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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hatte einen Stein nach dem Vogel geworfen und ihm das dünne Bein gebrochen. Sie mußten Brolly töten.
    Rupe war so wütend gewesen, daß er das andere Kind mit der Peitsche schlug, woraufhin er von Austin eine Tracht Prügel bezog. Die Erklärung seines Vaters war ihm kein Trost gewesen.
    »Wenn du kämpfen willst, kämpf mit den Fäusten, aber nie mit einer Reitpeitsche. Der Kleine hatte überhaupt keine Chance.«
    Pech, dachte Rupe. Er war noch immer froh über den Griff zur Peitsche.
     
    Er verspürte keine Gewissensbisse, als er Sergeant Perkins in Cobbside eine beschönigte Version seiner Geschichte auftischte. Er gab sich angemessen zornig über den Verlust seines Pferdes, und die Anzeige wurde ordnungsgemäß aufgenommen.
    »Es heißt, auf Springfield gehe es im Augenblick drunter und drüber.«
    »Kein Wunder, wenn solche Kreaturen sich hier herumtreiben.«
    »Was, glaubst du, hatten sie vor?«
    »Das möchte ich auch gern wissen. Vermutlich schnüffeln sie auf unserem Land herum und suchen sich die besten Stücke heraus. Oder es waren Schafdiebe. Wir besitzen viele wertvolle Merinos. Der Tod des Pferdes war ja schon schlimm genug, aber wenn einer unserer Zuchtwidder verlorengeht, bricht die Hölle los.«
    »Es sind hier in letzter Zeit viele Fremde aufgetaucht«, sagte der Sergeant verdrießlich. »Ich weiß nicht, wohin das noch führen soll. Wie geht es deinem Dad?«
    »Er ist wieder einsatzbereit und tobt wegen des Pferdes. Sie kennen ihn ja, ein solches Verbrechen läßt er nicht einfach so durchgehen.«
    »Rupe, mir tut es auch sehr leid. Bestell deinem Vater schöne Grüße von mir. Wenn ich in der Gegend bin, komme ich auf ein Bier vorbei.«
    Danach begab sich Rupe in den Pub. Auf dem Weg dorthin bemerkte er überrascht die zahlreichen Veränderungen im Dorf. Cobbside besaß nun eine neue Bank, einen Stoffhandel, ein Fahrradgeschäft – ausgerechnet – und irgendein neues Büro. Er schlenderte unter den neuen Markisen hindurch und betrachtete die Zeichen des Fortschritts, bis sein Blick auf das Schild im Fenster des neuen Büros fiel: E. G. Todman & Sohn, Landvermesser.
    Er hatte völlig verdrängt, daß er seine Geschichte erneut ein wenig abgeändert und gar nicht angegeben hatte, daß unter den Buschräubern vermutlich auch ein Landvermesser gewesen war. Ein Überfall durch Fremde, die sein Land unbefugt betreten hatten, klang einfach plausibler. Das hatte ihn sein Kreuzverhör durch Austin und Victor gelehrt. Der Polizeisergeant hatte seine verbesserte Version ja dann auch anstandslos geschluckt.
    Und nun stieß er hier auf Todmans Büro!
    Ohne nachzudenken, trat er ein. Im Büro empfing ihn ein Mann mittleren Alters in gestreiftem Hemd mit Fliege und gestutztem Schnurrbart.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?« fragte er höflich.
    Rupe ordnete ihn nach einem Blick auf seine billige Kleidung und das kahle Büro als miesen kleinen Geschäftemacher erster Güte ein.
    »Wo steckt Todman? Charlie Todman?«
    »Sie meinen Charles?« Die Stimme klang ölig. »Er ist im Moment nicht hier. Kann ich Ihnen weiterhelfen? Vielleicht möchten Sie hier in der Gegend Land kaufen? Ich bin ebenfalls Grundstücksmakler.«
    Jeder im Bezirk kannte die Brodericks. Seit Rupe sein Pferd an der Polizeiwache abgestellt hatte und zu Fuß in den Ort gegangen war, hatte ihn jeder, der ihm entgegenkam, gegrüßt. Es machte ihn wütend, daß ihn dieser Kerl nicht kannte.
    »Sie haben da einen Burschen aus dem Norden an der Hand, der hier Land kaufen will«, sagte er. Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Er bemerkte das nervöse Augenzucken seines Gegenübers und roch förmlich die Lüge. »Nicht, daß ich wüßte, Kumpel. Wer soll das sein? Wie war Ihr Name doch gleich?«
    »Wo ist Charlie?« Rupe hätte das Büro am liebsten zertrümmert, doch dann entdeckte er eine elegante Jacke über einem Stuhl, eine weitere hing an einem Haken an der Wand. Der Besitzer der feinen Stadtkleider konnte also nicht weit sein.
    Rupe verließ wortlos das Büro und schlenderte bis zum Fahrradgeschäft, wo er wartete, bis Charlie Todman die Straße entlangkam.
    Todman wirkte überrascht, als Rupe ihm den Weg vertrat, fing sich aber schnell. Zu schnell, dachte dieser. »Entschuldigen Sie, Sir. Würden Sie bitte zur Seite treten?«
    »Kennst du mich nicht mehr, Charlie?« fragte Rupe und sah von oben auf den Mann hinunter.
    »Leider nicht.«
    »Solltest du aber. Deine Freunde haben mein Pferd erschossen.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie

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