Sterne im Sand
dies entbehren müssen.
Die Bushmen’s Bar quoll über von Männern, die von den alljährlichen Einjährigen-Auktionen kamen, die an diesem Morgen auf der Rennbahn stattgefunden hatten. Rupe wünschte, er wäre dorthin gegangen, anstatt seine Zeit mit Cleo und ihrer häßlichen Tante zu verschwenden. Er wollte nicht länger über sie nachdenken und stürzte sich lieber in die aufregenden Fachsimpeleien um ihn herum. Wer hatte wieviel für einen Abkömmling welchen Stammbaums gezahlt? Wer hatte zuviel bezahlt? Wer war jetzt der stolze Besitzer des Fohlens von Kerry Star aus Irland?
Der Champagner floß in Strömen. Niemand interessierte sich dafür, wer die Zeche zahlte. Pfundnoten wurden unermüdlich auf die Theke geknallt, wo sie vergossenen Champagner aufsogen und von den schwitzenden Barkeepern in überquellende Kassen gestopft wurden. Doch Rupe bemerkte in diesem ganzen Gerede und Schulterklopfen, dem Gesang und der trunkenen Prahlerei noch einen Unterton, ein Flüstern, verbunden mit wachsamen Seitenblicken. In Gruppen standen Männer in Ecken zusammen und führten ernsthafte Diskussionen.
Während er mit seinen eigenen Freunden trank und alte Geschichten hervorkramte, beobachtete er die Männer aufmerksam. Etwas lag in der Luft. Er trat näher zu Lindsay Knox heran, einem alten Bekannten aus der Schule, der im Mittelpunkt des Interesses zu stehen schien.
»Hast du heute gekauft oder verkauft?«
Lindsay grinste. »Keins von beidem. Ich habe gehört, dein alter Herr ist gestorben. Mein Beileid. Bist du wegen der Auktion gekommen?«
»Nein, ich wollte nur mal weg von der Farm. Mich ein bißchen umsehen. Vielleicht ein bißchen reisen.«
»Ach ja? Wohin soll’s denn gehen?« Rupe bemerkte, daß Lindsay nicht bei der Sache war. Seine Fragen klangen zerstreut, er schien keine Antwort zu erwarten, sondern sah schon wieder woanders hin. Rupe jedoch würde ihn nicht so leicht davonkommen lassen.
»Das habe ich noch nicht entschieden«, sagte er entschlossen. »Ich dachte an Übersee, aber es heißt, man solle zuerst einmal sein eigenes Land kennenlernen. Ich fahre vielleicht nach Cairns, sehe mir mal die Tropen an. Es heißt, dort seien die Frauen ebenso heiß wie das Wetter.«
Das Wort ›Frauen‹ erregte anscheinend dann doch Lindsays Aufmerksamkeit.
»Weshalb gerade Cairns?« fragte er unvermittelt.
»Weshalb nicht?« Rupes Lächeln sollte andeuten, er kenne sich mit der Erotik der Damen aus dem Norden aus, doch Lindsay nahm ihm das nicht ab.
»Komm schon, Kumpel, nimm mich nicht auf den Arm. Du weißt doch Bescheid.« Er schwankte leicht und lehnte sich an die Theke. »Bin wohl ein bißchen betrunken. Dann kann ich mir auch den Rest geben. Noch ein Glas von dem Sprudelzeug.«
Rupe bestellte Nachschub und erhielt zwei randvolle Gläser.
»Viel Glück!«
»Da sagst du was«, lachte Lindsay. »Wann soll’s denn losgehen?«
Rupe nahm an, er meine die Reise nach Cairns, und beschloß aus Neugier, sich auf das Gespräch einzulassen. »In den nächsten Tagen. Was ist mit dir?«
Lindsay stützte sich schwer auf Rupe. »Ich sag dir was, Kumpel. Ich hau ab. Das laß ich mir um keinen Preis entgehen. Aber ich brauche einen Partner. Die Kerle hier passen mir nicht, wenn du verstehst, was ich meine. Viele von ihnen spucken nur große Töne, und ich weiß nicht, ob sie genügend Rückgrat haben. Aber du und ich, wir sollten uns zusammentun. Was hältst du davon?«
Verwirrt trank Rupe seinen Champagner und suchte nach einer geeigneten Antwort.
»Ich weiß nicht, ob wir das gleiche im Sinn haben.«
Lindsays Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. »Natürlich. Wir reden von Gold, das ist doch klar.«
Gold! Rupe war wie betäubt. Kein Wunder, daß man nur hinter vorgehaltener Hand davon sprach. Wo lag dieses Gold? In Cairns? Man war im ganzen Land auf riesige Goldadern gestoßen, aber seines Wissens noch nie so weit im Norden. Das hatte man nun davon, wenn man als Hinterwäldler lebte. Die interessanten Neuigkeiten drangen nicht bis zu einem durch. »Eine Partnerschaft? Ich werde es mir überlegen.« Und zwar genau eine halbe Minute, dachte er bei sich.
Am nächsten Morgen tauchte ein nüchterner Lindsay Knox mit einer Landkarte und Plänen bewaffnet in Rupes Hotelzimmer auf, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. Er erkannte bald, daß die Karte, auf der nur Küstenorte und keine Goldfelder verzeichnet waren, nicht viel taugte, doch von so etwas ließ er sich nicht abschrecken.
»Wo genau liegt
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