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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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»Sie holen einen, der Jern kannte. Und sie dachten nicht an einen Toten, als sie Hywel Jerns Namen hörten.«
    »Du suchst hier – was?« fuhr der Tintenfisch fort.
    »Ich bin Schätzer. Vielleicht braucht man mich hier. Und dann – hier findet mich die Patrouille vermutlich nicht.« Ich blieb äußerlich gelassen.
    Ein Mann kam herein, langsam und gespreizt, wie es bei der geringen Schwerkraft nötig war. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er besaß das farblose Haar und die empfindlichen Augen des Falthariers. Und die große dunkle Brille, die er trug, machte es mir schwer, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen.
    »Er kannte deinen Vater nicht gut, aber er hatte ihn ein paarmal in Estamphas Hauptquartier gesehen«, erklärte Eet. »Einmal brachte er ihm ein Vorläuferstück, eine Iridiumplatte mit einem Bes-Stein in der Mitte. Dein Vater wollte ihm dreihundert Credits geben, aber er verlangte mehr.«
    »Ich kenne Sie«, sagte ich rasch. »Sie hatten einmal ein Vorläufer-Stück – Iridium mit Bes-Schmuck …«
    »Das ist wahr«, lispelte er. »Ich verkaufte es Ihnen.«
    »Da täuschen Sie sich. Ich bot Ihnen dreihundert, aber Sie wollten mehr. Bekamen Sie den gewünschten Preis?«
    Er gab keine Antwort. Statt dessen wandte er sich dem Orbsleon zu. »Er sieht wie Hywel Jern aus. Er weiß, was Hywel Jern wissen muß.«
    »Etwas – gefällt dir nicht?« fragte der Tintenfisch mit schnellen Tentakelbewegungen.
    »Er ist jünger …«
    Ich lächelte überlegen. »Ein Mann auf der Flucht hat vielleicht weder die Zeit noch die Credits, um sich einer Plasti-Behandlung zu unterziehen, aber er kann Verjüngungstabletten nehmen.«
    Der Faltharier antwortete nicht gleich. Ich ärgerte mich, daß ich sein Gesicht hinter der Riesenbrille nicht beobachten konnte. Dann meinte er zögernd:
    »Es könnte so sein.«
    Während der ganzen Unterhaltung hatte der Orbsleon keinen Blick von mir gelassen. Seine Augen waren starr. Dann setzte er wieder seine Tastmaschine in Gang.
    »Schätzer – vielleicht brauchen wir dich. Bleibe.«
    Ohne Gewißheit darüber zu haben, ob ich nun Angestellter oder weiterhin Gefangener war, wurde ich aus dem Raum gebracht und in eine kleine Kammer weiter unten geführt. Nachdem man Eet und mich nach Waffen durchsucht hatte, ließ man uns allein. Ich drückte gegen die Tür. Sie war verschlossen. Also waren wir Gefangene.

 
12
     
    Was ich im Augenblick am meisten brauchte, war Schlaf. Das Leben im Raum wird immer nach einem künstlichen Plan eingeteilt, der wenig Beziehung zu Sonne oder Mond, Tag oder Nacht hat. Im Hyperraum, wo man kaum etwas zu tun hat, schläft man einfach, wenn man müde ist, und man ißt, wenn man Hunger hat. Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Male gegessen und geschlafen hatte, aber ich fühlte mich todmüde und hungrig.
    Der Raum, in den man uns gesperrt hatte, war so karg wie eine Schiffskabine ausgerüstet. Eine zusammenklappbare Liege, eine Brause und ein Nahrungsschlitz. In der leisen Hoffnung, daß das System vielleicht funktionierte, betätigte ich die Wählscheibe. Und zu meiner Überraschung öffnete sich eine Klappe im Tisch, und eine Rationsdose sowie ein Flüssigkeitsbehälter rutschten in die Ablage.
    Offenbar lebten die Bewohner von Waystar von knappen Rationen, oder sie waren der Meinung, daß ungebetene Gäste sich mit einem Minimum an Nahrung behelfen mußten. Denn was ich nun in der Hand hielt, waren nichts anderes als Notrationen, nahrhaft und kräftigend, aber ohne jeden Geschmack.
    Eet und ich teilten uns den Segen. Als ich die leeren Behälter in den Abfallschacht geworfen hatte, wußte ich, daß ich nun schlafen mußte, egal, was geschah. Aber es schien, daß Eet nicht meiner Meinung war.
    »Den Stein!« Das war ein scharfer Befehl.
    Meine Hand tastete nach dem Gürtel. »Weshalb?«
    »Soll ich etwa im Körper eines Phwat hier herumspionieren?«
    Herumspionieren? Wie denn? Ich hatte bereits festgestellt, daß die Kabinentür fest verschlossen war. Außerdem zweifelte ich nicht daran, daß vor der Tür Wachen standen. Vielleicht wurden wir sogar von Suchstrahlen beobachtet …
    »Nicht hier.« Das klang sehr selbstsicher. »Und wie ich hier herauskomme? Da!« Er zeigte auf eine schmale Leitung in der Nähe der Decke, die einen sehr kleinen Fluchtweg bot, wenn man das Gitter davor entfernte.
    Ich setzte mich auf die Koje und sah zwischen Eet und der Öffnung hin und her.
    »Den Stein!« wiederholte Eet. Ich hatte das Gefühl, als wolle er den Streifzug

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