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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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daß ich keine Fragen zu stellen wagte.
    Wir waren in meiner Kabine, denn ich hatte keine Lust, das Geheimnis des Leitsteines mit Ryzk oder dem Zakather zu teilen. Allerdings konnte ich mir denken, daß sie über unsere Verkleidungen staunen würden.
    Immerhin, Eets Ausspruch war gerecht. Ich nahm den stumpfen, leblosen Stein aus der Tasche und legte ihn mitten auf den Tisch. Meine eigene Veränderung war bereits in allen Einzelheiten festgelegt. Um mich auch an Kleinigkeiten zu erinnern, hatte ich ein Tri-di-Bild meines Vaters aus dem Gepäck geholt, das ich nun aufmerksam studierte. Mein Vater hatte es nie zugelassen, daß Aufnahmen von ihm gemacht wurden, aber dieses Bild hatte ich von meiner Pflegemutter erbeten, als ich ging. Ich weiß nicht, weshalb ich es tat – außer ich besaß tief im Innern das Espertalent der Voraussicht. Als ich das Bild nun betrachtete, war ich froh, daß ich es mitgenommen hatte. Denn die Zeit verzerrt die Erinnerung und läßt Einzelheiten verschwimmen.
    Ich war jetzt gewarnt vor der Hitze des Steines und behandelte ihn mit Vorsicht. Während ich mich auf das Bild konzentrierte, spürte ich schwach, daß sich Eets kleine Hand auf die meine legte.
    Ich wußte nicht, wann die Veränderung stattgefunden hatte. Aber als ich nach einiger Zeit in den Spiegel sah, entdeckte ich tatsächlich das Abbild meines Vaters darin. Es war mein Vater, ja, aber irgendwie wirkte er jünger, als ich ihn in Erinnerung hatte. Dann erst fiel mir ein, daß das Bild bei seiner Hochzeit entstanden war und ihn als jungen Mann zeigte.
    Jeder, der ihn gekannt hatte, würde sich an sein scharfes, beinahe hartes Profil erinnern. Und ich hoffte, daß Eet mir helfen würde, den Rest der Mission durchzuführen. Er konnte die Gedanken meiner Feinde durchforschen und mir die nötigen Informationen liefern.
    Eet – was hatte er als Verkleidung gewählt? Ich erwartete etwas wie den Pookha oder die kleine Schlange, deren Form er auf Lylestane angenommen hatte. Doch was nun mit überkreuzten Beinen auf dem Tisch saß, nahm mir den Atem. Es war ein Humanoide von der Größe eines fünf- bis sechsjährigen Kindes.
    Ein kurzer samtiger Pelz, der an den Pookha erinnerte, bedeckte die Haut und ging am Kopf in einen spitzen Schopf über. Er war kohlschwarz und ließ nur zwei knallrote Handflächen frei. Auch die großen, ein wenig vorquellenden Augen waren rot. Auf der Nase stand ein schmaler Pelzstreifen, so daß sie größer wirkte, als sie eigentlich war. Der Mund wurde von dünnen schwarzen Lippen gebildet.
    Ich hatte noch nie von einem solchen Geschöpf gehört, und es beunruhigte mich, daß Eet gerade diese Form gewählt hatte. Raumfahrer hatten oft genug die merkwürdigsten Tierchen bei sich. Aber das hier war kein Tier, so ungewöhnlich es auch aussah. In den Augen und Bewegungen konnte man eindeutig Intelligenz erkennen.
    »Eben.« Das war Eets typische Antwort. »Du wirst sehen, daß mir dieser Körper viele Vorteile bringt.«
    »Was stellst du dar?« fragte ich neugierig.
    »Ich habe keinen Namen für meine Form«, erwiderte Eet. »Es ist eine Lebensform, die meines Wissens längst aus der Galaxis verschwunden ist.«
    Er strich sich mit den roten Händen geistesabwesend über den dunklen Pelz und kratzte sich den kleinen Spitzbauch. »Deine Rasse gibt selbst zu, daß sie als eine der letzten den Raum erobert hat. Doch das ist im Moment unwichtig. Ich kann nur wiederholen, daß es eine sehr günstige Form ist.«
    Ich hoffte nur, daß er recht behalten würde, denn diskutieren konnte man nicht mit ihm. Und dann sah ich noch etwas. Seine Hand befand sich in der Nähe des Leitsteines, fast als wollte er ihn an sich nehmen. Ich schloß die Finger sofort um den Stein und verstaute ihn in meinem Gürtel. Eet schien das nicht weiter zu kümmern.
    Wir verabschiedeten uns von Ryzk und Zakather. Und mir entging nicht, daß Zilwrich Eet zuerst ein wenig verwirrt, dann aber erregt betrachtete. Ich hatte das Gefühl, daß er die Lebensform zu erkennen glaubte.
    Ryzk starrte uns an. »Wie lange hält das?« Es war klar, daß er an Plasti-Veränderungen dachte.
    »Solange wie nötig«, versicherte ich ihm, und wir bestiegen das umgewandelte Rettungsboot.
    Wir starteten, und Eet in seiner neuen Form konnte die Steuerung ausgezeichnet bedienen. Wie lange wir in der Gegend herumkreuzen und auf ein Schiff warten mußten, wußten wir nicht. Wir verbrachten die langsam voranschreitende Zeit in Schweigen. Ich versuchte mich an jede

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