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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Tisch nunmehr mit einem milderen Blick betrachten konnte. Meist aßen die beiden Frauen allein zu Mittag, die Männer stellten sich nur ein, wenn sie gerade in der Nähe des Hauses arbeiteten. Normalerweise nahmen sie die Mahlzeit während der Schur zusammen mit den Arbeitern ein.
    »Ich habe mir gedacht, wir sollten öfter mal aus Springfield herauskommen. Mir erscheint es nicht richtig, daß du die ganze Zeit praktisch auf der Farm begraben bist. Das gilt im übrigen auch für mich selbst.«
    Louisa sah sie erstaunt an. »Wie denn? Victor tut, als sei er hier angekettet. Er meint immer, alles würde zusammenbrechen, sobald er Springfield auch nur für einen Tag verließe.«
    »Ich weiß, er arbeitet sehr hart. Aber Rupe ist doch auch noch da. Ihr solltet euch ein bißchen Zeit nehmen und ein paar Wochen nach Brisbane oder ans Meer fahren.«
    »Können wir uns das denn leisten?«
    »Du lieber Himmel. Unten an der Südküste kann man für ein paar Pfund ein Cottage mieten. In Brisbane könntet ihr bei Fern unterkommen. Es liegt ganz bei euch. Austin hat sich immer frei genommen, wenn ihm danach war. Warum also nicht auch Victor? Und solange du hier bist, brauche ich ja nicht ständig anwesend zu sein. Ich würde nämlich gerne mehr Zeit in Brisbane verbringen. Du mußt wissen, diese Stadt entwickelt sich rasend schnell. Es gibt so viel zu sehen. Du solltest wirklich im Sommer an die See und im Winter nach Brisbane fahren.«
    Ihre Schwiegertochter schluckte. Sie schob Charlotte eine Schüssel hinüber. »Möchtest du vielleicht etwas von der Bananencreme?«
    »Danke, und ein bißchen Sahne dazu. Ich wäre gern öfter in Urlaub gefahren, als Austin noch lebte und Geld kein Thema war. Wir hätten überallhin fahren können, doch er wollte immer nur nach Brisbane zu seinen Freunden. Mach jetzt nicht denselben Fehler wie ich, Louisa. In ein paar Jahren haben wir die Durststrecke hinter uns, und die Springfield Pastoral Company wird erfolgreicher sein, als Springfield allein es jemals gewesen ist. Die Grundstückspreise schießen in astronomische Höhen.«
    Louisa traute sich angesichts dieses ungewohnten Wohlwollens kaum, den Mund aufzumachen, fühlte sich andererseits aber auch bemüßigt, irgendeine Reaktion zeigen. »Ich hoffe, wir können Victor davon überzeugen«, murmelte sie dankbar.
     
    Charlottes jüngster Sohn tobte, weil sie seine Pläne durchkreuzt hatte. Victor war ein Schwächling, hatte immer nach Austins Pfeife getanzt und ließ sich jetzt von seiner Mutter unterbuttern. Wie konnte sie es wagen, ihm zu sagen, was er zu tun und zu lassen hatte? Für wen hielt sie sich eigentlich? Sie hatte seinen Bruder doch tatsächlich dazu gebracht, sein Versprechen zu brechen und die Zusage eines jährlichen Unterhalts zurückzunehmen. Dabei wurde er hier doch gar nicht gebraucht, spielte ohnehin nur die zweite Geige und würde diese Rolle bis ans Ende seines Lebens nicht abschütteln können. Und wenn er nun heiratete? Wahrscheinlich würden sie ihm in ihrer unendlichen Güte ein Zimmer in diesem Wespennest anbieten.
    Als wenn er sich darauf einlassen würde! Rupe dachte daran, sein Versprechen ebenfalls zurückzunehmen. Immerhin war er für seine Mutter eingetreten, hatte ihr einen Anteil an der Firma angeboten, und was tat sie im Gegenzug – zeigte sich dermaßen undankbar! Vielleicht sollte er den Anwälten mitteilen, daß er es sich anders überlegt habe, Victors Plan für die Springfield Pastoral Company über den Haufen werfen. Doch er wußte auch, daß dies finanziell gesehen ein schwerer Fehler wäre. Falls er Charlotte in dieser Situation ausschloß, würde alles wieder von vorn beginnen. Im Grunde hatte er die ganze Zeit über gewußt, daß sie nicht bluffte, auch wenn er seinerzeit das Gegenteil behauptet hatte.
    Die unterschiedlichsten Argumente fuhren in seinem Kopf Karussell, während er in dem stinkenden Wollschuppen arbeitete, Vliese aufsammelte und in die Lattenkisten warf, die er hinter den Scherern herschob. In diesem System war er kein bißchen wichtiger als Spinner, der vor ihm arbeitete. Rupe konnte nicht scheren, hatte es auch nie lernen wollen. Victor beherrschte die Technik, überließ die Arbeit aber lieber den Profis. Ihn schien es nicht zu stören, daß er im Wollschuppen nicht mehr galt als ein gewöhnlicher Arbeiter, ein Handlanger. Ihm lag allein das Wohl des Familienbetriebs am Herzen lag.
    »Ihr könnt mich mal«, murmelte Rupe vor sich hin. Aus ihm würden sie keinen Viehhüter

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