Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
machen. Ein halbgeschorenes Schaf rutschte dem Scherer weg, und Rupe trat es boshaft zurück an seinen Platz.
    »He, immer mit der Ruhe, Kumpel!« protestierte der Scherer, doch Rupe beachtete ihn nicht weiter und ging zum Rauchen nach draußen.
    Victors Idee war wirklich brillant. Alle markierten Abschnitte von Springfield waren groß genug, um als Schafweiden oder kleine, unabhängige Farmen gelten zu können. Sein Bruder hatte entschieden, sie umzutaufen, und Louisa und Charlotte fiel die Ehre zu, neue Namen auszuwählen. Sie benannten sie nach Bäumen: Black Wattle Station, Needlewood Station, Mudgee Station, Stringybark und so weiter. Seinetwegen hätten sie sie ebensogut durchnumerieren können, doch es klang eindrucksvoller, wenn sie unter diesen Namen als Farmen im Besitz der Springfield Pastoral Company aufgeführt wurden.
    Die Regierung hatte inzwischen ein Mittel gefunden, um die Umgehung der Landgesetze durch den Einsatz von Strohmännern zu verhindern: Administrative Befugnisse wurden nun nicht mehr vom Landministerium in Brisbane wahrgenommen, sondern einem örtlichen Landbeauftragten übertragen, der die Verhältnisse kannte. Victor war darüber hocherfreut, da es sich bei diesem um einen alten Freund seines Vaters handelte, der frühzeitig andeutete, er werde im Falle der Brodericks ein Auge zudrücken.
    Ein weiteres Problem waren die von der Regierung geforderten Verbesserungen auf diesen neuen Farmen. Sie mußten innerhalb einer bestimmten Frist den Prüfern vorgeführt werden zum Beweis, daß das Land sich nicht in Händen von Bodenspekulanten befand. Oftmals bedeutete dies, daß Wohnhäuser errichtet und Ackerbau betrieben werden mußte, doch Victor hatte entdeckt, daß sich diese Maßnahmen durch strategische Einzäunungen und das Anlegen neuer Dämme umgehen ließen.
    Rupe hörte sich Victors Erläuterungen über die neue Verfahrensweise beim Landerwerb an: eigens dazu bevollmächtigte Vermesser, schriftliche Eingaben an die Gerichte, Anträge auf Bescheinigungen darüber, daß den Kaufbedingungen Genüge getan worden war, die beim örtlichen Grundbuchamt eingereicht werden und dreimal in der Lokalzeitung veröffentlicht werden mußten – das alles war ihm viel zu kompliziert. Er hielt es für klüger, Victor den Aufbau des neuen Broderick-Imperiums in Form der Springfield Pastoral Company zu überlassen.
    Wenn er ihnen nun Steine in den Weg legte, indem er Charlotte den Eintritt in die Firma verwehrte, würde er den Ast absägen, auf dem er saß, und die Entstehung eines großartigen Familienunternehmens vereiteln.
    Rupe trat die Zigarette aus. Er würde alles in Victors Hände legen; sein Bruder hatte die Regierungsvorschriften so gründlich studiert und auf Schlupflöcher abgeklopft, daß selbst Harry es nicht besser gekonnt hätte.
    Der war immerhin aus dem Spiel, ein Teilhaber weniger. Rupe grinste. Der alte Harry war so klug gewesen, Connie Walker zu heiraten, und hatte dann doch alles verpatzt. Wenn er seine Trümpfe richtig ausgespielt hätte, würde er jetzt den Besitz der Walkers verwalten und nicht diese erbärmliche Tirrabee-Farm.
    Dann fielen ihm seine eigenen Sorgen wieder ein, und seine Wut auf die Art und Weise, in der man ihn behandelte, kam wieder hoch. Niemand konnte ihn zwingen, in der Einöde zu leben; doch für die Veränderung seines Lebensstils würde er Geld brauchen und er befürchtete, daß ihm die Familie seinen rechtmäßigen Anteil an den Gewinnen verweigern würde.
    Zornig stampfte er von den Schuppen weg und sah die lange Auffahrt hinunter, die auf die Hauptstraße führte. In die Freiheit.
    Dann werde ich sie eben verklagen! Einen weiteren Familienskandal können sie sich jetzt kaum leisten. Und einen Prozeß würde ich garantiert gewinnen, weil es kein Gesetz gibt, das einen Teilhaber dazu verpflichtet, auf seinem Besitz auch zu arbeiten. Charlotte tut dies schließlich ebensowenig. Dieses Argument habe ich immer noch in der Hinterhand. Dennoch, selbst wenn das Gericht seine Familie letztendlich zwang, ihn zu unterhalten, würde er in der Zwischenzeit von irgend etwas leben müssen. Darüber mußte er nachdenken. Vermutlich konnte er sich etwas von Freunden leihen, doch Schulden wollten irgendwann zurückgezahlt sein.
    Was sollte er also tun? Die Aussicht, in Brisbane von Darlehen zu leben, war nicht sonderlich verlockend und würde ihm kaum das Leben bieten, das er sich erträumte. Er würde seine Pläne noch genauer durchdenken müssen.
    Dann kam ihm ein

Weitere Kostenlose Bücher