Sternchenhimmel
Vizegouverneurs. Sobald der Feueralarm des Marriott losging, schnappte er sich Marian DeGregorios Hund und floh auf die Straße hinaus, während die Witwe trötend und flügelschlagend wie eine wild gewordene Gans zurückblieb.
Skink rannte zum Strand, streckte sich unter den Sternen aus und dachte an Annie die Schauspielerin. Er hatte sich auf jedem Stockwerk des Hotels herumgetrieben und an Türen gelauscht, doch wegen der späten Stunde und seines wüsten Äußeren hatte er keine förmlichen Ermittlungen betrieben. Aufgrund von Jim Tiles Informationen war er sich sicher, dass Annie in einem der Zimmer festgehalten wurde. Später würde er versuchen, sie zu finden.
Unterdessen strampelte und schnuffelte der Malteser in seinem Griff. Skink reagierte nicht weiter darauf. Gelegentlich verspeiste er die Haustiere unerträglicher Menschen, doch er zog Überfahrenes vor. Bubba sah nicht besonders lecker aus, und das überpflegte Fell würde höchstens als Poliertuch für die Schrotflinte taugen. Außerdem argwöhnte Skink, dass das Grillen eines reinrassigen Hundes sogar am South Beach unerwünschte Aufmerksamkeit erregen würde.
Als die Sonne über den Horizont lugte, wurde er von zwei zerzausten, aber durchaus attraktiven Frauen angesprochen, die barfuß und verkatert spazieren gingen. Eine ließ einen weinfleckigen BH am Finger kreiseln, und die andere hatte ein zerknülltes Päckchen französische Zigaretten in der Hand. Die Frauen gurrten und schmachteten und ließen sich darüber aus, wie süß Bubba doch sei, was sich Skink nicht recht erschloss. Nachdem er die Hundemarke und das Strasshalsband entfernt hatte, gab er ihnen den Hund und sagte, sein voriger Besitzer sei auf tragische Weise beim Mad Teacup Ride in Disney World enthauptet worden. Die Frauen schienen ganz wild darauf, das zu glauben. Sie versprachen, das hinreißende Hündchen würde in Cedar Rapids ein fantastisches Leben haben, wohin sie heute Nachmittag zurückreisen würden.
Als der Gouverneur zum Marriott zurückkehrte, verdross es ihn, einen Polizeiwagen und einen knallroten Lieferwagen vom Brandstiftungsermittlungsdienst der Feuerwehr von Miami zu erblicken. Er ging noch ein paar Straßen weiter und entdeckte ein Taxi, das mit laufendem Motor verbotenerweise vor einem Hydranten stand. Er wies den Fahrer an, ihn zum Bath Club zu bringen; dort solle er wegen einer Mitgliedschaft vorsprechen, behauptete er. Der Fahrer beschloss, diese absurde Geschichte nicht zu hinterfragen, und für diesen Fehler landete er gefesselt und geknebelt in einer Badehütte voller gammeliger Flipflops.
Skink nahm das Taxi des Mannes und fuhr zum Hotel zurück, wo er um den Block kreiste, bis ein Parkplatz auf der Washington Avenue frei wurde. Unvermittelt wanderten seine Gedanken zu dem alten schottischen Gedicht von Robert Burns mit dem Titel »Ode to a Haggis«, das er mehrere Male laut rezitierte und dabei mit verschiedenen Betonungen experimentierte. Ihm fiel ein, dass Mr Burns im unsinnigen Alter von siebenunddreißig Jahren gestorben war, am selben Tag, an dem Mrs Burns ihr letztes Kind zur Welt brachte.
Solche deprimierenden Trivialitäten bestärkten Skinks Ansicht, dass Ironie überschätzt wurde. Er rutschte tief in den Sitz und wartete darauf, dass Annie und der Mann, der sie gefangen hielt, aus dem Marriott kamen.
»Sie haben diesen verrückten Scheißkerl immer noch nicht geschnappt?«, fragte Jackie Sebago.
»Noch nicht«, antwortete Detective Reilly. Er hatte noch nie einen Mann vernommen, dessen Hodensack so groß war wie ein Rugbyball.
»Unfassbar, diese Kacke«, grummelte Jackie Sebago.
»Wir haben einen verdächtigen Lagerplatz gefunden. Er war nicht dort.«
Sonntag war Reillys freier Tag, doch seine Verlobte war in Miami einkaufen, und es war zu windig zum Hochseefischen. Aus einem Impuls heraus hatte er Jackie Sebago angerufen, der sich noch immer in Key Largo von der Attacke des Busentführers erholte.
»Wieso kriegt ihr ihn nicht? Das geht mir einfach nicht in den Kopf.« Jackie Sebago spreizte die nackten Beine und rückte stöhnend den Eisbeutel zurecht.
Reilly wandte sich ab. Er war der Ansicht, dass es ein ernsthaftes Verbrechen und kein Dummejungenstreich war, einem anderen Menschen einen Seeigel ans Skrotum zu wickeln, und dass der Landstreicher mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden sollte.
»Erzählen Sie mir noch mal, wieso der Mann sich ausgerechnet Sie ausgesucht hat«, sagte der Detective.
»Wegen der Villen,
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