-Mail-Adresse«, meinte Bang Abbott.
»Cherrys?«
»Nein, die von ihrer Mutter. Das ist Ihr Job – rufen Sie sie an und besorgen Sie sich ihre private E-Mail-Adresse.«
»Dann machen Sie mich vom Klo los, okay?«
»Zuerst muss ich mal ganz gewaltig pinkeln.«
»Wirklich urkomisch«, sagte sie.
»Was denn – soll ich mich etwa darauf verlassen, dass Sie nicht abhauen?«
Er steckte das Handy ein, zog die schwere Pistole aus dem Hosenbund und klemmte sie sich in die Achselhöhle.
»Claude, wollen Sie sich jetzt allen Ernstes die Hose aufmachen?«, fragte Ann.
Bang Abbott presste die feisten Knie aneinander, während er an seiner Hose herumfuhrwerkte. »Schauen Sie einfach weg und seien Sie still, okay? Ich hab’s mit der Prostata.«
Mit der freien Hand hielt Ann sich die Augen zu.
»Ich liebe das Showbusiness«, sagte sie.
16
Die ehemalige Cheryl Bunterman war übelster Laune, weil sie am Samstagabend mit einem unattraktiven Bodyguard in ihrer Suite eingesperrt war und fernsah, anstatt die Clubs von South Beach unsicher zu machen. Als sie maulte, sie würde wie eine Gefangene behandelt, schaltete dieser Schlägertyp namens Chemo von einem Seth-Rogan-Film zu einem Boxkampf um und drehte den Fernseher lauter.
Cherry Pye war stocknüchtern und extrem mies drauf. Lev hätte sie mit seinem platinknopfbewehrten Knüppel dumm und dämlich gevögelt und sie dann ins Opium oder ins Cameo begleitet. Dieser neue Typ war dagegen ein totaler Eisklotz – er verzog keine Miene, als sie ihn anwies, den Spiegel zu halten, während sie einen Rasierer nahm und ihr Schamhaar in Form brachte. Er sah nicht erregter aus, als wenn er zugesehen hätte, wie ein Pudel getrimmt wurde.
»Was zum Teufel hast du eigentlich für ein Problem?«, fauchte sie ihn schließlich an.
»Du hast da was übersehen«, sagte er und deutete mit seiner ungewöhnlichen Prothese.
Zu Cherrys Verdruss trug außerdem noch die Tatsache bei, dass ihr die Drogen ausgegangen waren. Tanner Dane Keefe ging mal wieder nicht ans Telefon, wenn sie anrief, und Cherry ging vor Selbstmitleid fast an die Decke, als ihre Mutter auftauchte, damit Chemo eine Pause machen konnte.
»Mom, du musst diesen Irren unbedingt feuern!«, verlangte Cherry. »Ich hab ihn dabei erwischt, wie er mir unter den Bademantel geschielt hat.«
Janet Bunterman wies sie an, Ruhe zu geben und zuzuhören. »Dein Vater findet, es wäre hilfreich, für ein bisschen Publicity zu sorgen, bevor du auf Tournee gehst.«
»Ich hab die Interviews satt. Die fragen mich immer nach dieser Sache in Boston.«
»Das hier wäre etwa anderes, Schatz. Der Markt ist dieses Jahr in Sachen Konzertkarten sehr schwierig. Wir müssen dein Profil ein bisschen aufpeppen.« Obgleich Janet Bunterman nicht wollte, dass ihre Tochter sich Sorgen machte, fand sie doch, es würde helfen, wenn Cherry zumindest vage bewusst wäre, dass die globale Wirtschaft ziemlich im Arsch war und dass Musikfans wählerisch waren, wenn es darum ging, wofür sie ihre Konzertdollars ausgaben.
»Ich hab’s, ich adoptiere ein Kind – das wäre doch voll der Hammer. Nein, drei Kinder! Sag Maury, er soll sich sofort darum kümmern.«
»Nein, Schatz«, widersprach Janet Bunterman. Sie versuchte, diese Idee im Keim zu ersticken, ohne das Offensichtliche auszusprechen – dass ihre Tochter nicht einmal für einen Goldfisch sorgen könnte, geschweige denn für ein Kind. »Diese ganze Adoptionsgeschichte, das ist völlig überreizt. Angelina und Madge, die haben das allen anderen verdorben.«
Cherry legte die Stirn in Falten und schlug die Beine übereinander. »Na gut. Wie wär’s, wenn wir sagen, ich wäre schwanger. Ich kriege ein Baby von Tanner.«
»Stimmt das?«
»Ich glaub nicht«, antwortete Cherry, »aber Tanner finden doch im Moment alle total geil.«
»Wir haben etwas Besseres vor«, sagte Janet Bunterman. »Etwas Größeres.«
Cherry ließ den Gürtel ihres Bademantels kreiseln. »Was denn – noch ein Sextape?«
Es wäre verständlich gewesen, wenn eine Mutter in diesem Augenblick ihren unseligen, verzogenen Sprössling angestarrt und an sich gezweifelt hätte oder wenigstens voller Reue gewesen wäre. Doch Janet Bunterman hatte vor langer Zeit willig die Rolle der Hauptgehilfin, -ausbeuterin und -fürsprecherin übernommen und sich gesagt, dass solche Pflichten lieber innerhalb der Familie
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