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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ich möchte, daß du der Wahrheit ins Gesicht siehst. Solange ich Verwalter von Springfield bin, kann Rupe bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich will ihn hier nicht haben. Nicht nach dem letzten Zwischenfall. Und was seinen Anteil betrifft, so wird der für lange Zeit nicht sonderlich üppig ausfallen.«
    »Das kannst doch nicht dein Ernst sein. Rupe ist hier zu Hause.«
    »Er kann zu Besuch kommen, aber nicht mehr hier leben.«
    »Aber wovon soll er denn leben, wenn sein Gewinnanteil ohnehin nicht hoch ist und durch dein Gehalt noch niedriger ausfallen wird?«
    »Er hat sich doch einen Vorschuß genommen. Den Lohn der Scherer.«
    »Und wenn der aufgebraucht ist?«
    Alle wußten, daß Rupe imstande war, das gestohlene Geld notfalls innerhalb weniger Wochen in Brisbane zu verprassen, doch Victors Entscheidung stand fest. Er nahm eine Zigarre aus dem Behälter und bot seinem Bruder ebenfalls eine an.
    Ihre Mutter sah zu, wie sie die Spitzen abknipsten und die Zigarren anzündeten. »Ich warte. Wovon soll Rupe leben, wenn er nicht nach Hause kommen darf?«
    Harry genoß die teure Zigarre, die er sich in letzter Zeit nur selten gönnte. »Er könnte es mal mit Arbeit versuchen«, gab er grinsend zur Antwort. »Es heißt, das sei gut für den Charakter.«
     
    Vor seiner Abreise sprach Harry noch einmal mit Nioka.
    »Kehrt der Rest deiner Horde nun zurück? Ich kann euch versichern, daß keine Kinder mehr von hier weggeholt werden, das hat Victor mir fest versprochen. Er würde sogar eine Schule für sie bauen.«
    »Ich weiß nicht, Harry. Ich habe Nachrichten geschickt. Daß armer Junge von Gabbidgee gegangen ist. Daß mein Jagga zu Hause ist und wie gut du warst. Bobbo noch immer weg. Aber ich bleibe hier mit Jagga, wenn Missus mich läßt. Meine Schwester tot, ich muß auf Bobbo warten. Das in Ordnung? Sie lassen mich bleiben?«
    Er umarmte sie. »Natürlich. Du hast jetzt dein eigenes Zimmer im Haus, alle werden sich freuen, wenn du bleibst. Aber es wäre gut, wenn auch die anderen in ihr Lager zurückkehren würden. Hier ist es besser für euch, Nioka.«
    »Spinner sagt, mehr Fremde kommen nach Springfield, vertreiben alle.«
    »Nicht, solange Victor hier der Boß ist. Bei ihm seid ihr sicher.«
    Als er davonging, rief sie ihm nach: »Zeigst du uns dein Baby, wenn er kommt?«
    »Natürlich«, erwiderte er lächelnd und fragte sich, ob das ›er‹ wohl ein Zufall gewesen war. Doch er hatte genug von diesem Unsinn, er mußte sich wieder auf sein eigenes Leben konzentrieren.
     
    Angesichts des Bündels Scheine in seinem Beutel zog Rupe es vor, nicht bei Freunden zu übernachten. Er nahm sich ein Zimmer im eleganten Hotel Gloucester, dem Mekka der wohlhabenden Landbewohner, und betrat noch in Reitkleidung die Bushmen’s Bar. Sein Durst war unerträglich nach dem langen, staubigen Ritt. Nie zuvor hatte er sich so gefreut, das breite Band des Brisbane River zu erblicken, und ritt mit einem Gefühl der Erregung, die er lange nicht mehr empfunden hatte, über die Brücke.
    Die Reaktionen seiner Familie interessierten ihn nicht die Bohne. Natürlich würde niemand die Polizei rufen, auch wenn sie bestimmt vor Wut tobten. Er hatte einfach nur einen Vorschuß auf das genommen, was ihm zustand. Victor war ein hervorragender Verwalter, der keinen Assistenten nötig hatte.
    Beim Gedanken an Louisa mußte er grinsen. Wetten, daß sein Weggehen ihr nicht sonderlich leid tat, so sehr sie sich auch über die Umstände seines Aufbruchs aufregen mochte? Und was Charlotte betraf, so hatte sie es sich selbst zuzuschreiben. Ihre Söhne hatten ihr aus reiner Freundlichkeit den Weg in die Firma geebnet, und nun maßte sie sich plötzlich an, ihre eigenen Regeln aufzustellen. Hoffentlich war ihr inzwischen klar geworden, welch schweren Fehler sie begangen hatte, indem sie sich in eine bestehende Abmachung zwischen ihren Söhnen einmischte.
    Als er lässig an der eleganten Marmortheke lehnte, dachte er an seinen Vater. Dabei überlief ihn unwillkürlich ein kalter Schauer. Wäre Austin noch am Leben, hätte der ihn sicher mit der Waffe im Anschlag verfolgt!
    Plötzlich vernahm er hinter sich eine Stimme. »Na, wenn das nicht Rupe Broderick ist! Wo hast du so lange gesteckt, Kumpel?«
    Ein Stück entfernt entdeckte er an der Theke eine Ansammlung bekannter Gesichter, nahm sein Glas und gesellte sich zu den Männern. An diesem Ort konnte er den Staub von Springfield für immer abschütteln.
    Irgendwann im Laufe dieses alkoholseligen

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