Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
bleiben sollten. Die Tatsache, dass die ganze jämmerliche Sippe finanziell auf Cherry angewiesen war, war die treibende Kraft hinter der Hingabe ihrer Mutter, wenngleich Janet Bunterman eine noblere Rechtfertigung vorzog. Auch wenn Cherry ihre Texte nicht selbst schrieb und ihr Gesang schamlos synchronisiert wurde, machte ihre Musik doch Millionen treuer junger Fans glücklich. Sie waren es, für die Janet Bunterman so unermüdlich Opfer zu bringen wähnte.
    »Zuerst habe ich eine Frage«, sagte sie zu Cherry. »Als du von L . A . hierher zurückgeflogen bist, hast du da einen Fotografen mitgenommen?«
    »Ja. Irgend so einen dicken Kerl, der hat mich in seinem Mercedes zum Flughafen gefahren.«
    »Ist im Flugzeug irgendetwas vorgefallen?«
    »Nein!«, behauptete Cherry. Und dann: »Ich weiß nicht. Vielleicht.«
    »Grundgütiger.«
    »Er hat mir leidgetan, Mom.«
    »Er hat dir leidgetan«, wiederholte Janet Bunterman. »Ein Paparazzo.«
    »Außerdem hatte der so ein geiles BlackBerry in Orange. Und das finde ich jetzt nicht mehr!«
    Cherrys Mutter stand auf und ging zur Minibar, nur um festzustellen, dass Chemo weisungsgemäß sämtliche alkoholischen Getränke entfernt hatte. »Scheiße«, sagte sie und griff nach einem Schweppes.
    »Mein Gott, da ist doch weiter nichts dabei«, meinte Cherry nun. »Hast du nie einen Mitleidsfick durchgezogen?«
    »Das reicht, junge Dame.«
    Janet Bunterman nahm ihrer Tochter gegenüber Platz und erwog, sie daran zu erinnern, was aus ihrem vorigen Comeback-Album Down and Dirty geworden war. Es war vollkommen verrissen worden und hätte ihrer Karriere beinahe den Rest gegeben. Das war die Tournee gewesen, die nach dem unschönen Zwischenfall im Boston Garden – nunmehr auf YouTube verewigt – abgebrochen worden war. Damals hätte Cherry ohne Weiteres von der Bildfläche verschwinden können, doch ihr Promistatus war hauptsächlich durch den Einsatz und die Entschlossenheit ihrer Mutter am Leben erhalten worden. Dabei war es sicher von Vorteil, dass Janet Bunterman mit grenzenloser Verdrängungsfähigkeit gesegnet war – Cherry ist doch noch so jung, pflegte sie zu sagen. Sind sie in dem Alter nicht alle so?
    »Dieser Fotograf, der mit im Flieger war – kam der dir gefährlich vor?«
    Cherry warf den Kopf zurück und lachte. »Nur wenn man eine Schachtel Donuts ist. Ich hab’s dir doch gesagt, der Typ ist fett wie eine schwangere Wanze.«
    »Wenn du ihm also noch mal begegnen würdest, dann hättest du keine Angst?«, fragte Janet Bunterman. »Du hättest alles im Griff?«
    Cherry zuckte die Achseln. »Klar hätte ich alles im Griff. Wovor soll man denn da Angst haben?«
    »Ich sag’s ja nur.«
    »Aber warum sollte ich diesen Totalversager denn wiedersehen wollen?«
    »Darüber reden wir noch«, erwiderte Janet Bunterman.
    »Piept’s da gerade bei dir oder bei mir?«
    »Bei mir. Augenblick, Schatz.« Ihre Hand zitterte leicht, als sie ihr Mobiltelefon aus der Handtasche holte und die E-Mail aufrief, auf die sie gewartet hatte. Dabei hielt sie sich das Handy sorgsam so dicht vor den Körper, dass ihre Tochter keinen Blick auf das Display werfen konnte.
    »Oh Mann«, murmelte Janet Bunterman, als sie die Fotos der an die Toilette gefesselten Ann DeLusia sah.
    »Was ist denn, Mom?«
    »Nichts.«
    »Jetzt komm schon.«
    Janet Bunterman sah sich gezwungen zu improvisieren. »Wir haben soeben das letzte Ticket fürs Staples Center verkauft.«
    »Voll der Hammer«, sagte Cherry und klatschte sich selbst die Hand ab.
    Der Gouverneur, der an einem lärmenden Samstagabend nach Ruhe suchte, hockte hinter einem leeren Bademeisterturm, nicht weit von der Stelle, wo er das Rennboot auf den Strand gesetzt hatte. Am schwach beleuchteten Ufer waren etliche Pärchen zu sehen; manche schlenderten am Wasser entlang, andere lagen eng umschlungen im Sand. Sie bemerkten den Mann namens Skink nicht, der sich eine Schlafkuhle grub und dabei leise in sein Handy sprach.
    Am anderen Ende der Leitung war Jim Tile, der erschrak, als er erfuhr, dass sein sprunghafter Freund in South Beach war.
    »Da kann nichts Gutes bei rauskommen«, warnte er.
    »Was hast du für mich?«, wollte Skink wissen.
    Während seiner Zeit bei der Highway Patrol hatte Jim Tile zahlreiche nützliche Kontakte mit anderen Behörden geknüpft. Einer davon hatte sich bereit erklärt, ihm einen Gefallen zu tun. Er hatte bei American Express angerufen und gesagt, er bearbeite gerade einen potenziellen Vermisstenfall und brauche einen

Weitere Kostenlose Bücher