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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zuvor erklärt, daß er dort keinen Tod spüre. Die Suchaktion hatte ihn ganz offensichtlich in Erstaunen versetzt, und er hatte keineswegs schuldbewußt dabei gewirkt.
    »Verdammt!« Harry beschloß, diese Begegnung niemandem gegenüber zu erwähnen, um Teddys Eltern nicht noch mehr zu beunruhigen. Victor wußte, wo sich Moobuluk aufhielt; er würde mit dem Taktgefühl eines Elefanten dort einfallen.
    Nein, er selbst mußte Moobuluk wieder aufsuchen, zum Zeichen seiner Friedfertigkeit Essen mitbringen, am besten etwas Weiches, dem die zahnlosen Kiefer des alten Mannes gewachsen waren.
    Er befragte Hannah nach den verschwundenen Kindern. »Stimmt es, daß Bobbo, Jagga und Doombie in die Schule gebracht worden sind?«
    »Ja. Ein Prediger und seine Frau haben sie mitgenommen. Sie haben eine Weile hier gewohnt. Wir waren froh, sie loszuwerden, weil sie die ganze Zeit nur die Bibel im Mund führten.«
    »Was hat Minnie dazu gesagt?«
    »Oh, sie hat sich furchtbar aufgeregt, die anderen Schwarzen auch. Standen brüllend vor der Küchentür. Ihre Mum mußte Victor holen, damit er sie beruhigte. Ihnen erklärte, daß es zum Besten der Kinder sei. Dieser verdammte Prediger hat die Sache noch schlimmer gemacht, indem er sich mit den Kindern fortschlich. Hat sie einfach aus dem Lager geholt und so getan, als nehme er sie auf einen kleinen Ausflug mit dem Wagen mit. Sie konnten sich nicht einmal verabschieden.«
    Hannah schob einige Töpfe auf dem Herd zurecht. »Andererseits glaube ich nicht, daß es etwas genützt hätte. Sie hätten nur noch mehr geschrien und geweint. Jetzt fällt mir ein, kurz darauf haben sich alle davongemacht. Die ganze Horde. Wir dachten, sie wären bloß auf Wanderschaft gegangen. Ihr Vater hat sich mächtig aufgeregt, das können Sie mir glauben.«
    »Aber er hat den Prediger mit den Kindern ziehen lassen.«
    Die Köchin dachte nach, die Hände auf die breiten Hüften gestützt. »Ich meine, er wär krank gewesen, als sie aufbrachen. Ja, es war kurz nach seinem Schlaganfall. Aber er hat seine Erlaubnis gegeben, schon vorher. Und Ihre Mutter war auch damit einverstanden. Sie sprachen schon ein paar Tage davon, bevor sie aufgebrochen sind.«
    Harry sah aus dem Fenster. »Das muß ein ungeheurer Schock für die Kinder gewesen sein. Sie hatten die Farm nie zuvor verlassen. Und die armen Eltern erst.«
    »Ach, Sie denken jetzt sicher an den kleinen Teddy. Und Victor und Louisa. Aber das ist etwas anderes. Er ist tot, während die schwarzen Kinder die Chance bekommen haben, etwas aus sich zu machen. Sie dürfen nicht so darüber denken. Es war zu ihrem Besten. Guter Gott, Harry, Sie sind doch selbst im Internat gewesen, und es hat Ihnen nicht geschadet.«
    »Aber bei uns gab es Ferien. Wir wußten, daß wir dann nach Hause fahren konnten. Diese Kinder sind für immer verschwunden. Ich habe auch einmal gedacht, die Umsiedlung schwarzer Kinder mache Sinn, aber allmählich kommen mir da Zweifel. Ich fühle mich wirklich unwohl dabei, Hannah, ganz ehrlich. Ihre Eltern müssen beinahe wahnsinnig geworden sein vor Schmerz. Ihre Kinder sind von Fremden entführt worden, sie wußten nicht wohin, konnten keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen …«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Kommen Sie, Harry, Sie dürfen sich nicht so aufregen. Es ist noch nicht allzu lange her, daß es Ihnen gesundheitlich sehr schlecht ging.«
    »Und wenn so etwas nun mit Teddy geschehen wäre? Was würden wir dabei empfinden? Seine Eltern würden vor Kummer verrückt.«
    Hannah sah ihn an und sagte energisch: »Wie ich schon sagte, das ist etwas völlig anderes! Sie wissen gar nicht, was Sie reden, so niedergeschlagen sind Sie. Das Essen ist fertig. Ich stelle es auf Tabletts in den Salon, damit Victor bei Louisa bleiben kann. Sie rührt sich nicht von der Stelle. Gehen Sie zu ihnen, sie brauchen jetzt jemanden, mit dem sie reden können.«
     
    Moobuluk besuchte Spinner im Traum. Er sah angsteinflößend aus, groß, kraftvoll, mit feierlicher Körperbemalung in weiß und ocker. Seine Stimme hingegen klang sanft. »Hast du Leute von uns hier gesehen?«
    »Nein. Aber es heißt, jemand sei hier. Es gibt dafür Anzeichen im Busch.«
    »Hast du es den Weißen erzählt?«
    »Nein, ich habe ihnen nichts erzählt. Sie haben die Kinder nicht zurückgebracht. Ich muß auch weg von hier. Ich möchte eine Frau heiraten, aber sie will nicht hierher ziehen. Darf ich gehen?«
    »Noch nicht, ich brauche dich hier. Wir müssen warten.«
    »Worauf?«
    Doch in

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