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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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tun, was wir schon längst hätten tun sollen.« Er schluckte. »Willst … Willst du denn meine Frau werden?«
    »Ja, Heinrich.« Ohne Zaudern, ohne Zagen kam ihre Antwort.
    Er küsste sie, drückte sie an sich, spürbar vorsichtig, als fürchtete er, dem Ungeborenen Schaden zuzufügen, geriete seine Umarmung zu fest.
    »Ich bring dich in Sicherheit, Bibi Salmé.«
27
    Die Pendeluhr hinter Glas tickte bedächtig, so als müsste auch sie Für und Wider abwägen, doch dann begann sie die Stille zu zerhacken, die sich im Kontor der Firma O’Swald ausbreitete, nachdem Heinrich Ruete dort sein Anliegen vorgebracht hatte.
    Während er auf eine Antwort seines Gegenübers wartete, ließ Heinrich seine Blicke unauffällig durch den Raum wandern, dessen gediegenes Mobiliar geradewegs aus Hamburg zu kommen schien. Wäre die schweißtreibende Hitze nicht gewesen, die zum Schneiden dick im Raum stand und aus dem Kontor einen Backofen machte, wären die Wände nicht so nackt und weiß gewesen und nur mit einzelnen gerahmten Landkarten und Seestücken in Öl behängt und hätte es Tapeten, Teppiche und Vorhänge gegeben, dann hätte er fast glauben können, sich in seiner Heimatstadt zu befinden und nicht an der ostafrikanischen Küste. Er musste sich zwingen, ruhig sitzen zu bleiben, und mit jedem Ticktack, Ticktack , das in seiner Monotonie und in der lauernden Unendlichkeit das Schweigen noch bedrückender machte, schwand seine Zuversicht. Man hatte ihn im Hause O’Swald spürbar unwillig empfangen und nach einer unhöflich langen Wartezeit in das Kontor eines der Bevollmächtigten geleitet, der gleichzeitig das Amt des Konsuls innehatte.
    »Nun, Herr Ruete«, begann John Witt schließlich, richtete einige beschriebene Bögen vor sich auf dem Schreibtisch genau parallel zueinander aus, räusperte sich und begann erneut: »Erlauben Sie mir die Bemerkung, dass mir Ihr Ansinnen, mit dem Sie heute hier vorstellig geworden sind, doch recht befremdlich erscheint.«
    Heinrich war sich wohl bewusst, dass er sich in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition befand. Er saß vor dem massiven Schreibtisch, der Würde und Handelsmacht demonstrierte und sie auf den Mann auf der anderen Seite übertrug, der augenscheinlich deutlich jünger war als er selbst, und kam sich vor wie ein demütiger Bittsteller. Wie ein Schuljunge, der etwas ausgefressen hatte und nun vor den gestrengen Rektor zitiert wurde. Ein Gefälle der Autorität entstand, das dadurch, dass Heinrich der Ältere war und über größere Erfahrung hier in Afrika verfügte, merkwürdig schief wirkte, und daran hatte er, der gewiefte Kaufmann, schwer zu schlucken.
    »Nichts anderes hatte ich erwartet, Herr Witt«, erwiderte er trotzdem wahrheitsgemäß. Nicht auf Milde hoffte er, nicht auf Vergebung, nur auf Hilfe. Nicht durch Worte, sondern durch Taten. »Dessen ungeachtet bin ich hierhergekommen und habe mich Ihnen anvertraut.«
    John Witt lehnte sich in seinem Stuhl zurück, sodass das von der feuchten Meeresluft nachgegerbte Leder überlaut knarzte. »Ausgerechnet unserem Hause, Herr Ruete. Dem Sie erst unlängst mehrere fähige Agenten für Hansing & Co. abgeworben haben.«
    »Geschäft ist Geschäft, Herr Witt«, entgegnete Heinrich, ohne eine Miene zu verziehen. »Und heute bin ich privat hier, in meiner Eigenschaft als gebürtiger Hamburger, der Schutz und Hilfe der hanseatischen Vertretung auf Sansibar benötigt.«
    Die hellen Augen seines Gegenübers verengten sich. »Gehe ich recht in der Annahme, dass die besagte Person, um die esIhnen hier geht, erst vor einigen Tagen meine Gattin aufgesucht und bei dieser Gelegenheit eine ähnliche Bitte vorgebracht hat?«
    John Witt hatte sich zunächst nichts dabei gedacht, als seine »kleine Frau«, wie er sie durchaus auch in Briefen an die Firmenführung zu bezeichnen pflegte, ihm eines späten Abends aufgeregt berichtet hatte, dass ihr eine Schwester des Sultans höchstselbst einen Höflichkeitsbesuch abgestattet hatte. Er hatte sich sogar aufrichtig gefreut für seine Gattin, dass sie einen solchen Glanzpunkt in ihrem ewig gleichen Tagesablauf bekommen hatte. Eine Abwechslung zwischen den Partien Whist mit anderen Kaufmannsgattinnen, mit denen sie sich die Langeweile vertrieben und sich von der Hitze ablenkten. Erst die ungeschickten Versuche seiner Ehefrau, ihn schmeichlerisch um den Finger zu wickeln, damit der »bedauernswerten Person« in ihrer bedauerlichen Notlage beigestanden würde, ließen Witt hellhörig

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