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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Krächzen den morgendlichen Frieden zu stören.
    »Verdammte Krähen«, murmelte er, »können wir das Känguruh mitnehmen?«
    »Nein! Es ist jetzt groß genug, kann auf sich selbst aufpassen. Beeil dich!«
     
    Zur selben Zeit plünderte Harry die Küche, noch bevor Hannah dort erschien, und rannte los zu Moobuluk. Er wußte, daß seine Hoffnung von törichtem Aberglauben genährt wurde, doch es bestand immerhin die Chance, daß der Alte etwas über Teddys Schicksal wußte. Vielleicht sogar, wo die Leiche zu finden war, dachte er traurig.
    Es überraschte ihn nicht, daß er den uralten Mann an derselben Stelle fand wie am Tag zuvor, als habe er die ganze Nacht dort verbracht. Das war typisch Moobuluk, auf so etwas verstand er sich. Die Zauberer waren große Künstler, wenn es darum ging, Normalsterbliche mit dramatischen Tricks zu beeindrucken.
    Harry gab sich unbeeindruckt. Heute würde er seine Antworten bekommen.
    Er gab Moobuluk die Papiertüte mit dem Essen, der sie mit einem dankenden Nicken entgegennahm. Schon bald hatte er ein paar hartgekochte Eier, Brot und kalten Hackbraten verzehrt.
    »Gut«, meinte er anerkennend.
    »Ich möchte mit dir über Teddy sprechen.«
    Moobuluk zuckte die Achseln. »Besser reden über unsere Jungen. Was habt ihr mit ihnen gemacht, he?«
    »Ich war nicht hier, aber ich werde mich nach ihnen erkundigen. Man hat sie in eine Schule gebracht.«
    »Gestohlen«, widersprach Moobuluk zornig.
    Harry versuchte, es ihm zu erklären. »So war es nicht gedacht. Meine Familie hielt es für das Richtige. Es tut mir wirklich leid.«
    Ohne Harrys offensichtliche Ungeduld zu beachten, befahl Moobuluk ihm, sich hinzusetzen. »Jetzt erzähl von Schule.«
    Doch Harry hatte zu seiner Beschämung wenig zu berichten. Da er diesen Mann nicht anlügen konnte, mußte er eingestehen, daß er weder die Lage der Schule noch die Menschen kannte, die sich der drei Kinder angenommen hatten. Er wich aus, indem er die Bedeutung der Schulbildung erläuterte, wobei er sich der Trauer in den alten Augen seines Gegenübers schmerzlich bewußt war.
    »Sie lernen deine Sprache?«
    »Ja.«
    »Welche Väter lehren sie Traumzeit?«
    Harry schüttelte wie betäubt den Kopf, da er wußte, wieviel das kulturelle Bewußtsein den Aborigines bedeutete. Für sie war es das Leben selbst, auf unergründliche Weise ein Teil der Erde und des Universums.
    »Sie sind verloren«, flüsterte Moobuluk.
    Harry verstand ihn absichtlich falsch, obgleich er wußte, daß der alte Mann dies bildlich meinte. Er wollte ihm wenigstens ein kleines Fünkchen Hoffnung bewahren.
    »Nein, nicht verloren, sie sind nur in Brisbane. In der großen Stadt. In einer Schule. Ich war damals auch in der Schule.«
    Sofort begriff er, daß dieses Argument nicht greifen würde. Moobuluk erhob sich jetzt mühelos vom Boden und fragte mit kräftiger Stimme:
    »Wann heimkommen?«
    Harry sah hinaus auf den Fluß. »Ich weiß es nicht«, gestand er.
    »Hol sie!« fauchte Moobuluk, das Gesicht vor Wut verzerrt.
    »Ich sage, hol sie! Bring sie zurück!«
    »Ich weiß nicht, wo sie sind.«
    »Solltest sie besser finden!« drohte Moobuluk. Harry fuhr unwillkürlich zusammen. War nun die Zeit der Vergeltung gekommen? Er dachte dabei nicht an das Zeigen des Knochens oder anderen sogenannten Zauber, vor dem sich die Aborigines so fürchteten. Sollte jedoch die Horde von Springfield zurückkehren und auf Rache sinnen, könnte das katastrophale Folgen haben.
    »Ich lasse mir nicht gerne drohen«, entgegnete er ruhig. »Möglicherweise kann ich sie finden. Ich könnte sie vielleicht heimbringen, aber versprechen kann ich es nicht.«
    Moobuluk zog mit seinem Stock eine Linie in den Sand. »Du versprechen. Sage dir Wichtiges.«
    »Was denn?«
    »Erst versprechen.«
    »Gut, ich werde nach ihnen suchen.« Warum sollte er sie nicht heimholen? Die armen Kinder würden sich in dieser ominösen Missionsschule halb zu Tode fürchten. Charlotte oder Victor würden sicher wissen, wo diese Schule lag, immerhin hatten der Geistliche und seine Frau mehrere Tage bei ihnen verbracht. Doch er würde es aus eigenem Antrieb tun und nicht, weil ein altes Schlitzohr es ihm befahl oder ihn bestach.
    »Und jetzt die wichtige Nachricht, alter Mann.«
    »Denke besser an eigenen Jungen. Zeig ihm richtiges Leben, damit er guter Mann wird.«
    Harry fuhr hoch. »Sprichst du von Teddy?«
    Moobuluk schüttelte den Kopf und zog eine Grimasse, als sei es kaum zu fassen, daß jemand so begriffsstutzig sein

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