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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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einmal hatten sie ihn in ihren schnellen Kanus auf die Insel gebracht. Moobuluk, der Landmensch, war begeistert gewesen. Dort, in dem tiefen klaren Wasser, hatte er auch zum ersten Mal die Korallenriffe erblickt und die prächtigen Fische, die durch ihre lautlose Welt glitten.
    Er freute sich schon auf seinen nächsten Besuch.
     
    Nach dem Aufbruch von Scherern und Gästen kehrten auf Springfield für gewöhnlich wieder Ruhe und Alltag ein, doch diesmal lag eine gewisse Spannung in der Luft. Austin wirkte gereizt. Er versuchte seine Gefühle zu analysieren, mit dem einzigen Ergebnis, daß seine Sorge wuchs. An der Oberfläche war alles wie sonst. Die Schur war problemlos verlaufen, das Wetter den frisch geschorenen Schafen freundlich gesonnen und der Wollertrag versprach alle bisherigen Rekorde zu brechen.
    Er vermißte Black Lily, doch mit diesem Verlust mußte er allein fertig werden. Vor dem Rasierspiegel trainierte er wiederholt die Bewegungen von Kiefer und Lippen. Charlotte und Louisa hatten nach dem Verschwinden der Hausmädchen alle Hände voll zu tun, was ihm nur recht war. Außerdem konnte ihnen ein bißchen Hausarbeit gar nicht schaden. Die Abwesenheit der Schwarzen nagte an ihm, obwohl er sich sagte, daß Wanderungen nichts Ungewöhnliches waren. Er fragte sich, ob der plötzliche Aufbruch etwa mit dem alten Moobuluk zusammenhing, der sich seit Wochen in der Gegend herumgetrieben hatte.
    Außerdem hingen die verfluchten Landgesetze mit ihren endlosen Änderungsanträgen wie ein Damoklesschwert über ihm. Den Brief des Bankdirektors hatte er keineswegs vergessen. Seine Gäste schienen nicht weiter besorgt zu sein angesichts dieser Situation. Er hatte Jock mit seinem Nachbarn Jimmy Hubbert über die Gesetzesvorlage sprechen hören, und der hatte sie als undurchsetzbar abgetan. Also hatte Austin den Mund gehalten und die Warnung des Bankdirektors einer Überreaktion zugeschrieben.
    Eigentlich hatte er nach wie vor alles unter Kontrolle und sollte sich lieber auf die Stärkung seiner Muskeln konzentrieren, anstatt sich Sorgen über ungelegte Eier zu machen. Die schlechte Nachricht traf ihn ohne Vorwarnung.
    Da er tagsüber wenig Energie verbrauchte und ohne Lilys anstrengende Massagen und die Gehversuche mit ihr auskommen mußte, litt Austin unter Schlafstörungen, konnte es kaum erwarten, bis die Morgendämmerung einsetzte und das Haus zu neuem Leben erwachte. Also ging er dazu über, seinen Tagesrhythmus umzugestalten. Er setzte sich über Charlottes Einwände hinweg und ließ sich von Victor um fünf Uhr wecken, duschen und ankleiden. Gegen sechs frühstückte er gemeinsam mit seinen Söhnen, und danach führte er mit Rupes Hilfe seine Übungen durch.
    Es funktionierte ganz gut, doch Rupe war eben nicht Black Lily. Er hielt die Übungen anscheinend für Zeitverschwendung.
    »Du bist einfach zu faul«, knurrte Austin. »Hilf mir aufstehen, ich muß das Bein belasten …«
    Er wußte, daß Victor seine diesbezüglichen Pflichten ernster nahm als sein Bruder, doch um diese Zeit war er draußen unabkömmlich. Außerdem konnte Rupe ruhig auch einmal etwas für seinen Vater tun.
    Das einzige Problem bei diesem frühen Aufstehen war, daß ihm die Tage, die er untätig zubringen mußte, noch länger wurden. Nach der Aufregung der letzten Wochen empfand Austin dies als besonders quälend. Um seine Schlaflosigkeit zu bekämpfen, weigerte er sich, sich tagsüber schlafen zu legen. Er versuchte sich mit den Zeitungen abzulenken, die Charlotte auf einer niedrigen Bank gestapelt hatte. Austin war nie ein großer Leser gewesen und hatte nur selten einen Blick in die
Brisbane Courier Mail
geworfen, weil sie sich eher an Stadtleute richtete und zudem voller Gesellschaftsklatsch war, den er verabscheute. Den Damen hingegen schien das Blatt zu gefallen, und sie studierten eifrig die Anzeigen, die für importierte Stoffe und Modeschnickschnack warben, während Victors Hauptinteresse den Viehpreisen galt. Seufzend ergriff er die erste Zeitung, die vierzehn Tage alt war, und vertiefte sich in die nicht enden wollenden, sagenhaft anmutenden Geschichten über die Goldfelder. Ein Artikel beschrieb ausführlich das Goldschürfen am Kap und wies darauf hin, daß die Goldlagerstätten 200  Meilen Luftlinie, also an die 320  Meilen zu Fuß, von der Küstenstadt Bowen entfernt lagen.
    »Von Bowen!« stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Das ist mindestens 1 000  Meilen nördlich von hier. Eine wilde, brütend heiße Gegend.

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