Sterne ohne Namen
und zweitens verriet ich unter dem Einfluß der Wahrheitsdrogen sicher, was ich von dem Leitstein wußte. Der Leitstein!
Eet hatte ihn irgendwo im Rettungsboot verborgen. Soviel ich wußte, hatte Ryzk keine Ahnung davon. Wenn ich ihn wiederfinden konnte – vielleicht ließ er sich als Waffe einsetzen.
Die Schale – mit dem Stein in der Schale konnte ich meinem Leitstein auf die Spur kommen.
»Wo ist der Schatz?«
»Im Tresor.« Zilwrich sah mich durchdringend an, aber er gab mir bereitwillig Auskunft.
Der Tresor … Wenn Ryzk ihn mit seinem eigenen Daumenabdruck versiegelt hatte, konnte ich nicht an die Schale herankommen.
»Nein.« Der Zakather schien meine Gedanken ebenso leicht zu lesen wie Eet. »Nein – ich habe ihn versiegelt.«
»Das hat er zugelassen?«
»Er mußte es. Was ist dieses Ding, an das die Schale dich heranführen soll? Eine Waffe?«
»Ich weiß nicht, ob man es als Waffe verwenden kann. Aber es ist eine unvorstellbare Energiequelle. Eet versteckte es im Rettungsboot. Die Schale wird es für mich finden.«
»Hilf mir zum Tresor.«
Der Lahme führte den Verkrüppelten. Wir brauchten lange für die kurze Strecke. Aber ich konnte den Zakather stützen, während er den Tresor öffnete. Ich holte die Schale heraus und reichte sie ihm. Während ich ihn zurückbrachte, drückte er sie fest an sich.
Ich legte ihn wieder auf die Koje, und er untersuchte die Schale von allen Seiten. Schließlich zeigte er mit einer der Klauen auf den winzigen Leitstein.
»Du suchst das da.«
»Eet und ich suchen es seit langer Zeit.« Es hatte keinen Sinn, ihm die Wahrheit jetzt noch zu verheimlichen. Vielleicht schafften wir die Reise nicht mehr bis zu ihrem Ende – und die Gegenwart war wichtiger als eine unsichere Zukunft.
»Es ist eine Karte, und du glaubst, der Schatz, dem du nachjagst, könnte hier liegen?«
»Es ist ein größerer Schatz als der, den du im Grab gefunden hast.« So knapp wie möglich erzählte ich ihm die Geschichte des Leitsteins.
»Ich verstehe«, meinte Zilwrich schließlich. »Nimm die Schale und suche den verborgenen Stein. Es scheint, daß wir eine große Entdeckung vor uns haben, wenn wir die Welt finden. Aber sie birgt auch Gefahren, und deshalb muß man zweimal nachdenken, bevor man diese Steine benutzt.«
Ich preßte die Schale an mich und wankte auf den Laderaum zu, in dem sich das Rettungsboot befand. Die letzten Schritte waren eine solche Anstrengung, daß ich befürchtete, ich würde es nicht mehr schaffen.
Dann war ich wieder im Boot, das uns so gute Dienste geleistet hatte. Ich beobachtete die Schale. Der Leitstein glimmte und strahlte mit einem Mal hell auf. Aber wie sollte ich den verborgenen Leitstein finden? Die Glut blieb immer gleich. Dennoch – ich mußte es versuchen.
Ich begann am Heck, ohne eine Veränderung der Ausstrahlung feststellen zu können. Als ich die rechte Flanke des Bootes erreichte, zitterte die Schale plötzlich in meiner Hand. Ich ließ sie los. Sie schwebte durch die Kabine und klebte dann an einer Stelle der Metallverkleidung fest. Mit einer Hand tastete ich das Metall ringsum ab. Ich brach mir die Fingernägel ab, als ich nach einem verborgenen Verschluß oder Riegel suchte. Und dann, ohne daß ich wußte wie, fiel eine ganze Platte der Verkleidung herunter, und ich sah das Feuer des großen Steines. Die Schale wurde mit unwiderstehlicher Gewalt angezogen, bis Stein gegen Stein prallte. Ich machte mir nicht die Mühe, die beiden zu trennen. Mit der Schale in der Hand trat ich den Rückweg an.
Als ich bei Zilwrich angelangt war, stellte ich die Schale auf den Boden und setzte mich daneben. Der Zakather betrachtete die leuchtenden Steine mit Zufriedenheit, aber auch er schien froh zu sein, daß es im Moment nichts für ihn zu tun gab. Meine Bewegungen waren müde und erschöpft, und selbst meine Gedanken flossen träge dahin. Jetzt, da ich den Stein gefunden hatte, wußte ich nicht recht, wie ich ihn gegen Ryzk verwenden sollte.
Eet lag am Rande von Zilwrichs Bett, und eine der schuppigen Hände ruhte auf dem Kopf des Mutanten.
»Der hier ist nicht tot …«
Ich war aus meiner Lethargie gerissen. »Aber …«
»Es ist immer noch ein Lebensfunke da, sehr schwach, aber er glimmt.«
Ich war kein Arzt, und selbst ein Arzt hätte wenig mit dem Mutanten anzufangen gewußt. Dazu kam meine eigene Hilflosigkeit. Eet würde sterben, und ich konnte nichts dagegen tun …
Oder doch?
Denn am Boden stand die Schale, und die beiden Steine
Weitere Kostenlose Bücher