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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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her. »Ich wollte dich eigentlich fragen, wie es Victor und Louisa geht.«
    »Prima. Sind damit beschäftigt, die Regierung wegen der Zahlungen für die Ländereien aufs Kreuz zu legen.«
    Miss Murray wirkte plötzlich angespannt. »Wie bitte?«
    Rupe setzte zu einer langwierigen Erklärung der Auswirkungen des Gesetzes über die Zweckentfremdung von Land an, zum einen, um seinen Aufenthalt im Haus zu verlängern, zum anderen, um sich ein wenig für die botanischen Vorträge seiner Gastgeberin zu rächen. Allmählich spürte er jedoch ihre Mißbilligung. Im Glauben, er habe die Sache vielleicht ein wenig zu spaßig dargestellt, versuchte er einen Rückzieher.
    »Ich kann diese Praktiken allerdings nicht gutheißen; schließlich heißt es doch: Zahl Cäsar …«
    Cleo lächelte nachsichtig. »Gib Cäsar …«
    »Wie bitte? Ach ja, natürlich.« Er erwiderte ihr Lächeln, um zu beweisen, daß er ihr die Berichtigung nicht übelnahm.
    »Ihre Nichte ist zweifellos eine ausgezeichnete Lehrerin, Miss Murray.«
    Doch das teigige Gesicht der Tante hatte sich verhärtet, ihr Kiefer trat hervor, die Augen blickten unnachgiebig. »Ich nehme an, die erwähnte Louisa ist Ihre Schwägerin Mrs. Broderick?«
    »Ja.«
    »Sie hat Cleo sehr schlecht behandelt, das haben wir keineswegs vergessen.«
    Rupe nickte. Nun kannte er auch den Grund für den Mangel an Gastfreundschaft. »Ich weiß, nicht zuletzt deshalb bin ich ja auch gekommen. Ich wollte mich entschuldigen. Andererseits möchte ich Ihnen wie auch Cleo erklären, daß ich damit nichts zu tun hatte. Ich war damals sehr durcheinander, so wie wir alle …«
    »Sie hätten wenigstens für Cleo eintreten können. Ich habe angenommen, Sie seien Freunde, und dennoch haben Sie zugelassen, daß man Cleo auf diese Weise behandelt …« Sie runzelte wütend die Stirn.
    Cleo wollte sie beschwichtigen. »Ich habe nie gesagt, ich sei böse auf Rupe …«
    »Nein, du warst angeblich auf niemanden böse.« An Rupe gewandt fuhr sie fort: »Das Mädchen tauchte vollkommen hysterisch bei mir auf. Ich weiß, es war eine Tragödie, aber niemand hat ihr irgendwelche Unterstützung angeboten, nicht einmal Sie, Mr. Broderick.«
    »Wie denn auch? Ich wußte ja nicht, was geschehen war. Mein Bruder war so aufgebracht, daß ich die Farm vorübergehend verlassen mußte. Inzwischen habe ich erfahren, wie schlimm man mit Cleo umgesprungen ist, doch mir erging es nicht anders. Bei meiner Rückkehr war die Atmosphäre dermaßen unerträglich geworden, daß mir keine andere Wahl blieb. Ich konnte es nicht aushalten, wochenlang in meinem eigenen Heim geschnitten zu werden.«
    »Du bist weggezogen?« fragte Cleo erstaunt. »Rupe, das tut mir aber leid. Was willst du denn jetzt machen?«
    »Ach, das ist nicht weiter problematisch. Ich bin noch immer Teilhaber der Springfield Pastoral Company, also werde ich nicht verhungern. Ich habe sogar daran gedacht, nach Norden zu gehen und mich dort umzusehen.«
    Die Tante wirkte nun wieder ein wenig umgänglicher. »Man hat Sie ebenfalls vertrieben?«
    »Leider ja. Die Familie hat sich erbarmungslos gezeigt, obwohl Teddy gesund und munter aufgefunden wurde, und mir die Schuld an allem gegeben, was
hätte
passieren können. Es war so ungerecht …«
    Miss Murray atmete keuchend, als stehe sie unter Schock, und Rupe sah von einer Frau zur anderen, da er sich über die plötzliche Stille wunderte. Der Frauenhaarfarn, der in einem Korb über seinem Kopf wuchs, schien zu zittern, als sei eisige Kälte in den Raum gedrungen. Cleos Gesicht hatte Farbe bekommen: Scharlachrote Flecken hoben sich von ihrer blassen Haut ab.
    Die Tante wandte ihr mit einem Ruck den Kopf zu. »Cleo, wie hieß das Kind?«
    »Teddy«, flüsterte sie.
    »Habe ich richtig gehört? Sagten Sie eben, er sei gesund und munter?«
    Cleo schluckte nur. Es hatte ihr die Sprache verschlagen.
    »Mr. Broderick, das Kind hat also doch überlebt?«
    »Ja, ich dachte, das wüßten Sie. Es ist in den Fluß gefallen … ich dachte, Sie wüßten …« Er brabbelte zusammenhanglos vor sich hin. »Ja, das ist er, aber ohne unser Verschulden. Er ist uns entwischt, so war es. So sind Kinder nun einmal. Aber er wurde von einer Aborigine-Frau gerettet. Sie hat ihn erst ein paar Tage später nach Hause gebracht …«
    Dann schenkte er Cleo ein freundliches Lächeln. »Ende gut, alles gut, würde ich sagen. Wie schön, daß ich so freudige Nachrichten überbringen kann.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was Cleo

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