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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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hat er gesagt. Offenbar ist das so eine Art Umweltspinner.«
    »Das ist Ihr Projekt?«
    »Logisch. Deswegen heißt es ja auch Sebago Isle.«
    »Habe ich mir schon gedacht«, meinte Reilly.
    »Hey, Sie waren doch da. Sie wissen, wovon ich rede«, sagte Jackie Sebago. »Das wird phänomenal. Das wird das Paradies.«
    »Tolle Lage«, gab der Detective zu.
    »Dieser Typ, das war ein Riesenkerl, hatte so abgefahrene Zöpfe aus Schrotpatronenhülsen. Hat gebrüllt und geflucht und mich beschimpft. Hat gesagt, ich bringe die Mangroven um, vergewaltige die Inseln, all so was«, berichtete Jackie Sebago. »Wie kommt denn so ein Irrer an eine Knarre?«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    Cops in Florida waren darauf trainiert, davon auszugehen, dass jeder, verrückt oder nicht, eine Schusswaffe bei sich trug. Reilly machte sich eher Sorgen wegen der sadistischen Neigungen des Verdächtigen und seiner radikalen politischen Agenda. Keinerlei Bargeld, keine Kreditkarten oder Wertgegenstände (außer Handys) waren den Buspassagieren abgenommen worden, und niemandem außer Jackie Sebago war ein Leid geschehen.
    »Das ist definitiv ein Käufermarkt«, behauptete der Bauunternehmer gerade. »Unsere Häuser fangen im mittleren Sechshunderter-Bereich an – das sind natürlich die mit zwei Schlafzimmern, und es ist ein Angebot vor Baubeginn.«
    Reilly lächelte höflich. »Ist mir immer noch ein bisschen zu heftig.«
    »Mann, das ist doch glatt geschenkt. Glauben Sie mir.«
    Der junge Detective, dessen gesamtes Jahresgehalt nicht mal für die Anzahlung reichen würde, war nach wie vor entschlossen, Jackie Sebago genauso zu behandeln wie jedes andere unschuldige Opfer eines Gewaltverbrechens. Leicht würde es nicht werden.
    »Hat der Mann irgendetwas zu seiner eigenen Person gesagt?«, fragte Reilly. »Irgendwelche Hinweise darauf, wer er war oder wo er herkam?«
    »Nein, aber er hat mir ein Lied vorgesungen. Hab ganz vergessen, das zu erwähnen.«
    »Ein erfundenes Lied oder ein richtiges?«
    Jackie Sebago meinte, er hätte es nicht wiedererkannt, allerdings hätten ein paar von den anderen Buspassagieren gesagt, es handele sich um einen sehr bekannten Song von den Allman Brothers.
    Reilly machte sich eine Notiz, obwohl die Information wahrscheinlich nutzlos war. »Was ist mit dieser jungen Frau, die den Bus angehalten hat – glauben Sie, die hat da mit dringesteckt?«
    »Schwer zu sagen. Schien bei der ganzen Nummer jedenfalls verdammt ruhig zu bleiben.«
    »Der Mann hatte eine Schusswaffe.«
    »Ja, aber trotzdem«, meinte Jackie Sebago.
    Aus seinen Gesprächen mit den Investoren in dem entführten Bus wusste Reilly, dass sie nicht glücklich über den schleppenden Verlauf von Sebago Isle waren und auch nicht über Jackie Sebagos windigen Bericht über die Finanzen.
    »Wäre es möglich, dass jemand diese Person angeheuert hat, um Ihnen Angst zu machen?«, fragte er.
    »Nie im Leben«, widersprach der Bauunternehmer, obwohl er sich insgeheim Gedanken über Shea machte, den Lautesten und Ungebärdigsten der Gruppe.
    Würde sich der jähzornige Hedgefonds-Manager die Mühe machen, eine aufwendige Highway-Entführung zu inszenieren? Jackie Sebago bezweifelte es. Außerdem schien es konzeptionell außerhalb von Sheas Vorstellungskraft zu liegen, die exotische Perforation der Geschlechtsteile eines Geschäftspartners zu arrangieren. Er war mehr der Typ für Zivilklagen.
    »Ein Mann in Ihrer Position hat doch bestimmt Feinde«, gab der Detective behutsam zu bedenken.
    Jackie Sebago zeigte auf seine geschwollenen, pustulösen Genitalien und behauptete: » So sehr hasst mich niemand.«
    Diese Möglichkeit würde er vierundzwanzig Stunden später neu überdenken, als die Baustelle von Sebago Isle unerklärlicherweise gesperrt und die Baugenehmigung widerrufen wurde, D. T. Maltby seine Anrufe nicht entgegennahm und Shea stündlich düstere Drohbotschaften per SMS aus Providence schickte.
    Während er vom Ocean Reef Club wegfuhr, wo Jackie Sebago in einer geliehenen Villa rekonvaleszierte, überlegte Reilly, ob der unauffindbare Busentführer tatsächlich eine Gefahr für die Öffentlichkeit war oder bloß ein gerissener Verfechter der Selbstjustiz, der sich mit Bedacht widerwärtige Ziele aussuchte. Die Staatsanwaltschaft würde sich schwertun, in Florida eine Jury zu finden, die Mitleid mit einem Immobilienhai wie Sebago hatte.
    Trotzdem ließ Reilly sich nicht entmutigen und hatte nicht die Absicht, sich von den Ermittlungen

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