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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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alles als einen großen Spaß zu betrachten schien.
    Sicher, er war kräftig und in guter Form, aber kein Bushie. Er hatte sein ganzes Leben als Arztsohn in Brisbane verbracht. Rupe fragte sich, wie er mit dem von Leo beschriebenen mühseligen Marsch zurechtkommen würde.
    »Kannst du dir nicht was von deinem Vater leihen?«
    »Nein. Ich habe keinen Kredit mehr bei ihm.«
    Rupe wollte seinen Plan auf keinen Fall mehr aufgeben. »Na schön, ich habe genug für uns beide. Wir richten vorerst eine Gemeinschaftskasse ein, und du kannst mir das vorgestreckte Geld dann von den Gewinnen zurückzahlen.«
    »In Gold, Kumpel!« lachte Lindsay. »Und jetzt müssen wir den letzten Abend in der Zivilisation feiern.«
    Rupe besaß eine ungefähre Vorstellung von den Vorräten und der Ausrüstung, die sie für den Weg von Cooktown ins Landesinnere brauchten, dazu kamen noch die Packpferde. Daher hatte er keine Lust, Lindsays Lokalrunden zu übernehmen. Als er am nächsten Morgen die Hotelrechnung in Händen hielt, fiel ihm eine weitere Sparmöglichkeit ein.
    Er hatte die Schiffspassagen bereits gekauft und schickte Lindsay hin, um zwei anständige Kojen auf dem Küstendampfer zu reservieren, während er seine Sachen packte. Dann ließ er sie aus dem Fenster in einen dichten Oleanderstrauch fallen.
    In seiner neuen Kleidung, deren Kauf er mittlerweile bereute, trat er an die Rezeption und teilte dem Empfangschef mit, daß er Gäste zum Mittagessen erwarte.
    »Führen Sie sie bitte ins Lesezimmer, sobald sie eintreffen. Ich bin bald wieder da.«
    »Gewiß, Mr. Broderick.«
    Mit diesen Worten schlenderte Rupe Broderick aus der Tür, setzte schwungvoll den Hut auf, huschte um die Ecke und holte seine Tasche aus dem Gebüsch. Dann ging er hinunter zum Hafen, zu dem Schiff, das ihm den Weg zu ungeahntem Reichtum verhieß.
    Es kam tatsächlich ein Gast, der zu Rupe wollte. Man führte eine nervöse junge Dame in das mit Teppichen ausgelegte Lesezimmer mit den Fenstern aus Mattglas, den dick gepolsterten Sesseln, den grün-goldenen Lampen und Landschaftsporträts an den Wänden.
    Cleo hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie waren zu hart mit Rupe gewesen, vermutlich aus dem Schock heraus. Sie schämte sich inzwischen für ihre abscheuliche Reaktion. Anstatt sich über Teddys wunderbare Rettung zu freuen, hatte sie Rupe angegriffen. Oder war es ihre Tante gewesen? Sie fühlte sich noch immer nicht gut, aber um Längen besser als in den letzten Wochen. Eine Last war ihr von der Seele genommen, Schuld und Scham waren wie weggeblasen. Sie hatte neben dem Bett gekniet und Gott für seine Gnade gedankt. Doch was war mit Rupe? Er verdiente eine Entschuldigung. Wenn sie nun wirklich nur vergessen hatten, ihr Bescheid zu geben? In der allgemeinen Euphorie nur noch Teddy für sie zählte? Wie vermessen von ihr zu glauben, daß die Brodericks in einer solchen Situation ausgerechnet an sie denken würden.
    Die Reaktion ihrer Tante auf die demütigende Entlassung war verständlich. Sie hatte nur ihre zutiefst erschütterte Nichte gesehen, nicht deren mögliche Mitschuld, und sich auf ihre Seite gestellt, was ganz natürlich war. Deshalb hatte sie Rupe auch voller Vorurteile empfangen.
    Es tat ihr nun alles furchtbar leid. Rupe war gekommen, sobald sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte und er die Farm verlassen konnte. Wie gut er ausgesehen hatte! Und dieses zauberhafte Lächeln! Sie umklammerte ihre gute Handtasche mit dem bernsteinfarbenen Besatz, die sie in London gekauft hatte, und sah auf ihre Hände nieder. Sie trug die beiden großen Diamantringe, die ihre Mutter ihr hinterlassen hatte. Cleo hatte sie nicht mit nach Springfield genommen, da sie ihrer Ansicht nach weder zu einer Gouvernante noch auf eine Schaffarm paßten, doch hier in der Stadt konnte sie den Schmuck getrost tragen. An ihrem Revers glitzerte außerdem eine Diamantbrosche in Form einer Feder.
    Cleo blieb lange in dem Sessel sitzen, starrte die Wand an und bereitete sich innerlich auf ihr Gespräch mit Rupe vor. Sie würde sich natürlich entschuldigen und ihm sagen, wie glücklich sie über Teddys Rettung sei. Ihn um Vergebung bitten. Vor allem aber sollte er erfahren, wie sehr sie sich über seinen Besuch gefreut hatte. Er liebte sie, das hatte sie in seinen Augen lesen können, und auch seine Enttäuschung war ihr nicht entgangen, als ihre Tante sich zwischen sie gesetzt hatte. Hätten sie sich nur allein unterhalten können, wäre es vermutlich nie zu all den

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