Sternchenhimmel
Abbott.
»Verarschen kann ich mich selbst.«
»Ich mein’s ernst. Ein Tausch – die Doppelgängerin gegen Cherry Pye.«
»Und Sie dürfen sie dann behalten?«
»Einen Tag«, bestätigte der Fotograf. »Und mehr brauche ich auch nicht.«
Sein selbstgefälliger Tonfall kam bei Chemo nicht gut an.
»Wollen Sie Ihr Handy wiederhaben? Macht inzwischen zwei Riesen.«
»Behalten Sie’s«, erwiderte Abbott.
»Jetzt komm ich nicht mehr mit.«
»Ich brauche das verdammte Ding nicht mehr. Mit Cherry lande ich den Volltreffer.«
Es gefiel dem Bodyguard nicht, bei dem Deal außen vor zu bleiben. Er betrachtete das als unverzeihlichen Betrug.
»Kennen Sie eine Tussi namens Larissa?«, fragte er Bang Abbott.
»Die Larissa? Aus American Idol ?«
»Von mir aus.«
»Sie kennen doch die Show, oder? Das ist die mit den superengen Jeans, die ihr immer in die Spalte rutschen.«
»Wenn Sie’s sagen«, antwortete Chemo. »Gerade hat so ein Typ auf Ihrem Handy angerufen und gesagt, sie wär wegen Alkohols am Steuer eingebuchtet worden.«
Wieder gab der Paparazzo ein ersticktes Gackern von sich. »Ich glaub’s nicht! War das Fremont, mit dem Sie da geredet haben?«
»Bin ich Ihre gottverdammte Sekretärin?«
»Wissen Sie was – Larissa interessiert mich nicht mehr. Die können mir alle den Buckel runterrutschen.«
»Schade«, meinte Chemo. »Der Kerl, der da angerufen hat, dem schulden Sie nämlich zweihundert Piepen für den Tipp.«
»Sie haben dieser Ratte zweihundert Dollar versprochen?«
»Ja, aber, hey, bevor Sie sich um Freeman …«
»Fremont«, verbesserte Bang Abbott gereizt.
»Ja, bevor Sie sich um den kümmern, sollten Sie sich lieber mit mir befassen.«
Diesmal lachte der Fotograf nicht. »Versteh ich nicht. Mit Ihnen befassen, weil …?«
»Weil Sie doch jetzt den Volltreffer landen«, sagte Chemo. »Schon vergessen?«
Als Bang Abbott das Telefonat beendete, sah Ann DeLusia, dass ihm etwas zu schaffen machte.
»Ist Larissa diejenige, der wir vor dem Ortho aufgelauert haben?«, fragte sie.
Er nickte. »Sie ist gerade betrunken am Steuer geschnappt worden.«
»So ein Mist. Ist bestimmt zur Hintertür raus.«
»Nicht weiter wichtig.«
»Und warum dann dieses Weltuntergangsgesicht?«, fragte Ann.
»Cherrys neuer Bodyguard will Kohle.«
»Wofür denn?«
Bang Abbott schüttelte den Kopf. »Unfassbar. Vielleicht muss ich den Scheißkerl abknallen.«
»Super Idee, Claude. Da liegen exakt Ihre Stärken.«
Sie hatten gerade einen Laden namens Cheeseburger Baby verlassen, wo der Paparazzo sich vollgestopft hatte, um ein wenig verfrüht seinen Cherry-Pye-Coup zu feiern. Seine fleischigen Wangen glänzten vor Frittenfett, und Mohnsamen sprenkelten seine verfärbten Zähne.
»Um von etwas Erfreulicherem zu sprechen, wann bin ich denn nun keine Gefangene mehr?«, fragte Ann.
»Weiß nicht genau. Wahrscheinlich Montag oder Dienstag.«
»Dann brauche ich frische Klamotten.«
»Jetzt geht das wieder los«, maulte Bang Abbott.
Als sie zum Marriott zurückkamen, sahen sie drei Streifenwagen der Miami Beach Police vor dem Eingang stehen. Bang Abbott fuhr zur anderen Seite des Gebäudes und bugsierte Ann eiligst die Treppe hinauf und in ihr Zimmer. Nachdem er sie im Bad an ein Wasserrohr gefesselt hatte, stopfte er den Colt unter eine der Matratzen und ging nach unten, um Nachforschungen anzustellen.
In der Lobby herrschte Chaos. Kleider und Toilettenartikel waren überall verstreut, und auf dem hellen Marmorboden war ein rechteckiger Brandfleck zu sehen. Der Fotograf bezog Position hinter einer Schar anderer Neugieriger; manche trugen Hotelbademäntel und sahen verquollen aus, als wären sie aus dem Schlaf gerissen worden. Ihren Gesprächen entnahm Bang Abbott, dass ein Mann aus dem Fahrstuhl gekommen und mit einer Frau aneinandergeraten sei, die gerade eincheckte. Er hatte ihren Koffer angezündet, ihr ihren Malteser aus den Armen gerissen und war dann zur Tür hinausgestürzt. Niemand schien zu wissen, was die bizarre Konfrontation ausgelöst hatte oder ob der Mann und die Frau einander gekannt hatten. Der verschwundene Hund hieß entweder Bubba oder Barbara.
Bang Abbott pirschte sich näher heran, um einen der Cops zu belauschen, der gerade einem schlaksigen Rezeptionsangestellten mit seltsamem Akzent Fragen stellte. Offensichtlich wohnte der Angreifer nicht im Hotel, denn der Rezeptionist meinte, niemand vom Nachtdienst könne sich erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben. Der Polizist wollte
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