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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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durchgemacht hat? Was sind Sie nur für selbstsüchtige, rücksichtslose Menschen! Wieso kam niemand auf die Idee, ihr mitzuteilen, daß ihr Schüler nicht ertrunken ist? Daß er, wie Sie zu sagen beliebten, gesund und munter ist? Wollen Sie mir weismachen, daß alles nur ein Versehen war?«
    Er versuchte sie zu beschwichtigen.
    »Miss Murray, bitte hören Sie mich an. Als Teddy gefunden wurde, waren wir alle so aufgeregt und erleichtert, daß wir nicht daran dachten … ich meine, ich habe natürlich angenommen, daß Louisa dir geschrieben hat«, sagte er an Cleo gewandt.
    »Tatsächlich? Sie haben uns eben lang und breit dargelegt, daß Ihre Schwägerin überaus nachtragend ist, selbst angesichts dieser glücklichen Rettung. Weshalb sollten Sie also glauben, daß sie Cleo geschrieben hätte? Warum haben Sie es nicht selbst übernommen? Seit Wochen leidet dieses arme Mädchen und gibt sich die Schuld am Tod eines Kindes!«
    Ihre Stimme steigerte sich zu einem Kreischen.
    »Sie verstehen nicht …«
    »Oh, doch. Sie sind eine überaus verschlagene Kreatur, Sir. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen. Cleo, kümmere dich um deinen Gast!« Mit diesen Worten stapfte sie aus dem Zimmer.
    Gott sei Dank. Er näherte sich Cleo, ergriff ihre Hand und kniete halb vor ihr nieder. »Liebste Cleo, hätte ich gewußt, was du durchgemacht hast, hätte ich dir geschrieben, das schwöre ich. Ich habe ehrlich geglaubt, du wüßtest Bescheid.«
    »Woher denn? Niemand hat mir etwas gesagt. Und in der Zeitung hat nichts darüber gestanden, was denn auch … Am Ende ist ja gar nichts passiert.« Sie brach in Tränen aus.
    »Außerdem war es so viele Meilen weit weg.«
    Dann fuhr sie heftiger fort: »Es lohnte wohl nicht, darüber zu berichten, obgleich es um die berühmten Brodericks ging. Ich habe so gelitten deswegen, daß ich niemandem unter die Augen treten konnte. Was habe ich mich geschämt! Und du hast mich grundlos leiden lassen!«
    »Cleo, das wollte ich nicht, ehrlich. Ich habe dich vermißt. Wir müssen miteinander reden, es gibt so viel zu sagen …«
    Sie erhob sich und schob ihn zur Seite. »Nein, gibt es nicht. Verschwinde!«
    »Das meinst du doch nicht im Ernst. Du bist nur überreizt.«
    Das gleiche galt für ihn. Wie konnte es dieses unansehnliche Ding wagen, ihn hinauszuwerfen?
    »Können wir das nicht alles vergessen und uns auf die Zukunft konzentrieren?«
    Sie wich vor ihm zurück, wobei ihr Tränen über das Gesicht liefen. »Geh weg, Rupe, ich bitte dich.«
    Die Tante hielt ihm bereits die Tür auf. »Hier haben Sie Ihren Hut, Mr. Broderick. Leben Sie wohl.«
     
    Trotz dieses unfreundlichen Abschieds war es zweifellos ein herrlicher Tag. Rupe lüpfte den Hut und grüßte zwei ältere Damen, die ihn auf das wunderbare Wetter aufmerksam gemacht hatten. Der Himmel strahlte tiefblau, kein Wölkchen war in Sicht. Winzige Vögel schwirrten durch die Bäume, ohne zu bemerken, daß hoch über ihnen ein Falke nahezu regungslos in der Luft verharrte. Ein Hund lag dösend vor einem Tor und zuckte nicht einmal, wenn ein Passant an ihm vorbeiging.
    Rupe trat wütend gegen das Tor, worauf der Hund jaulend hochfuhr. Als er losbellte, war Rupe bereits um die nächste Ecke gebogen. Er konnte es einfach nicht fassen, daß diese beiden Frauen, diese Niemande, ihm die Tür gewiesen hatten. Und nur, weil Cleo zu dumm war, um herauszubekommen, was sich wirklich auf Springfield zugetragen hatte. Sie hätte ja an Louisa schreiben können, notfalls ein Kondolenzschreiben, wenn sie so von Teddys Tod überzeugt gewesen war. Louisa hätte sicher geantwortet und ihr die Wahrheit mitgeteilt.
    Er war so zornig, daß die tatsächlichen Ereignisse in seinem Gedächtnis durcheinandergerieten. Und wenn Cleo es bisher nicht erfahren hatte, so hätte sie sich doch wenigstens freuen können, daß er sie nun darüber informierte.
    Aber nein, sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Märtyrerin zu spielen. Als wenn er sie je hätte wiedersehen wollen, wenn Teddy tatsächlich ertrunken wäre. Sie war nicht krank, bloß dumm und eine graue Maus. Wie hatte er nur die Heirat mit einem derart reizlosen Ding in Erwägung ziehen können? Selbst wenn ihre Familie vermögend war, hätte sie sich nie in die Kreise eingefügt, die ihm vorschwebten.
    Rupe schritt schwungvoll aus und verdrängte die Gedanken an seine Zukunft. Auch andere Mütter hatten schöne Töchter. Fürs erste konnte er sich in dieser Stadt herrlich amüsieren, lange genug hatte er

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