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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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wiederzusehen.«
    Er unterzog sie einer prüfenden Betrachtung, während sie Höflichkeiten austauschten. Sie wirkte noch immer unscheinbar. Das glatte, schwarze Haar trug sie mit einer schwarzen Schleife nach hinten gebunden, Gesicht und Augen waren blaß, doch ihre Schüchternheit hatte sie inzwischen abgelegt. Ihr Blick war kühl und direkt, und ihr breiter Mund mit den vollen Lippen wirkte überaus einladend. Rupe lächelte bei dem Gedanken, welche Möglichkeiten sich dahinter verbergen mochten. Cleo war eine gute Partie und freute sich offensichtlich, ihn zu sehen und auf Springfield zu sein.
    »Ich hoffe, ich kann Teddy eine gute Lehrerin sein«, sagte sie. »Er ist ein zauberhafter Junge und freut sich schon richtig auf den Unterricht.«
    »Sie werden es bestimmt schaffen. Ich meine mich zu erinnern, daß Sie ein Talent zum Unterrichten haben.«
    »Vielen Dank für das Kompliment.«
    Er begleitete sie zum neuen Schulzimmer, wo Louisa mit Teddys Hilfe gerade Kisten mit Kinderbüchern und anderen Utensilien auspackte. An der Wand hing eine nagelneue Tafel. Rupe wäre gern noch geblieben, aber Victor wartete sicher schon ungeduldig auf ihn.
    Weshalb in der Ferne nach einer Frau suchen, wenn das Gute so nahe lag? Und Cleo schien ihn zu mögen. Dennoch mußte er es langsam angehen und nichts überstürzen.
    Austin ärgerte sich noch immer über den Verlust des Pferdes und bestand darauf, daß Rupe bei der Polizei in Cobbside eine Klage einreichte.
    »Ich schreibe heute nachmittag einen Bericht und schicke ihn hin«, sagte Rupe.
    »Nein, du reitest morgen selbst nach Cobbside. Sie sollen diese Mistkerle aufspüren. Ich will, daß sie bestraft werden.«
     
    Schade, daß Cleo erst seit ein paar Tagen auf Springfield lebte, sonst hätte er sie zu einem netten Ausflug einladen können, dachte Rupe auf dem Weg nach Cobbside. Die Gouvernante hatte auch ein Recht auf Freizeit. Wie sie wohl ihre Wochenenden verbringen würde? Die Sonntage auf der Farm waren tödlich langweilig; vielleicht konnte er nach einer angemessenen Wartezeit mit ihr ausreiten. Im Vergleich zu Europa würde ihr der Besitz vermutlich sehr öde erscheinen.
    Auf den meisten Farmen wurden die jüngeren Kinder von Gouvernanten unterrichtet, manchmal auch von Lehrern, doch Louisa hatte auf einer Frau bestanden. Vielleicht sehnte sie sich auch nach weiblicher Gesellschaft, denn Charlotte und sie waren nicht gerade Busenfreundinnen. Rupe hoffte, daß Cleo Tennis spielte; darüber würde Louisa sich bestimmt freuen.
    Allerdings ertrugen viele junge Frauen auf Dauer die Einsamkeit und die weiten Entfernungen zwischen den einzelnen Farmen nicht. Oft kündigten sie nach kurzer Zeit ihre Stelle, weil ihnen der Großstadtrummel fehlte.
    Ich muß dafür sorgen, daß sie sich nicht einsam fühlt, dachte Rupe. Wir suchen ein nettes, kleines Pferd für sie aus, und notfalls bringe ich ihr das Reiten bei.
    Für den Ritt nach Cobbside hatte er sein eigenes Vollblut gewählt. Mit Bedauern dachte er an das tote Treibpferd zurück, das ihm gute Dienste geleistet hatte. Er würde nach den Männern Ausschau halten, und dann Gnade ihnen Gott.
    Er ritt auf der verlassenen, sandigen Straße geradewegs in die Sonne hinein. Dank des Regens leuchtete der Busch ringsherum in den buntesten Farben; die Schößlinge der Gummibäume sahen frisch aus, zwischen ihrem zarten Grün lugten rote und orangene Blüten hervor. Über ihm bekundete ein Schwarm Brolgas lauthals seine Anwesenheit, die langen Hälse und Beine ausgestreckt. Rupe nickte den Vögeln, die unterwegs waren zu ihren Paarungsrevieren am Fluß, einen Gruß zu. Die großen, majestätischen Tiere führten Jahr für Jahr ihre Balztänze auf, verbeugten sich, sprangen hoch und staksten umeinander herum. Niemand auf Springfield hätte je gewagt, sie dabei zu stören. Es galt als besondere Auszeichnung, wenn man sich anschleichen und sie beobachten durfte.
    Verbittert dachte Rupe an den zahmen Brolga, den er als Junge besessen hatte. Austin hatte den hübschen grauen Vogel als verletztes, unterernährtes Jungtier gefunden und gesundgepflegt. Der Vogel betrachtete das Haus als sein Heim und machte keinerlei Anstalten, in die Wildnis zurückzukehren, obwohl seine Flügel geheilt waren. Rupe hatte den Vogel für sich beansprucht und Brolly getauft. Sein neues Haustier folgte ihm überallhin und war noch zahmer als seine Elstern. Doch nach einem Jahr geschah das Schreckliche. Ein Junge namens Luke, der zu Besuch auf Springfield war,

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