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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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nicht auch unseren Jungen Unterricht geben? Warum sie weggehen zum Lernen?«
    »Schwarze Kinder haben nun mal keine Gouvernanten.«
    »Was ist Gouvernante?«
    Er seufzte, als müsse sie diese Dinge eigentlich wissen. »Eine Lehrerin. Sie gibt mir Unterricht, bis ich in eine richtige Schule komme.«
    »Schule, wo unsere Jungen sind?«
    Teddy dachte nach. »Nein, wohl nicht. Im Gymnasium gibt es keine schwarzen Kinder.«
    »Was ist Gymnasium?«
    »Weiß nicht, wohl so eine Art Schule. Vielleicht lernt man dort auch Gymnastik, Turnen und so. Kann ich jetzt was zu essen bekommen?«
    Er genoß die fetten, kleinen Maden, die nußartig schmeckten. Nioka pickte die gerösteten Jamswurzeln aus der Kohle, löste das gekochte Fleisch der Schalentiere aus und gab es Teddy, nachdem es abgekühlt war. Sie aß den Aal, den der Junge nicht mochte, mit dem knusprigen Buschbrot, von dem sie die Asche abklopfte.
    »Was deine Mutter sagen über unsere Jungen? Wann kommen heim?«
    »Sie kommen nicht mehr heim«, sagte er voller Gewißheit.
    »Sie müssen wie Weiße aufwachsen.«
    »Wieso?«
    »Es ist am besten für sie. Das sagen alle.«
    »Wie Spinner?«
    »Nein, der ist doch ein Schwarzer.« Teddy kratzte sich am Kopf. Anscheinend verstand er diese Vorgänge auch nicht so genau. Doch Nioka hatte genug gehört. Sie kamen also nicht zurück. Minnie hatte recht gehabt, sie hatte ihren Sohn verloren.
    Teddy begann sich wegen seiner Mutter zu sorgen. »Ob Mum wohl wütend ist, weil ich in den Fluß gefallen bin?«
    »Nein. Hauptsache, du jetzt in Sicherheit.«
    »Gut. Du hast das Brot verbrennen lassen.«
    Sie brach ein Stück für ihn ab. »Besser so. Mehr Geschmack.«
    Sie war noch immer von Freude erfüllt, der Freude, wieder einen Menschen zu lieben. Sie vergötterte das Kind, gab ihm zu essen, hörte ihm zu, verwöhnte es, diente ihm. Fühlte sich als seine Mutter. Zwar tauchten immer wieder quälende Gedanken auf, die ihr das Herz schwermachen wollten, wenn sie das Kind mit dem dichten, hellen Haar, der hellen, rosigen Haut und den himmelblauen Augen betrachtete, doch sie verdrängte sie, um die Idylle nicht zu zerstören.
    Nioka kannte den Grund für diese Gedanken: Das Kind gehörte ihr nicht. Ein ganzer Tag war bereits vergangen, doch für sie zählte nur das Hier und Jetzt. Sie hatte wieder einen Sohn, der sie bezauberte.
    Teddy fragte: »Wie kommen wir über den Fluß?«
    »Wir müssen zur Brücke gehen. Langer Weg. Solltest besser schlafen.«
    »Mein Vater hat ein Boot, aber er wird uns von drüben wohl nicht hören.«
    »Nein. Ich mache Schlafhütte. Willst du helfen?«
    »Ja, das kann ich gut. Bobbo hat es mir beigebracht.«
    Gut war leicht übertrieben gewesen, aber sie ermutigte ihn lächelnd, während sie gemeinsam die Schutzhütte aus Reisig errichteten. Teddy ging daran, sich eine eigene winzige Hütte zu bauen, die er Spielhaus nannte und die kein Dach besaß.
    »Du schlafen dort oder in meiner?« fragte Nioka, als sie fertig waren. Die Vögel am Abendhimmel suchten allmählich ihre Schlafplätze auf.
    Er verzog fragend das Gesicht. »Sind in deiner Schlangen?«
    »Keine Sorge.«
    »Dann schlafe ich doch lieber bei dir.«
    In dieser Nacht, als das Kind friedlich mit dem jungen Känguruh im Arm schlummerte, kehrten Niokas Dämonen mit ungekannter Heftigkeit zurück.
    »Das Kind gehört dir. Du hast ihm das Leben geschenkt. Du hast es aus dem Fluß gerettet. Es gehört dir. Sie wollen es nicht. Haben es beinahe ertrinken lassen. Es gehört dir.«
    Auch Minnies Teufel mischten sich mit fordernder Stimme in den Chor. »Du hast ihn jetzt. Ein Leben für ein Leben. Das Wasser hat deine Schwester genommen und dir dafür einen Sohn geschenkt. Nimm ihn mit, solange es noch geht. Bring ihn zum See. Zu deinen Leuten. Das Schicksal meint es gut mit dir. Die Wassergeister haben sich angesichts deines Schmerzes großherzig gezeigt. Sieh nur, wie sehr sie dich lieben.«
    Im Traum sah Nioka diese glückliche Welt wie durch einen Nebel, der den dämmrigen Wald verschleierte. Sie bewegte sich mit ihrem vielgeliebten Sohn auf die Menschen zu und wurde mit Rufen des Willkommens und Erstaunens empfangen. Alle freuten sich, daß sie mit ihm heimgekehrt war. Jaggas wunderbare Rückkehr stürzte das ganze Lager in einen Freudentaumel. Wie stolz sie war – nicht nur auf ihren Sohn, sondern weil sie nun losziehen würde, um auch Bobbo und Doombie heimzuholen, sie mit ihren Familien zu vereinen und den neuen Freunden vorzustellen. Es war so

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