Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Nur das schwarze Taftkleid mit den ausladenden Ärmeln und der Perlenbrosche am steifen Kragen verriet ihm, daß er es hier nicht mit der Haushälterin zu tun hatte.
    Sie stellte sich als Miss Murray, Cleos Tante, vor und teilte ihm mit, daß ihre Nichte sich nicht wohl fühle und eigentlich keinen Besuch empfangen könne. Da er aber eingeladen zu sein schien, solle er dennoch eintreten.
    Rupe kochte innerlich angesichts dieser unhöflichen Begrüßung, während er ihr durch das geräumige Haus folgte, wobei ihm die teuren Teppiche und Vitrinen mit exquisitem Porzellan nicht entgingen. Sie führte ihn in ein langgestrecktes Zimmer im hinteren Teil, und er sah sich erstaunt um. Es war ein Sonnenzimmer, dessen eine Wand aus Fenstern mit weißen, bodenlangen Vorhängen bestand. Alle Möbel waren aus weißem Bambus, so daß die üppigen Topfpflanzen, Palmen, Blumenkörbe und Farne einen wahren Farbschock erzeugten. Es gab sogar träge herabhängende Orchideen in purpurrot, rosa und weiß, die aussahen, als langweilten sie sich in dieser exotischen Landschaft. Die Luft wirkte unangenehm feucht.
    Er wandte sich an die Tante und beglückwünschte sie zu diesem Arrangement. »Sie müssen eine begnadete Gärtnerin sein, Miss Murray. Die Pflanzen sind herrlich.«
    »Ich bin Botanikerin«, erwiderte sie knapp. »Cleo erwartet Sie.«
    Erst jetzt bemerkte er sie auf einem kleinen Sofa links von ihm, das zu einer dreiteiligen Sitzgruppe gehörte. Sie umklammerte ein Stofftäschchen und sah aus, als warte sie auf einen längst überfälligen Bus. In ihrem weißen Musselinkleid hob sie sich tatsächlich kaum von ihrer Umgebung ab. Rupe trat lächelnd auf sie zu und stellte fest, daß dieses Zimmer keine schmeichelhafte Kulisse für sie bot. Im Gegensatz zur lebenssprühenden Energie der Pflanzen wirkte sie bleich und leblos, ihrem dunklen, traurig herabhängenden Haar fehlte der Glanz der neben ihr stehenden
Monstera deliciosa.
    »Wie geht es dir, Cleo?« fragte er betont munter.
    »Gut, vielen Dank.«
    Ihre Tante widersprach umgehend. »Ihr geht es überhaupt nicht gut. Nehmen Sie Platz, Mr. Broderick.«
    Sie deutete auf das Sofa, das Cleos gegenüberstand, und nahm selbst auf einem dritten zwischen ihnen Platz – eine Anstandsdame, deren Anwesenheit die Unterhaltung beträchtlich erschweren würde.
    »Tut mir leid, das zu hören«, sagte er. Er fragte sich, aufgrund welcher Krankheit Frauen wohl an Gewicht zulegten, denn Cleo wirkte eindeutig aufgeschwemmt. Schlimmer noch, regelrecht unattraktiv.
    »Aber das Wetter wird besser, es ist schon viel wärmer. Ich wage zu behaupten, daß es deinen Wangen bald wieder Farbe verleihen wird.«
    Sie nickte. »Das hoffe ich. Und du, Rupe? Wie geht es dir?«
    »Sehr gut, ich kann nicht klagen. Ich freue mich, in der Stadt zu sein, es gibt so viel zu sehen.« Er plauderte ein Weilchen und wandte sich dann, da Cleo nicht gerade gesprächig war, an die Tante. »Leben Sie gern ins Brisbane, Miss Murray?«
    »Jedenfalls nicht ungern. Die Winter sind angenehm. Und ich habe natürlich viel zu tun.«
    »Vermutlich besitzen Sie neben Ihrem grünen Daumen noch andere Talente. Wo haben Sie Ihre Botanikkenntnisse erworben?«
    »In Kew Gardens«, antwortete sie und setzte einfach voraus, daß Rupe sie kannte, was jedoch nicht der Fall war. »Ich habe dort drei Jahre lang als unbezahlte Assistentin gearbeitet und soviel wie möglich gelernt, bevor ich dann nach Australien zurückgekehrt bin …«
    Offensichtlich hatte er das Eis gebrochen. Sie berichtete lang und breit über ihre Karriere, ihr intensives Interesse für die einheimische Flora und ihre Zusammenarbeit mit dem Kurator des Botanischen Gartens von Brisbane. Rupe heuchelte Interesse und wünschte insgeheim, sie möge sich zurückziehen und ihm eine Chance geben, allein mit Cleo zu sprechen, anstatt ihn mit endlosen Diskursen über einheimische Akazien zu langweilen.
    »Es gibt Hunderte von Akazienarten, Gattung
Mimosaceous,
und wir entdecken laufend neue«, berichtete sie.
    »Wie erstaunlich«, erwiderte er mit gespielter Begeisterung, obgleich für ihn Akazie gleich Akazie war.
    Offenbar würde sein erster Besuch in Miss Murrays Haus von kurzer Dauer sein, da sie ihm keinen Tee anbot. Er sah sich seufzend um. »Ich sollte mich wohl wieder auf den Weg machen. Ich habe geschäftlich in der Queen Street zu tun.«
    Nun wurde Cleo ein wenig lebhafter. »Kommst du denn wieder?«
    »Wenn man mich einlädt …«
    Sie rutschte unbehaglich hin und

Weitere Kostenlose Bücher